Wien Energie und die OMV erforschen gemeinsam die Wiener Tiefe

Arbeiter einer Tiefenbohrung
Ein neues Joint Venture soll bis 2040 grüne Fernwärme für bis zu 200.000 Haushalte liefern.

Heißes Wasser aus großer Tiefe hochpumpen, ihm dann die Wärme entziehen, diese über das Fernwärmenetz in die Haushalte und das heruntergekühlte Wasser für den nächsten Durchgang zurück in die Tiefe schicken: das ist im Kern die Idee hinter Tiefengeothermie.

Neu ist das Thema in Wien freilich nicht, die Wien Energie beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit der unerschöpflichen und klimafreundlichen Heiz- und Warmwasserquelle aus der Erde. Was jedoch neu ist, ist der Zusammenschluss des städtischen Versorgers mit der OMV, den die beiden CEOs Michael Strebl (Wien Energie) und Alfred Stern (OMV) am Montag gemeinsam mit dem designierten Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, Peter Weinelt, verkündeten.

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Konkret haben die beiden Unternehmen ein Joint Venture namens „Deeep“ gegründet, an dem die Wien Energie 51 und die OMV 49 Prozent halten. Die knapp, aber doch entscheidend ungleichen Eigentumsverhältnisse sollen rein wirtschaftliche Gründe haben, sagte Stern, der wie auch Strebl wiederholt eine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ lobte.

Pilotprojekt wird in Aspern umgesetzt

Deren Ziel: Bis 2040 klimaneutrale Fernwärme für 200.000 Haushalte zu erzeugen. Gelingen soll das durch die Errichtung von bis zu sieben Erdwärme-Kraftwerken mit insgesamt 200 Megawatt (MW) Leistung, in die Planungen sollen vorerst 20 Millionen Euro investiert werden.

Auch das erste konkrete Projekt steht bereits fest: Die vor einem Jahr von der Stadt angekündigte erste Tiefengeothermie-Anlage am Rand der Seestadt Aspern wird nun im Rahmen des Joint Ventures umgesetzt. Die 20-MW-Anlage soll um die 80 Millionen Euro kosten, zehn Prozent werden vom Klimaschutzministerium gefördert.

Die Bohrungen sollen 2024 beginnen, die Inbetriebnahme ist aktuell für 2027 geplant.

Wertvolle Erkenntnisse erhofft

Liefern soll Aspern dann nicht nur grüne Fernwärme für 20.000 Haushalte, sondern auch Daten und Erkenntnisse für die weiteren, geplanten Projekte – wobei deren Planung nicht erst beginnen soll, wenn Aspern am Netz ist, wie betont wurde.

Strategisch ergibt die Partnerschaft für beide Seiten Sinn. Die OMV will das fossile Geschäftsmodell bis 2050 hinter sich lassen, die im Eigentum der Stadt stehende Wien Energie hat ohnehin das Ziel der Klimaneutralität 2040. So soll die Fernwärme künftig ungefähr zu je einem Viertel durch Großwärmepumpen, Müllverbrennung, Kraftwerke auf Grüngas- bzw. Wasserstoff-Basis und Tiefengeothermie erzeugt werden, skizzierte Strebl.

Ein warmer Schatz ruht in der Tiefe

Das Potenzial für Letztere hatten Wien Energie und OMV in der Vergangenheit ebenfalls gemeinsam erhoben. Mit großem Aufwand wurde zwischen 2016 und 2021 im Rahmen des Projekts „GeoTief Wien" ein 3-D-Modell des Wiener Untergrunds erstellt – und Thermalwasser gefunden.

Im sogenannten Aderklaaer Konglomerat liegt unter Simmering und der Donaustadt in rund 3.000 Metern Tiefe einer der Schlüssel zu einer grünen Wärmeversorgung der Stadt.

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