ÖBB-Baustelle: Fahrgäste können aus neuen ICE-Zügen nicht aussteigen
Die gute Nachricht vorweg: Der ICE 117 aus Frankfurt am Main auf dem Weg nach Klagenfurt war am Dienstagabend auf die Minute pünktlich. Planmäßig um 21:56 Uhr fuhr er auf Bahnsteig 2 des Bahnhofes Mallnitz-Obervellach in Kärnten ein.
Zum Glück für einen Fahrgast, der so seinen "Anschlusszug" um 22:04 Uhr vom gegenüberliegenden Bahnsteig erreichen konnte. Jenen Zug, der ihn dorthin zurückbrachte, wo er gerade herkam und eigentlich hinwollte – wieder ins Bundesland Salzburg, genauer gesagt nach Bad Gastein.
Keine Kommunikation von den ÖBB
Sie sind verwirrt? Der Herr am Bahnsteig war es auch. Schuld sind die Bahnsteighöhen, vier neue ICE-Züge der Deutschen Bahn, die die Bahnhöfe Bad Gastein und Dorfgastein nicht mehr anfahren, und die fehlende Kommunikation dieses Umstandes im ICE 117.
Der Reihe nach: Im Oktober war bekannt geworden, dass die Deutsche Bahn vier neue ICE-Züge auf ihren Fahrten von Deutschland nach Österreich einsetzt.
Die gute Nachricht: Somit wurden die alten Garnituren, die ständig ungeheizt und fehleranfällig waren, durch eine Topausstattung ersetzt. Die ICEs überzeugen durch WLAN, LEDs bei der Gepäckablage, warme Großraumwagen und Top-Monitore.
Behelfsbahnsteig in Bad Hofgastein
Klar war von Anfang an aber auch: Diese Züge sind mit der Bahnsteighöhe in den Bahnhöfen Bad Gastein und Dorfgastein inkompatibel. So wurde entschlossen, dass ein Art Behelfsbahnsteig in Bad Hofgastein errichtet wird, von dem die Zugpassagiere dann per Schienenersatz nach Dorfgastein bzw. Bad Gastein gebracht werden. Bad Hofgastein ist somit der einzige Halt im Gasteinertal für insgesamt vier neue ICE für die Dauer von 1,5 Jahren.
Im Zuge der Tauerntunnelsanierung sollen an besagten Bahnhöfen auch die Bahnsteighöhen angepasst werden, damit nach dieser Zeit die neuen ICEs wieder fahrplanmäßig halten können.
Einzig: die Zuggäste werden über diesen Nicht-Halt in Dorfgastein und Bad Gastein im Zug überhaupt nicht informiert. Weder durch Durchsagen noch durch Anzeigen auf den neuen LED-Monitoren. Und aussteigen können sie in Bad Gastein und Dorfgastein auch nicht, da die Züge nicht halten.
Ausstieg verpasst, anderes Bundesland
Online erhält man zwar die Info, dass man, wenn man etwa vom Hauptbahnhof Salzburg nach Bad Gastein reist, in Bad Hofgastein auf den Bus als Schienenersatz wechseln muss, aber eine Erklärung, warum dies so ist, fehlt zur Gänze.
Von Klagenfurt aus der ICE 114. Ein Direktzug nach Dortmund. Abfahrt Klagenfurt: 08:42 Uhr.
Ebenso wie der ICE 899. Abfahrt in Klagenfurt um 20:45 Uhr.
Aus Salzburg kommend trifft es die Züge ICE 115 (Abfahrt Salzburg: 16:12 Uhr, ein Direktzug kommend aus Münster) und den ICE 117 (Abfahrt Salzburg: 20:12 Uhr). Letzterer ist ein Direktzug aus Frankfurt.
Wer dies übersieht und nicht in Bad Hofgastein aussteigt, landet wie der Herr von Dienstagabend dann statt im Bundesland Salzburg überhaupt gleich in einem anderen Bundesland. Denn Bad Gastein - wo nicht gehalten wird - ist der letzte ÖBB-Halt auf Salzburgerseite, danach folgt direkt Kärnten.
"Ich habe mein Ticket am Automaten gekauft und war zu wenig aufmerksam, das muss ich ehrlich sagen", gibt der Fahrgast zu. Dass es aber im Zug keinerlei Info gegeben hat, sei für ihn unverständlich. "Auf den Monitoren war Bad Gastein ja nicht einmal angeschrieben. Es stand einfach nächster Halt Mallnitz. Ich bin ortsunkundig, woher soll ich wissen, wann welcher Stopp erfolgt?"
Jahresfahrplan, darum keine Durchsage
Vonseiten der ÖBB heißt es auf KURIER-Anfrage: "Die Halte in Bad Gastein und Dorfgastein werden von den Zügen EC 114, EC 115, EC 117 und EC 899 seit dem Fahrplanwechsel nicht bedient. Das entspricht dem Jahresfahrplan und wird deshalb in der Regel im Zug nicht mehr als Entfall der Halte durchgesagt bzw. angezeigt."
Man wolle den aktuellen Vorfall aber als Anlass nehmen, "dass unser Bordpersonal betroffene Fahrgäste bei der Ticketkontrolle noch einmal explizit auf die von diesem Zug nicht bedienten Haltestellen im Gasteinertal und die weiteren Anschlussmöglichkeiten ab Bad Hofgastein hinweist".
50 Minuten Verspätung
Da der Zug am Dienstag pünktlich war, wäre der Herr - trotz Schienenersatz - eigentlich um 22 Uhr in Bad Gastein gelandet. Mit dem kleinen Ausflug nach Kärnten kam es dann doch noch zu einer Verspätung. Ankunft in Bad Gastein: 22:50 Uhr.
Kommentare