Wohnbau-Krimi „die Eigentum“: Dubiose Millionen-Darlehen im Visier

Symbolbild.
In der Causa um die ehemals gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgemeinschaft „die Eigentum“, die mit Forderungen in Höhe von 47,5 Millionen Euro in die Pleite schlitterte, kommen jetzt neue Details ans Tageslicht. Geschäftsführer Wolfgang U. sitzt seit fünfeinhalb Monaten wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft, für Mitte April ist die nächste Haftverhandlung anberaumt. U. wird betrügerische Krida und Untreue vorgeworfen.
Laut Aktenlage steht U. im Verdacht, als Geschäftsführer „Bestandteile der „die Eigentum“ veräußert oder sonst ihr Eigentum verringert und dadurch die Befriedigung der Gläubiger vereitelt oder geschmälert“ zu haben. Im Wesentlichen soll er neun „nicht verzinste, fremdunübliche Darlehen“ in Höhe von insgesamt 13,74 Millionen Euro ohne wirtschaftliche Rechtfertigung an diverse Gesellschaften vergeben haben, deren Geschäftsführer und/oder deren „indirekter wirtschaftlicher Eigentümer“ er war. Ein Darlehen in Höhe von 381.000 Euro soll er an sich selbst vergeben haben.
Erheblicher Druck
Außerdem soll er im September 2012 sechs Wohnungen einer Liegenschaft in Wien-Währing von der Wohnungsvereinigung um 200.000 Euro erworben haben, „obwohl diese einen Verkehrswert in Höhe von 600.000 Euro aufwiesen“.
„Erst nach erheblichem Druck des Revisionsverbandes und einem rechtskräftigen Bescheid der MA 50“ der Stadt Wien soll er im Juli 2014 400.000 Euro nachgezahlt haben.
Auch soll Wolfgang U. eine Liegenschaft in Neustift am Walde an eine Gesellschaft, deren indirekter Eigentümer er war, unterhalb eines fremdüblichen Kaufpreises, nämlich um 5,7 Millionen Euro, verkauft haben. In diesem Fall müsse der tatsächliche Schaden erst eruiert werden.
Nachdem ein weiterer Prüfbericht im April 2014 feststellte, dass die Wirtschaftlichkeit in den Bereichen Bauverwaltung, Hausverwaltung und Grundstücksverkehr „nicht gegeben war und eine negative Ertragslage vorlag“, legte Wolfgang U. den Firmensitz der „die Eigentum“ von Wien nach Vösendorf. Die Stadt Wien hatte bereits die Aberkennung der Gemeinnützigkeit beantragt. Im Juli 2016 wurde ihr tatsächlich wegen nicht behobener Mängel die Gemeinnützigkeit aberkannt, was den Verlust der steuer- und förderungsrechtlichen Privilegien bedeutete.
Im Gegenzug war „die Eigentum“ verpflichtet, dem Land NÖ – aufgrund zweier Verkehrswertgutachten über ihr Liegenschaftsvermögen – eine Abschlagzahlung in Höhe von 53,24 Millionen Euro zu leisten. Bloß 6,6 Millionen Euro sollen geflossen sein. Das Land NÖ beantragte daraufhin im Dezember 2020 ein Insolvenzverfahren und erstattete eineinhalb Jahre später Strafanzeige.
Das sagt der Verteidiger
„Vor der Polizei machte der Beschuldigte von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern“, heißt es in den Akten. Laut seinem Anwalt Michael Dohr bestreitet Wolfgang U. die Vorwürfe. „Es ist demnächst eine Aussage bei der Polizei geplant“, sagt Dohr zum KURIER. Was die Darlehen in zweistelliger Millionenhöhe betrifft, werde sich alles aufklären lassen. Dohr: „Wenn es zutreffen würde, wäre er Multimillionär, was er aber absolut nicht ist.“
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