Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

In Vorarlberg nahm das weiße Unheil seinen Anfang. Bis nach Tirol, Salzburg und Oberösterreich zog sich die Schneedecke.
Innsbruck wurde 20 Zentimeter dick eingeschneit. Und das im Oktober – ein Jahrhundertereignis.

Die paar Zentimeter Schnee bringen einen Tiroler nicht aus der Ruhe“, bleibt der Innsbrucker Bürgermeister Christoph Kaufmann gelassen, während er mit einer dicken Winterjacke durch den Schnee stapft. In der Nacht auf Freitag hat eine mehr als 20 Zentimeter dicke, weiße Decke die Stadt eingehüllt.

"Das Problem ist, dass der Schnee so nass und schwer ist. Die Laubbäume haben noch viele Blätter, da bleibt er hängen. Das halten die Äste nicht aus und knicken ab“, erklärt Kaufmann, der für den Straßenbetrieb zuständig ist. 200 Feuerwehrmänner waren in der Tiroler Landeshauptstadt am Freitag im Aufräumeinsatz, alleine im Stadtgebiet gingen rund 180 Alarmierungen ein. Im Laufe des Tages entspannte sich die Situation. „Der Schnee schmilzt schon wieder. Wir hoffen, dass der Herbst noch schön wird und freuen uns auf den richtigen Winter“, sagt Kaufmann.

Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

Sheep are seen on a snow covered field in Absam
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN TIROL
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN VORARLBERG
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN VORARLBERG
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN SALZBURG
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

WETTER: WINTEREINBRUCH IN SALZBURG
Wintergastspiel: Kurz, aber heftig

Schnee in Bayern

Pendler chancenlos

Dass es mitten im Oktober bis auf 500 Meter hinunter so heftig schneit, sei „ein außergewöhnliches Ereignis“, sagt Alexander Ohms von der ZAMG. Ein Blick auf die bisherigen Höchstwerte zeigt: Die Tiroler und Salzburger haben es mit einem Jahrhundertereignis zu tun. Am 7. Oktober 1936 lag in Innsbruck eine Schneedecke von fünf Zentimetern, in Bischofshofen wurden am 14. und 15. Oktober 2009 zwei Zentimeter gemessen.

Wintergastspiel: Kurz, aber heftig
APA15064818-2 - 11102013 - SEEFELD - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Der Wintereinbruch mit zum Teil starken Schneefällen hat in der Nacht auf Freitag, 11. Oktober 2013, in Tirol zu erheblichen Verkehrsbehinderungen geführt. Auf der B177 im Raum Seefeld versuchten Fahrzeuglenker vergeblich die weiße Pracht mit Sommerreifen zu bewältigen. APA-FOTO: ZEITUNGSFOTO.AT/DANIEL LIEBL

Der kurze, aber heftige Wintereinbruch hat von Vorarlberg über Tirol und Salzburg bis ins Salzkammergut in Oberösterreich für ein Chaos im Berufsverkehr gesorgt. Vielerorts wurde der Weg zur Arbeit zur Schlittenfahrt, es kam zu einigen Unfällen. Auf der Tauern- und Brennerautobahn blieben Pkw-Lenker mit ihren Sommerreifen hängen. Stau gab es auch wegen Behinderungen durch abgerissene Äste, die die Fahrbahn blockierten.

Sogar Pendler, die auf den Zug umsteigen wollten, waren in Tirol chancenlos: Umgeknickte Bäume waren auf Fahrleitungen gefallen und hatten den Verkehr auf der Westbahnstrecke bis 10 Uhr lahmgelegt. Auch Stromleitungen erwischte es: In der Früh blieb es in rund 30.000 Haushalten finster, gegen Mittag, als sich die Lage normalisierte, waren nur noch 6000 Haushalte ohne Strom.

