Wie Unterach den freien Zugang zum Attersee kappt

Wie Unterach den freien Zugang zum Attersee kappt
Die Gemeinde will ein Drittel eines öffentlichen Badeplatzes für 10 Euro jährlich an ein Hotel verpachten.

Im September 2016 bekam Unterach am Attersee viel Lob. Mit Unterstützung des Landes Oberösterreich kaufte die Gemeinde am Südwestende des Sees ein Grundstück an und vergrößerte damit den freien Seezugang für die Öffentlichkeit. Nun bringt ein Grundstücksdeal der Gemeinde den Zugang auf genau dieser Liegewiese in Gefahr.

Wie schon beim letzten Mal ist das Land auch bei diesem Grundstücksgeschäft wieder involviert. Und die Transaktion regt am Attersee auch deshalb auf, weil der See an den Ufern bereits jetzt besonders viel Privatbesitz hat. Laut Addendum sind 76 Prozent des Ufers in Privatbesitz, nur 13 Prozent öffentlich zugänglich.

Der freie Seezugang auf dem erst vor drei Jahren öffentlich zugänglich gewordenen Grundstück ist nun wieder in Gefahr: Die Gemeinde beschloss in einer Sitzung Ende September, rund ein Drittel des Grundstücks um lediglich 10 Euro jährlich für 30 Jahre an ein Unternehmen der Firmengruppe Seidl aus Krems zu verpachten. Das Geschäft ist allerdings an eine Bedingung geknüpft.

Wie Unterach den freien Zugang zum Attersee kappt

Im September 2016 eröffneten Landesrat Hiegelsberger (M.) und Bürgermeister Baumann (r.) den öffentlichen Seezugang.

Hotels dringend gesucht

Es wird nur wirksam, wenn die Seidl-Gruppe auf dem Areal des aktuell ungenutzten Georgshof etwas weiter nördlich an der Atterseestraße ein Hotel errichtet. Bürgermeister Georg Baumann (ÖVP) hält den Deal für ein gelungenes Geschäft: „Es ist uns gelungen, die Seidl-Gruppe soweit zu knebeln, dass sie den Badeplatz nur bekommt, wenn ein Hotel gebaut wird.“

Baumann setzt große Hoffnungen in das Hotel, das bis zu 150 Zimmer haben und rund 120 Arbeitsplätze in die Region bringen soll, aber keinen direkten Seezugang hat. Tatsächlich sind hochwertige Hotels im Gegensatz zu Zweitwohnsitzen rund um den Attersee Mangelware. Dass nun ein aus Landesgeldern gefördertes Grundstück privaten Hotelgästen zur Verfügung gestellt werden soll, erachtet der Bürgermeister nicht als problematisch.

Weiteres Projekt

„Ob wir das gleich dem Betreiber geben, weil wir das Projekt unterstützen, oder ob sich die Gäste auf die öffentliche Wiese legen, macht nicht viel Unterschied“, erklärt Baumann. Es ist allerdings nicht der einzige Immobilien-Deal der Gemeinde mit der Seidl-Gruppe.

Einige Meter weiter, im Ortszentrum, will die Gemeinde der Seidl-Gruppe das Areal um das Hotel Goldener Anker um 4,6 Millionen Euro abkaufen. Auch bei diesem Geschäft spielt das Land mit, es soll eine Förderung in der Höhe von zwei Millionen Euro geben. Die Seidl-Gruppe hatte auf dem Areal ein Hotelprojekt geplant. Das zerschlug sich aber nicht zuletzt wegen Anrainerbedenken.

Umtriebiger Investor

Auf diesem Gelände im Ortszentrum hätte die Gemeinde gerne einen Veranstaltungssaal und ein Wirtshaus. Ein Betreiber müsste allerdings erst gefunden werden. Von der SPÖ, die beiden Geschäften nicht zugestimmt hat, kommt Kritik: „Durch diesen Deal hat die Gemeinde auf einen Schlag das eineinhalbfache Budget an Schulden“, sagt Fraktionsobmann Karl Baier. Er lässt die Geschäfte nun rechtlich prüfen. Für Diskussionen ist jedenfalls gesorgt, Donnerstagabend veranstaltet die Gemeinde eine Informationsveranstaltung für die Unteracher.

Die beiden Flächen sind nicht die einzigen Grundstücke in der Region, in die die Seidl-Gruppe involviert ist. Gleich hinter der Orts- und Landesgrenze, wenige Meter vom öffentlichen Badeplatz, der an die Gruppe verpachtet werden soll, hat das Unternehmen auf Salzburger Seite ein wertvolles Grundstück gekauft. Was dort geplant ist, lässt sich auf Anfrage weder vom Unternehmen noch von der zuständigen Gemeinde St. Gilgen erfahren. Eine touristische Nutzung ist jedenfalls möglich.

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