Die drei kleinen Orte Winden am See, Breitenbrunn und Purbach (mit insgesamt 6000 Einwohnern) gegen Größen wie Qatar Airways, Lufthansa oder Emirates.
Das Match ist ein unausgeglichenes – und die Bewohner sind entsprechend verärgert. Der Grund ist etwas kurios: Der Landeanflug auf die Piste 34 in Wien-Schwechat sollte eigentlich in einer Kurve über dem Neusiedler See verlaufen. In diesem Bereich sinken die Jets von etwa 2000 auf 1000 Meter und beginnen auf dem Boden störend laut zu werden. Folgt man den Angaben der Austro-Control im Internet, dann müsste der Anflug an den Ortschaften vorbeigehen. So zeigt es der offizielle Anflugsplan.
Die Wirklichkeit ist aber eine andere.
Purbach statt See
Auf der Seite flugspuren.at zeigt die Austro-Control, wie die Jets wirklich einladen. Eine Momentaufnahme der vergangenen 24 Stunden macht deutlich, dass die drei Orte starkem Flugverkehr ausgesetzt sind. Es sind Dutzende Flüge, vor allem über Purbach geht es laut zu. Über die Piste 34 werden rund die Hälfte aller Landungen in Schwechat durchgeführt, vor allem bei Westwind wird diese genutzt.
Abkürzer sorgen für Ärger in Burgenland-Gemeinden
„Es ist nicht so, dass die Flugrouten nicht richtig festgelegt worden sind, nur hält sich kein Pilot daran“, meint KURIER-Leser Stefan H.
Er spricht von einem Skandal: „Praxis ist, dass alle Flugzeuge diese Strecke abkürzen und schon über die Ortschaften Winden am See und Breitenbrunn, also über dicht verbauten Gebiet, fliegen. Man glaubt fast, dass die Flugzeuge bereits in Winden am See landen wollen, so tief fliegen sie bereits“, meint H. „Man kann sich vorstellen, dass der Fluglärm entsprechend ist und die Frequenz der Flugzeuge ist sehr hoch – alle zwei bis drei Minuten.“
Und weiter: „Der Skandal ist, dass die Austro-Control klare Richtlinien vorgegeben hat, wo die Flugzeuge den Neusiedler See überfliegen dürfen und in welcher Flughöhe sie fliegen müssen. Aber die Flugzeuge – sprich: die Piloten – halten sich nicht daran und die Austro-Control tut anscheinend nichts dagegen.“ Beschwerden der Bewohner hätten bisher nichts genutzt.
Bei der Flugsicherung weist man das von sich und betont, dass „es keine gezielte Einflugroute gibt“, wie Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka zum KURIER sagt. Diese sei eher„wie ein Teppich“ und nicht nur eine dünne Route. Das sei auf flugspuren.at nachvollziehbar, dort veröffentlicht die Austro-Control die tatsächlichen Anflugrouten anhand von Radardaten.
„Die oberste Prämisse sind die Sicherheitsabstände bei der Landung“, betont Pohanka. Das bedeutet, dass Flugzeuge oftmals früher oder später Kurven fliegen müssen, da sie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten hereinlanden. Auch sorgen große Flugzeuge (wie etwa der Airbus A380) dafür, dass hinter ihm gefährliche Verwirbelungen entstehen. Vor einigen Monaten rotierte deshalb im arabischen Raum sogar ein Flugzeug mehrfach um die eigene Achse. Deshalb müssen Abstände im Landeanflug mitunter auch spontan leicht vergrößert oder verkleinert werden.
Der Landeanflug auf die Piste 34 sorgte jedenfalls auch in einem Bericht des Dialogforums – in dem alle Beteiligten sitzen, vom Flughafen bis zu den Anrainergemeinden – im Jahr 2017 für Kritik. Dort wurden 230 Flüge festgestellt, die acht Kilometer (fünf Meilen) vor dem Aufsetzen abseits der Einflugroute waren.
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