Kuh-Drama im Schnee

Im Land Salzburg wurden die Feuerwehren zu insgesamt 71 Einsätzen gerufen, vor allem im Pongau und Tennengau. Im Inneren Salzkammergut (OÖ) war der Schneefall gegen 2 Uhr morgens am heftigsten. Liegen geblieben sind zwar nur wenige Zentimeter, abgerissene Äste hielten die Einsatzkräfte trotzdem auf Trab. Bevor der Frühverkehr einsetzte, waren die Straßen wieder frei.
In Vorarlberg hat das Gastspiel zwei Kühen das Leben gekostet: Sie entkamen von der Weide, weil der Schnee den Zaun niedergedrückt hatte. Sie verirrten sich auf Bahngleise und wurden von einem Zug erfasst.

Aktuelle Verkehrsinformationen der Asfinag finden Sie hier, Streckeninformationen der ÖBB hier.

Die detaillierte KURIER-Wetterprognose kann man hier nachlesen.

Wenn mitten im Oktober das herbstliche Laub in Salzburg und Tirol unter einer bis zu 20 Zentimeter dicken Schneedecke verschwindet, sprechen Wetterexperten von einer „Verkettung meteorologischer Besonderheiten“.

Kalte Luft vom Polarmeer sei über Mitteleuropa gezogen – nicht weiter aufregend, sagt Alexander Ohms, Meteorologe der ZAMG. Aufregend sei lediglich die Situation in Innsbruck gewesen: „So viel Schnee hat es dort an einem Oktobertag noch nie gegeben“, sagt Ohms.

In Westösterreich sei am Freitag das Worst-Case-Szenario eingetroffen: „Die Kaltfront teilt Österreich in zwei Hälften. Im Osten ist es warm, im Burgenland gibt es sogar bis zu 15 Grad. Der Westen hat leider die schlechte Seite erwischt.“

Scheitelpunkt sei Oberösterreich: Während es im Inneren Salzkammergut bis ins Tal schneite, lag die Schneefallgrenze im Gebiet des Nationalparks Kalkalpen bei 1200 Metern.

Schnee im Oktober sei für die Meteorologen grundsätzlich aber genauso wenig neu wie sommerliche Hitze im April, beruhigt Ohms. „Und das ist heuer auch schon vorgekommen.“

Warm und föhnig

Die gute Nachricht: „Es kann nur aufwärts gehen.“ Ab nächster Woche soll es laut Ohms eine lange Föhnphase kommen – die letzten beiden Oktoberwochen werden also überdurchschnittlich warm. „Es schaut nach einem sehr milden November aus. Schnee dürfte es erst im Dezember wieder geben. Aber das wäre schon fast eine Kaffeesudleserei“, sagt Ohms.

Grundsätzlich gelte für Wetterkenner aber die Faustregel: Auf einen allzu plötzlichen Wintereinbruch folgt eine längere milde Phase.

Winterreifen sind ab 1. November Pflicht – dass der Winter aber oft schneller ist als die Pflicht, bekamen Autofahrer in Westösterreich am Freitag zu spüren. Autobahnen wurden zu Schneepisten. Viele blieben stecken, es gab kilometerlange Staus.

„Es ist halt nicht besonders klug, bis zur letzten Sekunde zu warten“, sagt Steffan Kerbl, Techniker vom ÖAMTC. „Man hat ja gesehen, wie schnell es gehen kann.“ Der Autofahrerclub rät, die Reifen schon im Oktober umstecken zu lassen. „Wenn später alle gleichzeitig kommen, gibt es lange Wartezeiten und lange Gesichter“, sagt Kerbl.

