Kärnten: Öffentlicher Verkehr zusammengebrochen

Der Neue Platz in Klagenfurt
Schneechaos im Süden. Polizei rief Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben.

In weiten Teilen Kärntens ist am Mittwochnachmittag aufgrund der heftigen Schneefälle der öffentliche Verkehr zusammengebrochen. Der Busverkehr wurde vorübergehend eingestellt. Aber auch so ging auf den Straßen nichts mehr, in weiten Teilen Kärntens gab es Unfälle, Staus und teilweise Verkehrsstillstand. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben, es herrsche Lebensgefahr.

"Verkehrsmäßig geht überhaupt nichts mehr", sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Ständig würden Äste von Bäumen herunterbrechen und auf Gehsteige und Fahrbahnen stürzen, daher herrsche Lebensgefahr. Wer nicht unbedingt hinaus müsse, solle zuhause bleiben, so der Appell der Polizei. Am Faaker See, wo derzeit noch zahlreiche GTI-Fans urlauben, stürzte ein Veranstaltungszelt auf einem Campingplatz in sich zusammen. Zehntausende Haushalte waren immer wieder ohne Strom, die Monteure des Kärntner Energieversorgers Kelag waren im Dauereinsatz.

Kärnten: Öffentlicher Verkehr zusammengebrochen
ABD0101_20160427 - KLAGENFURT - ÖSTERREICH: ZU APA0250 VOM 27.4.2016 - Ein abgebrochener Ast liegt am Mittwoch, 27. April 2016, auf einer Straße in Klagenfurt. Starke Schneefälle haben in Kärnten zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen geführt. - FOTO: APA/MICHAEL WALCHER

Auch der Bahnverkehr war massiv betroffen. "Wir haben das Problem, dass wir von Friesach bis Villach auf der Südbahnstrecke keinen Strom haben", sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch gegenüber der APA. Ab Friesach ging in Richtung Klagenfurt gar nichts mehr. Auch die Strecken von Villach nach Rosenbach und via Arnoldstein nach Kötschach Mauthen mussten gesperrt werden. Der Postbusverkehr in Unterkärnten brach zusammen. Die ÖBB riefen die wartenden Passagiere via Radio dazu auf, irgendwie privat nach Hause zu kommen. Wann die Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen würde, war vorerst unklar.

Stillstand auf der Südautobahn

Auf der Südautobahn zwischen Klagenfurt und Villach herrschte ebenfalls weitgehend Stillstand, auch die Kärntner Bundesstraße zwischen Villach und Wernberg musste komplett gesperrt werden. Im Packabschnitt musste der Herzogbergtunnel nach einem Unfall gesperrt werden. In den Auffahrunfall in Fahrtrichtung Graz waren ein Lastwagen und sieben Autos verwickelt, es kam zu umfangreichen Staus. Der Pkw-Verkehr wurde vorerst über die Bundesstraße umgeleitet, kurz nach 17.00 Uhr wurde aber der gesamte Verkehr auf der A2 angehalten. Wie lange die Sperre dauern würde, war vorerst unklar. Ab Wolfsberg musste auf der Südautobahn in Richtung Graz Kettenpflicht für Lkw verfügt werden. Praktisch sämtliche höher gelegenen Bergstraßen waren nur mit Winterausrüstung bzw. Ketten befahrbar.

Auf der Karawankenautobahn A11 in St. Jakob/Rosental (Bezirk Villach-Land) krachte ein Pkw in ein Baubüro der Asfinag, das erst in der vergangenen Woche eröffnet worden war. Der Container wurde schwer beschädigt, verletzt wurde zum Glück niemand.

Im Südwesten und Südosten der Steiermark stürzten am Mittwoch außerdem Bäume auf Stromleitungen. Am frühen Abend waren über 6.500 Haushalte ohne Strom, weil Bäume durch den Nassschnee auf Leitungen gestürzt waren. Den Energienetzen Steiermark zufolge stieg die Zahl der ausgefallenen Trafostationen vor allem in der West- und Oststeiermark von 75 auf 232. Der Schnee auf den Straßen führte zu Unfällen, u. a. auf A2 und S36. Die Landwirtschaft befürchtete Millionenschäden.

Die Ausfälle im Stromnetz konzentrierten sich auf den Raum Deutschlandsberg, St. Johann im Saggautal, St. Oswald ob Eibiswald, St. Johann im Sausal, Wies, Oberhaag Wettmannstätten, Tillmitsch, Söding, St. Johann-Köppling und Krottendorf-Gaisfeld sowie im Grazer Umland. "Haben wir die eine Leitung repariert, kommt schon die nächste Schadensmeldung rein", sagte ein Sprecher. Vor allem Bäume mit frischen Laub konnten dem Druck des Nassschnees nicht standhalten. Trassen durch Wälder waren in erster Linie durch die Schäden betroffen.

