Innsbruck: Wirtschaft will Bus-Touristen nicht verscheuchen
Die Hofgasse in der Innsbrucker Altstadt ist für manche Einheimische zu bestimmten Tageszeiten eine No-Go-Area. Untertags ist die schmale Verbindung zwischen Goldenem Dachl und Hofburg von Touristen derart verstopft, dass ein Fortkommen nur im Kriechgang möglich ist. In Gruppen wälzen sich die Gäste durch das historische Zentrum. Die große Masse von ihnen wird Tag für Tag in Bussen herangekarrt. Auf einem Areal neben dem Hofgarten steht ein eigener Parkplatz bereit. Doch dessen Zukunft ist, wie berichtet, ungewiss.
Mit dem Neubau der Privat-Uni MCI auf dem Areal hätten die Busse in einer Garage unter der Erde verschwinden sollen. Doch Land und Stadt haben das ganze Vorhaben auf Eis gelegt, weil die Plankosten massiv überschritten würden. Nun wird nach Alternativen gesucht. Und statt einem zentralen Bus-Halt könnte künftig nur noch eine Bus-Spur zum raschen Ein- und Aussteigen der Touristen übrig bleiben. Die politische Debatte kocht hoch. Die Frage ist letztlich, wie viel Steuergeld soll es sich die Stadt kosten lassen, damit Bustouristen auch künftig ohne große Hürden ins Herz von Innsbruck gelotst werden können.
Karl Ischia, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer, will das so nicht beantworten. Er verweist lieber darauf, was die Bustouristen bringen: „Ein Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass die Wertschöpfung bei 80 Millionen Euro jährlich liegt.“ Darin sind allerdings nicht nur die Tagesgäste enthalten. „400.000 Übernachtungsgäste reisen auch mit dem Bus an. Und nicht alle Hotels haben Parkplätze vor die Fahrzeuge“, erklärt Ischia, warum ein großer Busparkplatz auch für die Beherbergungsbetriebe eine Rolle spielt.
Die Studie zeigt aber auch: Die Mehrzahl der Busreisenden – nämlich 480.000 pro Jahr – bleiben nur für einen Tag in der Stadt. Sie lassen bei ihrem Besuch wesentlich weniger Geld pro Tag liegen (35 Euro im Schnitt), als jene, die über Nacht bleiben (115 Euro). Das sind in Summer 16,8 Millionen Euro Wertschöpfung. Die neue Bus-Garage würde, wie berichtet, bis zu 25 Millionen Euro kosten.
Salzburg kein Vorbild
Ischia fürchtet, dass das Bus-Geschäft nachlässt, „wenn es zu kompliziert wird, in der Stadt zu parken“. Er beharrt auf einem Standort im Zentrum. Dass andere Lösungen nicht funktionieren, sei in der Stadt Salzburg zu sehen.
Dort strapaziert aber nicht nur der Bus-Verkehr, sondern auch längst die Zahl der Touristenmassen die Nerven der Einheimischen. Angesichts von mehr als 50.000 Bus-Zufahrten und bis zu zwei Millionen Tagesgästen im Jahr hat sich die Politik bewusst dazu entschieden, den Bus-Tourismus nicht ungebremst weiter wachsen zu lassen. „Es geht nicht alleine um die Wertschöpfung, sondern auch darum, welche Art von Tourismus man will“, sagt Andreas Gfrerer, Obmann des Altstadtverbandes. Der Hotelier fordert schon lange, dass der Qualitäts-, nicht der Massentourismus forciert werden soll. Seit 1. Juni gilt eine neue Regelung für Reisebusse: Über die begrenzte Vergabe von Zeitfenstern für die Zu- und Abfahrten soll die Zahl der Busse gesteuert werden. Der Nutzen sei „noch nicht ganz wahrnehmbar“, meint Gfrerer, der aber die Zahlen abwarten will.
C. Willim, T. Sendlhofer
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