Am Samstagabend waren wieder neidvolle Blicke Richtung Vorarlberg gerichtet. 100 Besucher konnten bei einem Gastspiel des Burgtheaters im Bregenzer Festspielhaus eine Vorpremiere des Shakespeare-Stücks „Richard II.“ genießen. Kulturevent in Pandemiezeiten, die Modellregion Vorarlberg macht es möglich.
Dort können seit 15. März wieder Lokale bis zur Sperrstunde um 20 Uhr besucht werden, Kulturveranstaltungen mit bis zu 100 Besuchern sind möglich. Jugendsport ist auch in geschlossenen Räumen erlaubt. All das findet unter strengen Auflagen statt und vor allem begleitet von Zutrittstestungen.
Die Modellregion Vorarlberg dürfte nun Schule machen. Die von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“ erneut für Mitte Mai in Aussicht gestellten Öffnungen im Rest von Österreich sollen in Gastronomie und Tourismus ebenfalls an Zutrittstestungen geknüpft werden.
Die inzwischen fünf Wochen gelebten Freiheiten im Ländle bleiben freilich ein Balanceakt. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 66 in das Pilotprojekt gestartet. Am Dienstag lag das Bundesland bei einem Wert von 174. Das mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass der Versuchsballon zu einem Zeitpunkt abhob, als die ansteckendere britische Variante auch in Vorarlberg Fahrt aufnahm. Dort wurde sie zuletzt bereits bei 90 Prozent der Fälle nachgewiesen.
12 Covid-Intensivpatienten am Dienstag klingen nicht weiter dramatisch. Am Tag vor den Öffnungen waren es aber nur zwei. Seither sind die Zahlen sukzessive gestiegen. Das Land versucht, das Infektionsgeschehen mit regionalen Ausreisetests einzudämmen. Ab Mittwoch tritt die Maßnahme im Bregenzerwald in Kraft. Zuvor war das bereits im Leiblachtal notwendig.
Spitzenwerte beim Testen
Die Lockerungen haben aber auch dazu geführt, dass die Testrate massiv nach oben geschossen ist. Für die vergangene Woche meldete Vorarlberg bei rund 400.000 Einwohnern mit 153.394 Gratis-Testungen einen neuerlichen Spitzenwert. Das Bundesland ist auch Modellregion für die Anwendung von Selbsttests als Eintrittskarte für bestimmte Bereiche.
Von der Möglichkeit, diese als Wohnzimmertests mit Fotobeweis und Registrierung über eine eigene Homepage durchzuführen, macht nur ein Bruchteil der Vorarlberger Gebrauch. Sie machten in der Vorwoche nicht einmal vier Prozent der Gesamttestungen aus. Das Prozedere ist kompliziert. Die Gültigkeit beträgt nur 24 Stunden. Für Lokalbesuche und körpernahe Dienstleister gelten die Wohnzimmertests nicht als Eintrittskarte.
Das ist hingegen für Selbsttests unter Aufsicht an den Teststraßen der Fall, die in Vorarlberg ebenfalls Teil des Pilotprojekts sind. 38 Prozent der Gratistests der vergangenen Woche erfolgten über diese Schiene. Geht es nach Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), sollen diese überwachten Selbsttests in ganz Österreich den Eintritt in die Gastronomie ermöglichen.
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