Wirecard-Skandal: Marsalek meldete sich über Anwalt bei der Justiz

German police advertises wanted poster of Wirecard management member Marsalek
Das Landgericht München I erreichte ein Brief seines Anwalts. Darin wird wohl nicht konkret auf Betrugsvorwürfe eingegangen.

Im Wirecard-Skandal hat sich der seit drei Jahren untergetauchte Hauptverdächtige, der aus Österreich stammende Jan Marsalek, über seinen Verteidiger bei der Münchner Justiz gemeldet. Beim Landgericht München I sei ein Brief des Anwalts eingegangen, sagte ein Sprecher des Gerichts am Dienstag. Inhalt und Einzelheiten des Briefs nannte der Gerichtssprecher nicht.

Laut Wirtschaftswoche, die zuvor berichtete, soll der Anwalt in dem Schreiben nicht konkret auf die gegen den österreichischen Manager erhobenen Betrugsvorwürfe eingegangen sein. Allerdings habe er sich zu dem Drittpartnergeschäft des insolventen Bezahldienstleisters geäußert und zu verstehen gegeben, dass dieses existiert habe.

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Braun belastet

Das Drittpartnergeschäft ist ein zentrales Thema des Wirecard-Prozesses, der gerade gegen den früheren Konzernchef Markus Braun, ebenfalls ein Österreicher, läuft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es dieses Geschäft nicht gab - Braun hingegen sagt, es habe existiert.

Laut "Wiwo" dürfte sich Marsalek in dem Schriftstück auch zu den unterschiedlichen Verfahrensbeteiligten geäußert haben. In Justizkreisen heiße es, dass Marsalek vor allem den Mitangeklagten Oliver B. belastet habe, der als Kronzeuge der Anklage gilt. B. war lange Zeit Wirecards Statthalter in Dubai. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens belastete er Braun und seinen ehemaligen Kollegen Stephan von E.

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  • 1999: Wirecard wird als Zahlungsdienstleister gegründet
  • 2015: Die Financial Times berichtet über dubiose Praktiken
  • Juni 2020: Vorstand Markus Braun tritt zurück, Finanzchef Jan Marsalek taucht unter
  • Dezember 2022: Prozessstart in München gegen Braun und zwei weitere Manager u. a. wegen Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrugs 

"Man muss nicht alles glauben"

Marsalek soll dem Gericht laut "Wiwo" zu verstehen gegeben haben, dass B. in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage. Der Verteidiger von B., Florian Eder, sagte der Zeitschrift zu den angeblichen Vorwürfen: "Man kann viel schreiben und viel sagen, man muss aber nicht alles glauben".

Braun und die zwei Mitangeklagten stehen unter anderem wegen bandenmäßigen Betrugs vor Gericht. Ihnen drohen lange Haftstrafen. Seit einigen Monaten bereits wird am Landgericht München I in Sachen Wirecard-Skandal verhandelt.

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Im Sommer 2020 ins Ausland abgesetzt

Die Wirecard-Insolvenz ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik Deutschland. Braun soll zusammen mit der restlichen Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht und so hohe Kredite erschwindelt haben. Er bestreitet die Vorwürfe und macht Marsalek verantwortlich.

Der frühere Wirecard-Finanzchef Marsalek hatte sich im Sommer 2020 ins Ausland abgesetzt, als sich der Kollaps des einstigen DAX-Konzerns abzeichnete. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Marsalek nach Russland geflohen sein.

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