Münzentest

Um zu überprüfen, ob das Profil der Winterreifen noch tief genug ist – mindestens vier Millimeter sind Vorschrift– könne man den „Münzentest“ machen. Dabei muss der silberne Rand einer Zwei-Euro-Münze im Profil völlig verschwinden. Kerbl rät, die Reifen trotzdem in einer Werkstatt überprüfen zu lassen: „Der Gummi ist etwas weicher und das Material verändert sich stark.“

Wer sein Auto winterfest machen möchte, sollte vor allem an den Frostschutz denken und die Batterie checken lassen, sagt Kerbl und scherzt: „Bei den Pannenhelfern nennt man den ersten Frost ’Armageddon’, weil da so viele Batterien eingehen.“

Der Wintereinbruch hat auch in Vorarlberg für Behinderungen gesorgt. Während es in tiefer gelegenen Gebieten lediglich regnerisch und kühl war, fielen in den Bergregionen bis zu 20 Zentimeter Neuschnee. Betroffen davon waren laut Angaben des ÖAMTC vor allem das Arlberggebiet und weitere höher gelegene Straßen. Dort herrschte zeitweise Kettenpflicht für Lkw und Winterreifenpflicht für Pkw. Ein Schneechaos wie in anderen Teilen Österreichs blieb aus.

Der Schneefall setzte im Ländle bereits am Donnerstagnachmittag ein, er verlagerte sich im Laufe der Nacht weiter nach Osten. Am Bödele oberhalb von Dornbirn waren daher schon am Donnerstagabend die Räumfahrzeuge im Einsatz, am Freitag herrschte dort Kettenpflicht für alle Fahrzeuge. Winterausrüstung war weiters auf der Faschinastraße zwischen Au und Damüls (Bregenzerwald) sowie auf der Strecke zwischen Hopfreben und Warth am Arlberg nötig.

Zu Unfällen sei es bisher nicht gekommen, so die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle am Freitag. Fünfmal mussten im Bezirk Bludenz die Feuerwehren wegen umgestürzter Bäume ausrücken. So war etwa die Landesstraße zwischen Ludesch und Raggal (Bezirk Bludenz) wegen umgeknickter Bäume, die die Fahrbahn blockierten, gesperrt.

Vom Schneechaos und der Unterbrechung des Bahnverkehrs in Tirol betroffen waren auch die Vorarlberger Bahnkunden, die in Richtung Wien reisen wollten. ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel riet diesen Reisenden, ihre Fahrt auf den Nachmittag zu verschieben bzw. soweit möglich darauf zu verzichten. Man sei dabei, einen Schienenersatzverkehr einzurichten.

Kühe getötet

Eine Herde Kühe hat in der Nacht auf Freitag die Vorarlberger Einsatzkräfte auf Trab gehalten. Die Tiere entkamen in Außerbraz (Bezirk Bludenz) aus ihrer Umzäunung, die vom Neuschnee niedergedrückt worden sein dürfte, und liefen auf das Bahngleis. Zwei Kühe wurden gegen 23.50 Uhr von einem Schnellzug in Fahrtrichtung Bregenz erfasst und getötet, ein weiteres Tier wurde verletzt. Personen kamen nicht zu Schaden, informierte die Vorarlberger Polizei.

Die Bahnstrecke zwischen Bludenz und Langen am Arlberg war laut ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel im Anschluss für zwei Stunden gesperrt. Gegen 1.00 Uhr erreichte die Polizei die Meldung, dass die Tiere erneut entlaufen waren. Mehrere der Kühe befanden sich auf der Vorarlberger Straße (L 190) bei Bings (Bezirk Bludenz). Rund 60 Personen der Feuerwehren Bludenz und Bings-Stallehr, der Autobahnpolizei und der Polizei Bludenz waren in der Folge damit beschäftigt, die Kühe zusammenzutreiben. Sie konnten in Bludenz wieder eingezäunt werden.

