Wiens Weihnachtsbummel zur Autofreiheit

Wiens Weihnachtsbummel zur Autofreiheit
Vor 52 Jahren wurde in Wiens City die Fußgängerzone ausprobiert. Der Architekt der Verkehrsberuhigung hatte radikalere Pläne.

Es muss ein aufregendes Ereignis gewesen sein: Mit einem „Weihnachtskorso“ testete man vom 27. November 1971 bis zum 2. Jänner 1972 ein damals für viele Menschen unvorstellbares Konzept: Der Stephansplatz und Teile des Grabens wurden erstmals zur Fußgängerzone erklärt.

Der Start der Aktion wurde wie ein Volksfest zelebriert – mit riesigen Deko-Bällen, Musik aus Lautsprechern und einem Kasperltheater. Während sich die Bevölkerung freute, verspürten viele ein mit Klassendünkel unterfüttertes Unbehagen: „Die ,feinen Geschäftsleute’ äußerten übereinstimmend die Meinung, die Qualität des Käuferpublikums habe sich zugunsten der Quantität verschlechtert“, schrieb der KURIER am 10. 12. 1971.

Es sind Argumente, die sich heute, 52 Jahre später, überraschend vertraut anhören. Wie berichtet, ist eine neuerliche, durch technische Mittel kontrollierte Verkehrsberuhigung in der Innenstadt weitgehend beschlossene Sache. Gegner des Plans argumentieren, dass die Luxusboutiquen der City leiden würden, wenn die Pkw-Einfahrten und die Garagen-Kapazität nicht ausgebaut würde: „Individuelle Mobilität ist noch immer mit Kaufkraft verbunden“, sagte der Innenstadt-Händler Rainer Trefelik im KURIER.

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