Umfrage: Diesen Lehrplan wünschen sich junge Menschen

Jugendliche von YEP bei der Übergabe an Minister Polaschek
Erstmals durften Jugendlichen über ihre Lehrpläne mitbestimmen. 17.5000 haben sich an dem Projekt beteiligt.

Das war schon so etwas wie ein historischer und europaweit einzigartiger Moment: Erstmals durften Schülerinnen und Schüler ihre Lehrplänen mitbestimmen. Bisher haben sich bereits über 17.500 junge Menschen bundesweit am Projekt DemokratieMachtSchule beteiligt, damit ist es das österreichweit größte Jugendbeteiligungs-Projekt im Bildungsbereich.

Am 5. Oktober wurde der #DemokratieMachtSchule Jugendbericht zu den neuen Lehrplänen Bildungsminister Martin Polaschek von Schülerinnen und Schülern überreicht und heute  veröffentlicht. Der Bericht ist das erste Ergebnis eines innovativen Partizipationsprozesses, den das Sozialunternehmen YEP im Auftrag des BMBWF seit Februar 2023 umsetzt, und wird als datenbasierte Entscheidungsgrundlage für die neue Lehrplanentwicklung der Sekundarstufe 2 dienen. Der erste Prozess widmet sich dem Lehrplan der Kaufmännischen Schulen, die weiteren Schulformen starten, wie angekündigt, im Herbst 2023.

Politische Innovation durch aktive Beteiligung von Jugendlichen

Beim YEP Jugendbericht #DemokratieMachtSchule zum Lehrplan der kaufmännischen Schulen haben Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 20 Jahren mitgewirkt. In einem
ganzheitlichen und niederschwelligen Forschungsprozess wurde in Workshops und Fokusgruppen (qualitative Datenerhebung) und einer partizipativ erstellten Online-Befragung
(quantitative Datenerhebung) die Bedürfnisse, Ideen und Perspektiven der Jugendlichen katalysiert. Durch einen zu Beginn des Prozesses festgelegten Wirkungsvertrag, wird
sichergestellt, dass die Ergebnisse konkreten Eingang im Lehrplan finden.

Das mehrfach prämierte Sozialunternehmen YEP - Stimme der Jugend - ist professioneller Umsetzungspartner für inklusive Partizipationsprozesse. In den letzten fünf Jahren hat
YEP über 300 Prozesse aufgesetzt und die Stimme von Jugendlichen wirkungsorientiert in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingebracht in Form von partizipativen Studien.
Durch den pädagogischen Ansatz wird gleichzeitig erlebte Demokratiebildung für junge Menschen ermöglicht sowie Partizipation als gewinnbringende Praxis für ein Miteinander
der Generationen genutzt.

Dazu  Rebekka Dober, Gründerin / Geschäftsführung YEP: “Aktive Beteiligung von Schüler*innen stärkt unsere Demokratie: Demokratie lernt man nicht aus Büchern, sondern indem man sie erlebt. Im Rahmen dieses Beteiligungsprozesses konnte erlebte Demokratiebildung und Beteiligungskompetenz auf breiter Ebene österreichweit gefördert werden. Ziel ist es, dass alle jungen Menschen Selbstwirksamkeit erleben, die Erfahrung machen: Meine Stimme zählt, ich kann etwas bewegen.”

Motivation und Lernerfolg: Erfolgsfaktor Mitbestimmung

Was steigert die Motivation und den Lernerfolg von Jugendlichen? 50% der befragten jungen Menschen geben an, besonders motiviert zu sein, wenn sie bei der Auswahl des
Lernstoffs selbst mitbestimmen dürfen. 46 % der Jugendlichen sagen, dass auch der Unterrichtsbeginn eine große Rolle spielt und würden sich einen späteren Start des Unterrichts um 9:00 wünschen. Ein besonders wichtiger Punkt sind für die Jugendlichen auch motivierte Lehrer*innen und abwechslungsreiche Methoden im Unterricht (46%): Exkursionen, Diskussionen im Klassenverband und das Ausprobieren von theoretischen Inhalten in Form von Praxisprojekten stehen hoch im Kurs. Besonders oft als gewünschte
Lösung genannt wurde das sogenannte modulare Lernen, das eine sehr gute Möglichkeit bietet, um sowohl zu fordern als auch zu fördern und individualisiertes Lernen zu
ermöglichen.

“Lifeskills” und lebensnahe Lerninhalte und aktuelle Themen

Schülerinnen und Schüler wünschen sich, dass sie in der Schule auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Besonders relevant wird dabei das Thema Finanzbildung empfunden. Doch nicht nur neue Lerninhalte, sondern auch einen lebensnahen Bezug bei bereits unterrichteten Fächern wünschen sich junge Menschen. Hier zu nennen sind zum Beispiel ein Fokus auf
Alltagssprache im Englisch-Unterricht, oder realitätsnahe Texte wie E-Mails und Bewerbungsunterlagen im Deutsch-Unterricht. Des Weiteren wünschen sich die Schülerinnen und Schüler, in allen Fächern verstärkt aktuell medial präsente Themen zu behandeln, um aktuelle Situationen besser einordnen und verstehen zu können und auch mit Fake News
besser umgehen zu können.

Mehr lesen: Lernen fürs Leben, nicht für die Schule

Nachhaltiges Lernen durch Projekte und transparente Leistungsbeurteilung

Die Schülerinnen und Schüler wünschen sich angewandte Leistungsfeststellung durch Präsentationen, Projekte, Referate und kleinere Tests. „Präsentationen, Projekte und Referate“ (43 %), „viele kleine Tests statt großer Schulaufgaben“ (41 %), „Mitarbeit im Unterricht“ (38 %) sind die präferierten Formen von Leistungsfeststellung bei Schüler*innen der kaufmännischen
Schulen. „Jede Stunde eine kurze mündliche oder schriftliche Wiederholung vom letzten Unterricht“ (10 %) und „Schularbeiten“ (6 %) sind die unbeliebtesten Arten der
Leistungsfeststellung. Außerdem soll eine einheitliche Leistungsbeurteilung in den Hauptfächern umgesetzt werden, damit Prüfungsmodalitäten nachvollziehbar und
transparent sind und eine faire Beurteilung sichergestellt wird.

Pionierprojekt: Ein Ausblick

Im Februar 2023 wurde der große #DemokratieMachtSchule Partizipationsprozess offiziell gestartet für die Lehrpläne der Sekundärstufe 2, begonnen wurde mit dem Lehrplan der
Kaufmännischen Schulen. Mit dem aktuellen YEP Jugendbericht ist der Partizipationsprozess #DemokratieMachtSchule Jugendbeteiligung zum Lehrplan der
Kaufmännischen Schulen noch nicht abgeschlossen. Mit Herbst 2023 starten die weiteren Schulformen. Ein Zwischenbericht zu den Ergebnissen der Berufsbildenden Höheren
Schulen (BHS) wird im Juli 2024 erwartet. Der erste Entwurf des neuen Lehrplans für Kaufmännische Schulen wird im Herbst 2024 vorgestellt und wird im letzten Schritt dieses
ganzheitlichen Partizipationsprozesses dann wieder den Schüler*innen der kaufmännischen Schulen für eine letzte Resonanzrunde geöffnet. Nach Einarbeitung der Ergebnisse der
Resonanzrunde (sowie der weiteren Resonanzrunden mit anderen Stakeholder-Gruppen) wird der Lehrplan finalisiert und zur Verabschiedung freigegeben. Die Umsetzung ist ab
Schuljahr 2025/2026 geplant.

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