Zweites Stadion in Graz: Nächster Elfmeter bei der Herbergsuche
Für die Unterstützer der Facebook-Gruppe Stadion Neubau Sturm Graz ist die Sache klar: „Es ist einfach nicht möglich, im selben Stadion zu spielen!“, deponiert die Gruppe und richtet Bundes-, Landes- und Kommunalpolitikern öffentlich „sportliche Grüße“ aus: „Bitte unternehmt mal was.“ Will heißen: Graz brauche ein zweites Stadion.
Dem GAK ist nämlich der Aufstieg kaum mehr zu nehmen. Zudem besteht Sturm nicht nur aus der Bundesliga-Truppe, die inklusive Europacup noch in drei Bewerben theoretische Titelchancen hat.
Das Frauen-Team mischt in den vorderen Gefilden der Bundesliga mit und empfängt seine Gegnerinnen im Trainingszentrum Messendorf. Sturms Zweier-Elf muss als Zweitligist gar nach Niederösterreich (Wiener Neustadt) für Heimspiele ausweichen.
Daumen hoch?
Zumindest in sozialen Medien kommt die Facebook-Botschaft an: Bisher 162 Kommentare stehen darunter, 153-Mal wurde sie geteilt und 1.328 Mal gingen Däumchen unter dem Posting hoch.
Doch ob es auch von der Politik einen Daumen nach oben für eine Zwei-Stadien-Variante in Graz gibt, ist nach wie vor offen: Immer noch sind vier Grundstücke im Rennen, die Potenzial als Standorte für ein weiteres Fußballstadion in der Landeshauptstadt hätten.
SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger, Vorsitzende des Stadion-Sonderausschusses im Grazer Rathaus, erwartet die Bewertungsunterlagen über die Grundstücke demnächst. „Ich rechne damit, dass wir in den kommenden zwei Wochen die Diskussionsbasis haben und entscheiden können.“
Dann wird auch der Ausschuss wieder tagen, zuletzt war das im Dezember der Fall – und dann auch eventuell auch wieder mit Beteiligung der Opposition, wie Schlüsselberger hofft. Aber ob bei dieser Sitzung letztlich mit einem finalen Ja oder Nein zu der Zwei-Stadien-Lösung gerechnet werden kann, auf die die einstigen Stadtrivalen SK Sturm und GAK drängen, ist fraglich.
„Wir versuchen, einmal die Grundlage zu klären. Sanierung? Neubau? Was ist die Richtung?“, wirft Schlüsselberger Fragen auf. „Der Bedarf der einzelnen Vereine ist ja auch noch nicht wirklich ausgesprochen. Und vieles hängt ja auch davon ab, was sich die Vereine leisten können.“ Die Stadt Graz alleine würde, falls der Entschluss für eine weitere Spielstätte fällt, diese Kosten nicht alleine tragen wollen.
Als Beispiel, wie eine Finanzierung aussehen könnte, dient das neue Trainingszentrum des SK Sturm, das 2026 eröffnet werden soll und auf einem ausgedienten Golfplatz errichtet wird: Gesamtkosten von 12,5 Millionen Euro tragen zum Teil von der Stadt (3,1 Millionen Euro) und das Land, das einen Zuschuss signalisierte. Für den Rest soll sich ein privater Partner finden.
Umbaupläne vorhanden
Das Stadion in Liebenau, nach dem aktuellen Sponsor Merkur Arena genannt, war auch ein Hauptthema der Generalversammlung von Sturm. Präsident Christian Jauk stellte wieder einmal klar: „Wir wollen entweder das Stadion kaufen, oder zumindest das Baurecht erwerben.“ Der Traditionsklub hat auch schon konkrete Umbaupläne. Der Graben kommt weg, die Sitzreihen schließen wie in England an den Rasen an, um mehr Plätze zu bieten. Bedarf ist da: Sturm ist drauf und dran, einen Besucherrekord in der 115-jährigen Geschichte zu schaffen.
Eine Adaptierung auf internationales Top-Niveau ist ebenso notwendig. Hätten es die Grazer im Herbst ins Play-off der Champions League geschafft, hätte man auch aufgrund fehlender Sicherheitsstandards ausweichen müssen.
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