Zurück zur Abnormalität: Österreich muss wieder Maske tragen

Zurück zur Abnormalität: Österreich muss wieder Maske tragen
Der KURIER war unterwegs und hat die Österreicher gefragt, was sie von den neuen alten Maßnahmen halten.

"Wir tragen natürlich alle die Maske, aber Spaß macht es keinen", sagt ein Marktstandler am Kutschktermarkt in Wien Währing am Montag zum KURIER. Am Samstag hätte es schon viele Kontrollen von Polizei und Marktamt gegeben, um die neue Maßnahme zu überprüfen. Es dürfte aber gut funktionieren, denn am Montag sieht man auch, dass sich alle Besucher an die Maskentragepflicht halten. 

Hüseyin Tanis, selbsternannter Kebab-Weltmeister am Anfang des Kutschkermarktes sagt: "Wir müssen alle zusammen helfen, es bringt nichts. Ich weiß auch aus der Türkei, dass auch junge Menschen nicht ausgenommen sind. Die Menschen nehmen es jetzt wieder ernster und es kommen auch weniger, das merkt man gleich." Andere sind wiederum verunsichert, denn so richtig durchschaut haben die neuen Maßnahmen viele noch nicht, wie Carmen Rothauer und Sophia Rumpel sagen: "Man kennt sich nicht wirklich aus mit den Regeln. Man muss viel nachlesen. Wir tragen die Maske zur Sicherheit auch in Innenräumen und wo es eng ist. Das Schild, dass man am Markt jetzt wieder Masken tragen muss, wurde gerade erst hier aufgehängt."

"Es ist ein Chaos"

Am Brunnenmarkt ist die Situation unübersichtlicher als am Kutschkermartk. Das Marktamt, kontrolliert. Viele Menschen verstehen nicht worum es bei den Kontrollen geht. Auf kleinen Tischen am Markt sitzen Menschen und essen Kebab und Co - natürlich ohne Masken.Anderen Besucher auf der schmalen Gasse tragen die Maske.Thomas Blaser von Würdtelstand 16er: "Man merkt, die Regierung weiß nicht mehr, was man tun kann. Und man kennt sich nicht aus. Es nimmt dich keiner ernst und die Regeln sind verwirrend." Sein Gast Andi stimmt zu: "Es ist ein Chaos!"

Zusätzliche Maßnahmen wären "tragisch"

Im Café Landtmann findet man Gäste aufgrund des guten Wetters nicht in den Innenräumen des Lokals vor. Die meisten genießen das schöne Wetter im Schanigarten. Das Service-Personal achtet trotz frischer Luft penibel auf die wieder eingesetzten Maßnahmen. "Wenn das das Einzige ist, was wir machen müssen, damit wir durchkommen, dann ist es das Mittel, das uns am leichtesten fällt", sagt Service-Leiter Daniel Burghauser (40) zur Maskenpflicht. Grundsätzlich würden die Gäste die neuen Maßnahmen gut annehmen. Jeder wisse ja für sich was vor sich geht. Wenn die MNS-Pflicht die große Lösung für den Herbst wäre, wäre das schon gut, meint Burghauser. Wenn es mehr werden würde, wäre es hingegen "tragisch".

Kritische Stimmen aus Klagenfurt

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In Klagenfurt findet die 90 Jahre junge Marktbesucherin Gisela die Maßnahmen hingegen übertrieben, wie sie dem KURIER erzählt: " Ich finde die neuen Maßnahmen sind überspannt. Ich habe keine Angst, obwohl ich alt bin. Sollte irgendwo die MNS-Pflicht gelten, zieh ich mir den Schal vor den Mund."

Anna aus Klagenfurt-Viktring stören die vielen Verordnungen: "Wo bleibt die Logik. Man verwirrt die Menschen durch eine Flut von Verordnungen. Wir dürfen nicht alle Maßnahmen ohne kritisches Hinterfragen hinnehmen."

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Ähnlich sieht es auch Andreas H, den der KURIER am Südbahnhofplatz in Linz trifft: „Ich finde es ganz blöd. Es wird alles aufgebauscht“, sagt er. „Um sich anzustecken, muss man laut Experten ja miteinander 15 Minuten reden. Wenn ich jetzt ein Weckerl beim Bäcker hier kaufe, dauert das vielleicht eine Minute“, gibt er zu bedenken. Vorschriften seien aber Vorschriften: Er befolge sie deshalb dennoch - ebenso wie die anderen Marktbesucher. „Wir haben es so, weil es vorgeschrieben ist. Wir wollen keinen Streit“, sagt Verkäufer Robert M. (35). Wiltrud S. (50) ist gerade dabei den Laden mit einem vollbepackten Einkaufskorb zu verlassen: „Für mich ist die neue Maskenpflicht kein Problem“, sagt sie. Diese Einstellung scheint am Markt generell zu herrschen, denn die meisten Marktbesucher tragen Maske. Nur vereinzelt sieht man Leute in Läden ohne Maske ein- und ausgehen.

