Perfekter Herbst rettete den Jahrgang

Langenloiser Winzer Erich Kroneder
Winzer erwarten Durchschnittsertrag, aber gute Qualität. Frost richtete massive Schäden an.

"Wenn man einen Wunsch-Herbst für Winzer beschreiben wollte, dann sieht er so aus wie heuer", schwärmt Bundesweinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager am Beginn der Weinlese. Die warmen und feuchten Tage im Spätsommer und die kühlen Nächte zum Herbstbeginn waren ideal. "Weil sich der Geschmack herausbildet und die Säure nicht zu stark abgebaut wird, die für unseren Wein typisch ist." Trotzdem ist nicht alles eitel Wonne: Das Burgenland und die Steiermark werden wegen Frosts und zum Teil auch Hagels wohl die kleinste Ernte seit einem halben Jahrhundert einfahren.

Regional begrenzte Frostschäden gibt es aber auch in Niederösterreich – speziell im Spitzer Graben in der Wachau, in einigen Regionen des Weinviertels sowie in Carnuntum. "In Summe erwarten wir in NÖ eine durchschnittliche Ernte", sagt Schmuckenschlager. Auch Winzer Erich Kroneder aus Langenlois ist positiv überrascht: "Trotz Frostschäden sieht es gut aus."

Preise bleiben gleich

Trotzdem ziehen die Traubenpreise an, weil viele Winzer wegen schwachen Erträgen zukaufen. "Konsumenten werden davon wenig spüren. Schon gar nicht im Preissegment von fünf Euro pro Flasche aufwärts", versichert Schmuckenschlager. Winzer seien punkto Preiserhöhungen sehr zurückhaltend.

Ganz andere Probleme gibt es in der Steiermark: Laut Statistik Austria gibt es heuer nur ein Drittel der durchschnittlichen Erntemenge. "Selbst diese Zahlen werden wir wohl noch nach unten revidieren müssen", befürchtet Werner Luttenberger vom Landesweinbauverband. Besonders stark vom Frost im Frühjahr war die Schilcher-Region in der Weststeiermark betroffen.

Luttenberger bestätigt, dass sich etliche Winzer in NÖ mit Trauben eindecken. "Für viele wird der Umgang mit den geringen Vorräten zum Krisenmanagement", sagt er – denn die vergangenen vier Jahre seien ebenfalls schwach gewesen. Luttenberger erwartet Preisanstiege im unteren Preissegment – und fürchtet, dass zumindest die "untersten Regale der Supermärkte" durch ausländischen Wein ersetzt werden, weil einfach die Menge fehlt.

Pech im Süden

Ganz massiv sind die Ernteeinbußen in Teilen des Burgenlandes. Verteilt über das gesamte Bundesland hätten Frost und Hagel ein Minus von rund 50 Prozent verursacht, sagt Christian Zechmeister, Geschäftsführer der "Wein Burgenland". Besonders in Mitleidenschaft wurden die Gegend um Andau, Apetlon und Pamhagen gezogen, wo der Frost zu etwa 75 Prozent Ertragsausfall führte. Sogar noch darüber liegt das Minus zum Teil im Südburgenland – wo zum Frost punktuell auch noch Hagel dazu kam. Mit Preiserhöhungen rechet Zechmeister dennoch nicht.

Beim Weißwein gebe es zwar "einen gewissen Engpass – der regionale Markt sollte aber bedient werden". Beim Rotwein dürften die Konsumenten die Ausfälle dagegen weniger merken: "Da liegen zum Teil noch großartige 15er im Keller."

Von Hagel und Frost weitestgehend verschont blieb Wien. Wohl sind am Bisamberg punktuelle Frostschäden zu beklagen – wo vor allem die Sorten Zweigelt und Chardonnay in Mitleidenschaft gezogen wurden. Doch alles in allem erwarten die Winzer "einen schönen Durchschnittsertrag sowie überdurchschnittliche Qualität", wie "WienWein"-Winzer Gerhard Lobner von "Mayer am Pfarrplatz" erklärt.

Gänzlich sorgenfrei sind aber auch die Wiener Weinbauern nicht. Denn mit der Kirschessigfliege macht sich ein neuer, aus Asien importierter Schädling in den Weingärten breit. Da die Insekten die Haut der Trauben verletzen und Fäulnis verursachen, sei eine extrem selektive Lese nötig, sagt Lobner.

Dafür sei die Weinqualität hervorragend: "Die 2016er werden schöne, fruchtbetonte, duftige Weine – mit einem Kick mehr Säure als im Vorjahr und mit weniger Alkohol." Frühsorten, wie Neuburger oder Müller-Thurgau sind schon gelesen; der "Junge Wiener" kommt um den 7. Oktober in den Handel.

Weingärten in der Wachau ziehen anscheinend zunehmend auswärtige Investoren an. Einer, ein Manager des VW-Konzerns, hat sich bereits in Rossatz in der Wachau eingekauft und lässt seine Flächen – bisher sind es rund fünf Hektar – von einem Winzer aus dem Weinbaugebiet Carnuntum bearbeiten. Das Weingut soll nun wachsen. Das Duo will die 2,5 Hektar Weingärten des Winzers Günter Mayer aus Rossatz zukaufen, der in Pension gehen möchte. Allerdings mit Mitteln, die Mayer erzürnen.

"Ich habe längst einen Käufer, der Weingärten und Heurigenlokal nimmt. Aber diese Firma blockiert den Verkauf mit Einsprüchen, obwohl sie nur die Weingärten erwerben möchte. Das Lokal alleine wäre unverkäuflich. Ohne Verkauf kann ich nicht in Pension gehen."

Grundsätzlich muss der Verkauf landwirtschaftlicher Fläche ab einer bestimmten Größe veröffentlicht werden, damit Landwirte, die Flächen benötigen, ihren Bedarf anmelden können. Im konkreten Fall habe das Interessenten-Duo gar nicht alle Voraussetzungen dafür erfüllt, meinen zuständige Behörde und Bauernkammer.

Trotzdem gibt das Duo nicht auf. Über eine Salzburger Anwaltskanzlei lässt es ausrichten, dass es den abschlägigen Bescheid durch alle Instanzen beeinspruchen werde. Das Duo war nicht erreichbar.

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