Wanderin verirrt

Eine 50-jährige Deutsche hat sich am Donnerstag auf einer Wanderung im Kleinwalsertal bei starkem Nebel und Schneefall verirrt. Die Frau wollte trotz der schlechten Witterung eine Tour nach Schoppernau (Bregenzerwald) und zurück unternehmen und brach gegen 14.30 Uhr auf. Im Bereich des Gerachsattels bei Hirschegg (Kleinwalsertal) verlor sie jedoch die Orientierung und musste mit dem Handy einen Notruf absetzen, informierte die Vorarlberger Polizei. Nach etwa zwei Stunden fanden die Retter die Deutsche im Bereich einer Hochalm. Sie war unverletzt und wurde zu Fuß zu Tal begleitet.

Der überraschend heftig ausgefallene erste Wintereinbruch hat in der Nacht auf Freitag auch in Salzburg teilweise zu einem Verkehrschaos geführt. In der Nacht und auch noch am Freitag brachte die schwere Schneelast immer wieder Bäume zu Sturz, sodass vor allem Straßen-, aber auch Bahnverbindungen unterbrochen wurden. In den Niederungen wurden bis zu 20 Zentimeter Neuschnee registriert.

Auf der Tauernautobahn blieben am späten Donnerstagabend bei der Anfahrt zum Tauerntunnel bei Flachau unzählige Lastwagen und Autos hängen. Gegen 23.00 Uhr musste die Polizei deshalb die Fahrbahn Richtung Süden sperren. Wenig später ereignete sich dann auch auf der Fahrbahn Richtung Norden ein Unfall mit Sachschaden, woraufhin die Autobahn überhaupt gesperrt wurde. Es dauerte in der Folge rund drei Stunden, bis alle hängen gebliebenen Fahrzeuge entfernt werden konnten. Nachdem dann Schneepflüge die Fahrbahn geräumt hatten, konnte die A10 um ca. 2.00 Uhr wieder geöffnet werden. Auch im Bereich Hüttau sind zahlreiche Bäume auf Straßen gefallen. Dadurch kam es laut Polizei zu drei Verkehrsunfällen, bei denen zum Glück niemand verletzt wurde.

Geknickte Bäume

Alle Hände voll zu tun hatte auch die Feuerwehr: Der feuchte, schwere Schnee wurden vielen der noch stark belaubten Bäume zu viel, sodass diese knickten. In der Nacht wurden elf Ortsfeuerwehren zu insgesamt 23 Einsätzen gerufen, in der Früh gab es dann noch einmal etwa gleich viele Ausrückungen, sagte ein Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos. Laut Polizei-Sprecher Erwin Resch stürzten auch am Vormittag vor allem im Pongau noch laufend Bäume auf Straßen.

Betroffen waren auch die ÖBB. Im Bereich Schwarzach/St. Veit im Pongau war die Westbahn wegen eines Oberleitungsschadens unterbrochen, der Betrieb konnte inzwischen wieder aufgenommen werden. Weiterhin unterbrochen war am Freitagmorgen die Bahnverbindung zwischen Bischofshofen und Radstadt, hier wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, so ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel.

Der Wintereinbruch hat am Freitag auch in Oberösterreich für Verkehrsbehinderungen und Stromausfälle gesorgt. Am Pötschenpass und am Pass Gschütt, beide im Salzkammergut im Süden des Bundeslandes, mussten Schwerfahrzeuge vor dem Schneematsch kapitulieren. Das berichtete die Polizei im Bezirk Gmunden. Sie riet den Autofahrern zu Winterausrüstung.

Auf der Pötschenpass-Straße geriet ein Lkw ins rutschen. Danach musste diese Verbindung in die Steiermark vorübergehend gesperrt werden. Auch auf der Straße über den Pass Geschütt in Richtung Salzburg blieben Lkw hängen und sorgten für Blockaden. Außerdem neigten sich Bäume und Äste unter der Last des nassen, schweren Schnee in die Fahrbahn und erschwerten das Fortkommen. Zudem gab es Stromausfälle. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Goisern meldete deswegen mehrere Einsätze zum Freimachen der Straßen beziehungsweise half sie mit Notstromaggregaten aus.

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