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In St. Pölten ist Robin Pum mit der Maskentragepflicht einverstanden: "Ich kann mir ein Leben ohne Maske schon gar nicht mehr vorstellen. Natürlich ist es mühsam, aber es erfüllt halt auch seinen Zweck. Außerdem glaube ich, dass viele auch in der Zeit nach Corona noch eine Maske tragen werden." 

Der Wirt Leo Graf aus der nö. Landeshauptstadt sagt, dass sich die Kunden an die neuen Maßnahmen halten und die Menschen dennoch kommen würden, aber: "Leider gibt es aber auch die Unsicherheit, wie es in den kommenden Monaten weitergehen wird. Das spiegelt sich natürlich auch in den Reservierungen wieder."

Gabriele Kada, 55 Jahre, Angestellte aus Göllersdorf im Bezirk Hollabrunn sorgt sich ebenfalls um die Wirtschaft: "Also für mich ist die Ausweitung im Handel unzumutbar - vor allem für die Angestellten. Und auch für die Wirtschaft, da sich einige Menschen überlegen werden shoppen zu gehen, weil sie die Maske nicht tragen wollen. Die werden genau das nötigste einkaufen gehen und das war es. Auch die Sperrstunde in der Gastronomie um 1 Uhr finde ich nicht sinnvoll, weil das Virus nicht bis um 1 Uhr weg ist und danach erst aktiv wird." Die Sperrstunde kann auch Anja, Krankenpflegerin aus Hollabrunn nicht nachvollziehen. "Ich habe einen Bekannten, der selbst Gastronom ist und für die geht es jetzt wieder ums Überleben. Viele machen erst ab 1 Uhr viel Geschäft und ob man nun bis 1 oder bis 2 Uhr in einem Lokal sitzt, ist dem Virus egal." Nachsatz: "Ich bin der Meinung, dass man die Maskenpflicht nie hätte lockern dürfen. In meinem Job muss ich den ganzen Tag damit herumlaufen, ich bin es also gewohnt, das ist klar. Aber ich verstehe die Aufregung nicht, denn das ist noch die harmloseste Maßnahme." Es müsse eben verhindert werden, dass es zu einem zweiten Lockdown kommt. 

 

 

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Beim Lokalaugenschein in der Wiener Neustädter Innenstadt zeigt sich, dass die neue Maßnahme ohne große Probleme umgesetzt wird. Heinz Ferstl von der gleichnamigen Konditorei und dem Traditions-Kaffeehaus am Hauptplatz weiß jedenfalls nichts Gegenteiliges zu berichten. „Wenn jemand ohne Maske ins Lokal kommt, dann nur weil er vergessen hat sie aufzusetzen. Wenn man die Kunden darauf hinweist, entschuldigen sie sich sofort“, so Ferstl. Selbst im Schanigarten herrscht hervorragende Disziplin. „Wenn jemand ins Lokal kommt, um beispielsweise auf das WC zu gehen, setzen sich die Kunden schon am Tisch ihre Maske auf“, sagt der Konditor.

Ein paar Meter weiter im Restaurant Luigi von Michael Doci ist die Terrasse bei herrlichem Spätsommerwetter prall gefüllt. Hie und da müssen die Mitarbeiter die Kunden darauf aufmerksam machen, dass am Weg zu den Tischen wieder Maskenpflicht herrscht. Aber die Einsicht ist da und großartige Debatten darüber, gibt es zum Glück nicht, erklärt der Szene-Gastronom.

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In der langen Schlange vor der Würstl-Boutique von Wolfgang Wilczek halten die Kunden rigoros Abstand zueinander. Geholfen haben dabei Aufkleber am Boden. Allerdings sind sich die Kunden unter freiem Himmel noch nicht ganz sicher, ob die Maskenpflicht auf an der Warteschlange des Kiosk gilt. „Streng genommen ist rund um mein Geschäft eine Betriebsstätte und dort gilt auch die Maskenpflicht. Es sei aber nicht immer leicht, das zu kommunizieren, erklärt Wilczek. An der Ausgabestelle seiner Würstl-Boutique habe er Plexiglas zum Schutz installiert. Noch sei die Situation sehr entspannt, weil sich auf Grund des warmen Wetters fast alles im Freien abspiele. Im geschlossenen Lokalbereich habe er nur ganz vereinzelt Gäste.

