Konkret widmen sich die vier Männer der Umgestaltung der Silos. Idee und Ziel ist es, die Türme mit Photovoltaik-Paneelen auf der Südseite und mit riesigen Kunstwerken auf den anderen Seiten auszustatten. So können die Bewohner jeder Ortschaft stolz auf ihr Leuchtturmprojekt der Energiewende werden. Nutzen wollen die Männer dabei das soeben im Nationalrat beschlossene Gesetz für den Ökostrom-Ausbau.
Das sieht die Möglichkeiten für Energiegemeinschaften vor, kurz erklärt heißt das: Wer in der Gemeinde Interesse hat, kann sich mit anderen zusammenschließen und Strom produzieren (etwa mit PV-Modulen am eigenen Dach). Der Strom kann dann untereinander verkauft werden, das war bisher nicht möglich.
„Die PV-Paneele auf unserem Siloturm alleine könnten 75 Haushalte mit Strom versorgen“, erklärt der Umweltgemeinderat von Tattendorf, Christian Mesterhazi (SPÖ). Oder aber, im Fall von Tattendorf, könnte die Energie auch dem Lagerhaus und dem Turm selbst zugutekommen, so Mesterhazi, da der Wirtschaftsbetrieb rund 250.000 Kilowattstunden im Jahr benötigt. Besonders die Lüftung für die Trockenlagerung der Kornspeicherung sei energieintensiv.
Die „Silosophie“ ist gerade einmal ein halbes Jahr alt. Momentan gibt es zwei geplante Projekte: Jenes in Tattendorf (NÖ), dort ist das Projekt schon einigermaßnen fortgeschritten, und in Ottensheim (OÖ). „Wir peilen in den nächsten zwei Jahren den Umbau von fünf Silos an“, erzählt Lucas Silhanek. Langfristig – in den kommenden zehn Jahren – wollen die Männer die Hälfte aller Silos, 150 Stück, mit PV-Paneelen und Kunstwerken erneuern.
„Zudem lassen sich die Silos energetisch unterschiedlich verwenden. Sie können potenziell auch als Fernwärmespeicher genutzt werden“, sagt Silhanek. Dazu wird aber noch geforscht. Der Verein sieht die grauen Wolkenkratzer jedenfalls als Chance.
„Silosophie“ ist dezidiert nicht profit-orientiert, Leitmotive seien die ökologische Energiewende und die künstlerische Ambition. Da der Verein erst jetzt richtig tätig wird, steht auch die Finanzierung noch nicht. Spenden und Vereinsmitgliedschaften sollen für die materielle Grundlage herhalten. „Silosophie“ plant auch Crowdfunding, bei dem einzelne Paneele oder Quadratmeter Kunst finanziert werden können.
„Die ungewollten Wahrzeichen vieler Dörfer sollen zu einem stromgewinnenden Gesamtkunstwerk werden, so können wir das Thema der erneuerbaren Energien für eine Vielzahl von Menschen zugänglich machen“, ist Knöbl überzeugt.
Das Projekt solle auch ein Zeichen setzen, dass lokal erzeugter Strom möglich ist. „Grundsätzlich ist es nicht schwer, einen hohen Grad an Energieautarkie (Selbstversorgung) in einer kleinen Gemeinde zu erreichen. Wenn man alle Dächer für Photovoltaik nutzt, kann über das Jahr oft bilanziell mehr Strom erzeugt werden, als benötigt wird“, erklärt Hubert Fechner, Professor für Erneuerbare Energie – und für die „Silosophen“ eine Art Mentor des Projekts. Fechner sieht noch einen anderen Vorteil: Nicht zuletzt könne lokal generierter Strom eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber schwankenden Energiepreisen schaffen.
www.silosophie.at
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