Skitourengeher unerwünscht

Weniger Skifahrer auf den heimischen Pisten und in den Hotels
Seilbahner erließen Verbote, weil Wintersportler auf die Pisten auswichen.

Lange, schmale Kunstschneebänder sichern derzeit in vielen Skigebieten den Pistenbetrieb bis ins Tal. Links und rechts der beschneiten Hänge ist es grün. An Skitouren im Gelände ist zumindest in tiefen Lagen nicht zu denken. Deshalb wichen zuletzt viele Tourengeher auf die Pisten aus – zum Missfallen vieler Salzburger Seilbahner. Denn auf den Kunstschneestreifen wird es in der Hauptsaison eng. Das Risiko von Zusammenstößen mit Skifahrern steigt. Die Flachauer Bergbahnen zogen mit einem Verbot für Tourengeher auf den Pisten die Konsequenz – und brachen damit einen regelrechten Streit vom Zaun. Ein Lungauer Skigebiet versuchte sogar mit einem eigenen Sicherheitsdienst Skitourengeher von den Pisten fernzuhalten.

Ferdinand Eder, Sprecher der Salzburger Seilbahner, befürwortet die Verbote. Er begründet dies vorrangig mit der Verkehrssicherungspflicht der Skipisten-Betreiber. "Ich erachte ein Verbot in Gebieten, die mit vielen Pistengehern konfrontiert sind, absolut für richtig", sagt Eder. Gerade in der Ferienzeit würde der Platz knapp werden. "Wir haben nichts gegen Skitourengeher, aber derzeit ist es auf den beschneiten Pistenflächen einfach nicht möglich."

Wandern als Alternative

Der Alpenverein zeigt sich vom Vorgehen der Seilbahner weniger erfreut. "Wir sehen uns als Interessenvertretung der Pistengeher und sind unglücklich über solche Verbote", sagt Michael Larcher von der Abteilung Bergsport. Er wirft den Bergbahnen ein "Anlasshandeln" vor. "Vor 25 Jahren hat man geglaubt, man muss eigene Pisten für Snowboarder anlegen. Hier hat es auch funktioniert, ein nebeneinander ist möglich." Gleichzeitig bringt er Verständnis für die Seilbahner auf. "Wir sind Gast auf den Pisten. Derzeit appelliere ich an die Tourengeher, anderen Aktivitäten nachzugehen." – Zumindest bis Neuschnee die angespannte Situation entschärfe. Der KURIER erreichte Larcher selbst bei einer Bergtour im Karwendel-Gebirge. "Die Bedingungen sind besser als im Sommer. Kürzlich bin ich noch einen Klettersteig gegangen."

Tourengeher als Chance

Dem Handel bereitet die Szene nach wie vor große Freude. Die Ausrüstungen für den Tourensport sind längst eine fixe Größe im Fachhandel, bestätigt Ernst Aichinger von der Berufsgruppe der Sportartikelhändler in der Wirtschaftskammer. "Der Skitourensport ist weiterhin eine der wenigen Produktlinien, die ein starkes Wachstum verzeichnen. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass der Trend hinaus in die Natur geht. Das sehen wir ja nicht nur bei der Skiausrüstung, sondern auch im Bekleidungssegment."

In Osttirol haben die Touristiker den Skitourensport als Chance erkannt. Darauf sollen in den kommenden Jahren 20 Prozent der Nächtigungen entfallen, sagt der Sprecher des Lienzer Tourismusverbandes, Martin Roseneder. Er spricht von 600.000 Tourengehern allein in Österreich – ein großes Potenzial. Jedes Jahr würden 50.000 Paare Tourenski verkauft. Hinter dem Vorhaben stehe der gesamte Tourismus, auch die Seilbahnunternehmer, meint Roseneder. In die Region sollen die Sportler mit Veranstaltungen rund ums Tourengehen gelockt werden. Den Saisonauftakt markierte das dreitägige "Skitourenfestival" Mitte Dezember. Trotz Schneemangels fand es heuer zum dritten Mal statt – mit Rekordbeteiligung, betonen die Veranstalter.

Für Verbote von Pistentouren hat Roseneder trotz der prekären (Kunst-) Schneelage kein Verständnis. "Die Liftbetreiber müssen endlich vom hohen Ross steigen und sich der Realität stellen", meint der Osttiroler.

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