Masken-Fans im Salzburg

Im Europark Salzburg ist seit Montag die Drehtüre wieder die Maskenschleuse. Viele Besucher gehen ohne Maske in die Drehtür und kommen mit Maske in Westösterreichs größtes Einkaufszentrum an, beim Weg hinaus wiederholt sich das Schauspiel in die entgegengesetzte Richtung. "Ich finde es gut, dass die Maske jetzt wieder Pflicht ist", sagt der junge Bäckereiverkäufer Denis. "Das hätte schon früher so sein sollen, vielleicht war es ein Fehler, dass die Maske zuletzt nur in den Geschäften, aber nicht auf den Gängen Pflicht war." Viele Besucher wären abseits der Geschäfte vergangene Woche ohne Maske unterwegs gewesen.

Heute ist das anders, kaum jemand ist zu sehen, der keine Maske trägt. Plötzlich taucht eine ältere Maskenverweigerin mit ihrem Hund auf. Doch schnell zeigt sich, dass von Verweigern keine Rede sein kann. Die Frau merkt ihren Fauxpas und holt sich bei der Bäckerei eine Maske. Verkäuferin Yvonne findet es auch gut, dass wieder Maskenpflicht herrscht. "Es war komisch, dass man sie in den Geschäften tragen musste und in der Mall nicht. So ist es besser", meint sie. Yvonne glaubt auch, dass uns die jetzige Regelung wohl länger erhalten bleiben wird.

Im City Center in Amstetten (CCA) fordern Tonbanddurchsagen die Kunden zu einem "sicheren Miteinander" durch das Tragen des Mund-Nasenschutzes und das Einhalten des Sicherheitsabstand von einem Meter auf. "Für mich ist das selbstverständlich. Ich empfinde keine Belastung durch die Maske" sagt Kundin Gerlinde Beck. Sie fühlt sich in öffentlichen Räumen nicht gefährdet, achtet darauf immer genügend Sicherheitsabstand einzuhalten. Dass sich draußen vor dem Einkaufszentrum dann gleich wieder Menschentrauben dicht an dicht drängen, ärgert die Amstettnerin aber. Das Tragen der Maske auch auf den Gehsteigen könnte kommen , "wäre aber nicht notwendig, wenn alle vernünftig wären", sagt Beck.

Absolut kein Problem mit der verschärften Maskenpflicht hat Ferdinand Umgeher, der gerade einen Kaffee getrunken und sich in der Shopping-Mall sofort wieder die Maske hochgezogen hat. "Gewisse Sachen muss man akzeptieren, dann wird das Ganze auch wieder vorbeigehen", sagt der Amstettener gelassen. 
Bis auf etliche junge Mädchen, die ihre Masken provokant an der Kinnkante hängen haben, halten sich im  CCA alle Passanten an die neue Maskenpflicht. Ein älterer Herr ist aber unzufrieden. "Die neue Verschärfung kommt viel zu spät. Es hätte nie Lockerungen geben sollen. Jetzt wird es schwierig", sagt er, will aber anonym bleiben.  

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Die Passanten in der sonnigen Eisenstädter Fußgängerzone beunruhigt die relativ hohe Honfektionsrate von 11,6 pro 10.000 Einwohnern nicht weiter. Drei ehemalige Arbeitskolleginnen aus dem angrenzenden Niederösterreich sind eigens ins Burgenland gekommen, um sich im Schanigarten eines Lokals zum gemütlichen Plausch zu treffen. „Draußen sitzen zu können war uns schon wichtig“, sagt eine der Besucherinnen, bei Schlechtwetter hätte man das Treffen wohl eher verschoben, um einen längeren Aufenthalt im Lokal zu vermeiden. Denn natürlich seien die verschärften Corona-Regeln wie die erweiterte Maskenpflicht nicht angenehm. Mit ein bisschen mehr „Hausverstand“ und Eigenverantwortung aller Menschen hätte es aber nicht so weit kommen müssen, meint eine der Damen.

Ins gleiche Horn stößt auch ein Ehepaar aus Oslip, einer kleinen Gemeinde nahe Eisenstadt. Die Maßnahmen seien „ein notwendiges Übel“, das man aber im Sinne der Eindämmung der Pandemie in Kauf nehme. Sie seien zwar „gelassen, aber verharmlosen dürfe man das Virus keinesfalls“. Die Lockerungen seien „zu rasch“ gekommen, sagt der Osliper und stellt der Bundesregierung insgesamt ein durchwachsenes Zeugnis aus: Vieles sei zwar gut gemanagt worden, aber anderes wie die Ampel ziemlich missglückt: „Da kennen sich wahrscheinlich nicht einmal die Erfinder selbst aus“.  

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