Zu wenig Medikamente: Chemische Industrie für Exportverbot
Wochenlang war das lebenswichtige Medikament "Imurek" nicht in Österreich erhältlich. Mediziner schlugen Alarm, als ihre Patienten ihnen erzählten, dass sie ihre Arzneimittel nicht mehr in der Apotheke bekommen. Italien half aus - die aktuelle Lieferung sollte bis zum Herbst reichen. Und bis dahin hat sich schon eine neue Lieferung angekündigt.
Hinsichtlich der Diskussion um Lieferengpässe bei Arzneimitteln in Österreich spricht sich der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) für ein Exportverbot von bestimmten Medikamenten aus. Die heimische Produktion solle gestärkt werden. Die reine Verschreibung von Wirkstoffen sei hingegen keine geeignete Lösung für Lieferengpässe, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.
Häufig liege es an sogenannten Parallelexporten, dass manche Arzneimittel nicht zur Verfügung stehen. Dass für den österreichischen Markt bestimmte, hierzulande günstigere Medikamente in höherpreisige Märkte wie Deutschland exportiert werden, sei "leider gängige Praxis", kritisierte der FCIO. "Die Hersteller produzieren ausreichend Arzneimittel für den heimischen Markt. Engpässe dürfte es eigentlich gar nicht geben", ist FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger überzeugt. Mit einem Exportverbot im Falle von Liefereinschränkungen könnte man dieses Problem schnell und effizient beheben.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zähle die Einrichtung eines Vertriebseinschränkungsregisters. Man benötige eine "klare gesetzliche Ansage" betreffend den Export von Medikamenten.
Heimische Produktion stärken
Um Lieferengpässen aufgrund von Produktionsausfällen bei Arzneimitteln aus Drittländern wie etwa China vorzubeugen, müsse die heimische Produktion gestärkt werden. Grundlagen dafür seien planbare Rahmenbedingungen für Unternehmen und faire Preise bei Arzneimitteln, für die es schon Nachfolgeprodukte gibt, so der Fachverband. Andernfalls sei eine konkurrenzfähige Produktion in Österreich oder im EU-Ausland nicht möglich. "Es kann nicht sein, dass eine Packung Kaugummi mehr kostet als lebensnotwendige Medikamente, die zahlreichen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen entsprechen müssen", so Hofinger. Ein Instrument zum teilweisen Ausgleich der Preisunterschiede wegen höherer Produktionskosten sei das Preisband. Dieses solle im Dauerrecht verankert werden, um eine "Abhängigkeit bei wichtigen Medikamenten von einzelnen Herstellern in Schwellenländern zu verringern".
Im Vorschlag einer reinen Verschreibung von Wirkstoffen durch Ärzte sieht der FCIO hingegen keinen Sinn. Diese würde einen massiven Eingriff in das bestehende Therapie- und Abgabesystem darstellen, bei dem der Apotheker über die Therapie des Patienten entscheiden würde und nicht der Arzt.
Kommentare