Die Forscher haben sich auf das wahrscheinlich Realistische fokussiert: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft am besten durch eine Kombination aus aktiver Mobilität wie dem Zufußgehen und Radfahren sowie Bahn und öffentlichem Verkehr skalierbar, ökologisch, sozial und wirtschaftlich befriedigt werden können", schreibt Emberger in der Studie.
Weniger Pkw & Lkw
Aktuell finde in Bevölkerung und Politik ein „Paradigmenwechsel“ statt, heißt es in der Studie weiter, der sich jedoch deutlich zu langsam vollziehe, um einen relevanten Beitrag zur Vermeidung der Klimakrise leisten zu können.
Denn um die Klimaneutralität im Verkehr bis zum Jahr 2040 zu erreichen, seien neben technologischen Möglichkeiten wie der Elektrifizierung und Energieeffizienzsteigerungen auch signifikante Reduzierungen der Fahrleistungen von Pkw und Lkw im Vergleich zur Gegenwart erforderlich.
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Verkehrspolitik zeigt sich einfach im sogenannten „modal split“, also in welchem Verhältnis welches Verkehrsmittel genutzt wird. Embacher meint, dass im Personenverkehr eine Reduktion des Anteils der Pkw von derzeit 61 auf 42 Prozent und eine entsprechende Erhöhung des Anteils des Öffi-Verkehrs von 16 auf 23 Prozent passieren werde. Die abgestrampelten Kilometer auf dem Fahrrad würden sich demnach verdoppeln von 7 auf 13 Prozent, es werde aber auch deutlich mehr zu Fuß absolviert, von derzeit 16 auf 22 Prozent.
Nicht zuletzt müssten beim Güterverkehr zukünftige Transportzuwächse auf die Schiene verlagert werden.Grundsätzlich hielt Embacher dann noch fest, dass die „Bahn unter den mechanisierten Landverkehrsmitteln das zukunftsträchtigste ist“, er begründet das unter anderen mit der Inklusivität der Bahn, dem Energieeinsatz, dem geringeren Flächenverbrauch oder dem niedrigen Gefahrenpotenzial.
Der Uni-Professor hat wohl vorausgesehen, dass seine Vision für das Jahr 2123 für manche vielleicht zu wenig Science-Fiction beinhalte. Denen richtet er aus: „Weder Trendprognosen noch Szenarienrechnungen sind in der Lage, die Mobilität in 100 Jahren vorherzusagen. In der Literatur herrscht jedoch Einigkeit, dass die Zukunft gestaltbar ist und die Politik positive Zukunftsbilder entwickeln könne und müsse.“ Der KURIER wollte dann von CEO Matthä – er ist derzeit auch Präsident der Gemeinschaft europäischer Bahnen – wissen, wie in den EU-Ländern das Problem mit dem schleppenden Übergang zur rollenden Landstraße wahrgenommen werde, denn trotz aller Lippenbekenntnisse zur Verlagerung des Lkw-Verkehrs auf die Schiene macht der hohe Strompreis die Fahrt mit dem Diesel-Lkw vergleichsweise enorm billig. „Kostenwahrheit“ forderte Matthä, der Lkw-Verkehr sei noch immer hoch subventioniert.
Der Bahn-Boss bat aber auch um Entschuldigung, dass der rasche Anstieg der Passagierzahlen die Bundesbahnen „ein bisschen“ fordere. Heuer lägen die Passagierzahlen bisher um 20 Prozent über dem Rekordjahr 2019: „Wir steuern heuer wieder auf einen Rekord zu“, gleichzeitig gebe es „fast monatlich“ Verspätungsmeldungen aus der Waggon-Zulieferindustrie. Das beträfe bestellte neue Railjets und Nightjets. Das müsse man „derzeit überbrücken“.
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