Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) führt im Standard auch die deutlich gesunkenen Temperaturen als Faktor an. "Die Temperaturen sind jetzt deutlich gesunken, die Menschen sind wieder mehr in Innenräumen, da macht sich der saisonale Effekt richtig bemerkbar", sagt Czypionka.
Dass aktuell auch ein deutlicher Anstieg bei grippalen Infekten und anderen Infektionen, die vergangenen Herbst beinahe komplett ausgeblieben sind, festzustellen ist, ist für Czypionka auch ein Indiz dafür, dass Kontaktbeschränkungen im Vergleich zum Vorjahr generell weniger streng eingehalten werden. Außerdem herrsche inzwischen die Delta-Variante und nicht mehr der deutlich weniger infektiöse Wildtyp vor.
Trotzdem rechnet Czypionka nicht damit, dass die Zahlen komplett explodieren: "Das ist noch kein exponentieller Anstieg, ich würde eher sagen, das sind Ausreißer mit steigender Tendenz.
Auf den Intensivstationen - für etwaige weitere Maßnahmen gilt die Belegung inzwischen ja als entscheidender Faktor - ist die Situation trotz steigender Zahlen insgesamt übrigens tatsächlich entspannter als im Herbst 2020. Vom Höhepunkt mit 615 belegten Betten ist man noch immer weiter entfernt. Auch wenn mit 280 Intensivpatienten die nächste Stufe im Corona-Plan der Regierung (ab 300 mit Coronapatienten belegten Betten) gefährlich nahe kommt.
90 Prozent aller symptomatischen Erkrankungen bei Ungeimpften
Klar ist: Laut Daten der AGES treten 90 Prozent aller symptomatischen Erkrankungen in der Gruppe der ungeimpften Bevölkerung auf.
Die Daten würden eindeutig zeigen, dass "die Impfung zwar kein Totalschutz ist, aber sie bremst alles ein: sowohl die Weitergabe einer Infektion als auch das Erkrankungsrisiko und besonders auch das Risiko schwer zu erkranken", betont Statistiker Erich Neuwirth gegenüber dem KURIER.
Um die aktuelle Entwicklung der Infektionszahlen einschätzen zu können: Rund 0,75 Prozent der Infizierten landet laut Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub in Wien derzeit auch im Spital. „Im September hat man damit gerechnet, dass ungefähr ein Prozent der positiv Getesteten auf der Intensivstation landet. In den letzten Wochen haben wir gesehen, dass das nicht mehr ganz hinkommt. Wir sind jetzt eher bei drei Viertel dieses Wertes, also umgerechnet gegenwärtig etwa 30 Personen pro Tag“, erklärte Klimek zuletzt im KURIER.
Immerhin: "Die Prognose ist zumindest besser als letztes Jahr um diese Zeit", sagt Klimek.
Vergangenes Jahr war der November erst der Auftakt der dritten Welle. Zwei Wochen dauerte damals der Sprung von durchschnittlich 5.086 Neuinfektionen am 4. November auf 7.464 am 13. November.
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