Bei winterlichen Fahrverhältnissen waren zwei Pkw im obersteirischen Knittelfeld kollidiert. Dabei wurde eine Person verletzt. Durch den Unfall wurden noch ein parkendes Auto und ein Moped beschädigt, so Einsatzleiter Arnold Schlick. Auf der Gaberl-Bundesstraße (B77) musste ein abgerutschter Lkw geborgen werden. Ein Verkehrsunfall auf der Murtalschnellstraße (S36) bei Spielberg endete glimpflich und nur mit Sachschaden.

Kettenpflicht

Auf höheren steirischen Bergstraßen konnten Pkw nur mit Winterreifen und Lkw mit Kettenpflicht weiterfahren. Auf dem weststeirischen Packabschnitt der Südautobahn (A2) ab Steinberg bis zum Packsattel an der Kärntner Grenze standen mehrere Schneepflüge im Einsatz. In Graz gab es in der Früh einen etwa halbstündigen Eisregen. Das "City-Radeln" am späten Nachmittag, das als offizielles Eröffnen der Radfahrsaison in der Landeshauptstadt gilt, wurde abgesagt.

Kärnten: Öffentlicher Verkehr zusammengebrochen
ABD0090_20160427 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die Hausberge rund um Salzburg sind am Mittwoch, 27. April 2016, leicht angeschneit. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Auch in der StadtSalzburg blieb am Vormittag kurz Schnee liegen. Im übrigen Bundesland herrschte laut ÖAMTC am Katschberg und über den Radstädter Tauern Schneekettenpflicht für Autos, sowie am Felbertauern für Lkw.
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ABD0091_20160427 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die Hausberge rund um Salzburg sind am Mittwoch, 27. April 2016, leicht angeschneit. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Der Frühlingsbeginn ist zwar schon mehr als ein Monat her, ganz ungewöhnlich ist Schneefall um diese Jahreszeit dennoch nicht. "Im Raum Klagenfurt/Wörthersee hat es in den vergangenen 50 Jahren in der zweiten Aprilhälfte circa alle sechs bis sieben Jahre geschneit", hieß es bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Zuletzt hatte es in der Region zu dieser Jahreszeit laut ZAMG allerdings im Jahr 1997 Schnee gegeben, also vor 19 Jahren. Etwas häufiger - nämlich alle vier Jahre - schneit es in der zweiten Aprilhälfte in der südlichen Steiermark. In den Tälern der Obersteiermark kommt es zu dieser Jahreszeit circa alle zwei Jahre zu Schneefall.

20 Zentimeter Neuschnee

Rekordmengen wurden jedenfalls nicht verzeichnet, sagte ein ZAMG-Meteorologe. In Warth am Arlberg wurden über Nacht 20 Zentimeter Neuschnee verzeichnet, ebenfalls in Vorarlberg im Montafon waren es 18 Zentimeter. Am Feuerkogel in Oberösterreich wurden 15 Zentimeter gemessen, in Krimml im Salzburger Oberpinzgau fünf Zentimeter, so einige ausgewählte Werte in höheren Lagen. Auf der Villacher Alpe waren es in der Früh zehn Zentimeter, unter tags kam aber noch etwas Schnee dazu.

Der Schwerpunkt der Schneefälle verlagerte sich laut ZAMG weiter in den Südosten. In der Nacht wird es in ganz Österreich frostig, die Schneefallgrenze steigt am Donnerstag allmählich überall wieder über 1.000 Meter.

Auch aus Linz wurde Schnee gemeldet, wie dieses Foto von Mittwochvormittag aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt zeigt:

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Abwechselnd dichten Schneefall und Schneeregen gab es auch im Klagenfurter Becken, dort blieb die weiße Pracht vorerst allerdings noch nicht liegen. Für den Nachmittag war ein Nachlassen der Niederschläge prognostiziert.

Frostige Nacht: Apfelernte ruiniert

Bereits die Nacht auf Dienstag hatte den Obstbauern in weiten Teilen der Steiermark massive Frostschäden beschert. Minus zwei bis minus sechs Grad hatte es in dieser Nacht, betroffen war das gesamte Obstbaugebiet der Steiermark. Kaum ein Apfelbauer, der nicht über Schäden klagte.

Nicht nur der Frost vom Beginn der Woche, sondern auch die starken Niederschläge am Mittwoch haben dem steirischen Obstbau zugesetzt. Feuerwehren mussten im Bezirk Südoststeiermark Hagelnetze von den Schneelasten befreien, da sie zu reißen bzw. einzustürzen drohten. Betroffen war vor allem der Raum Petersdorf II in der Gemeinde St. Marein bei Graz.

Der überraschende Wintereinbruch mit nassem Schnee habe regional besonders im Obstbau massive Probleme gebracht, so ein Feuerwehrsprecher. In dieser Intensität sei nicht damit zu rechnen gewesen. Betroffen waren hauptsächlich Kulturen, die mit Netzen eigentlich gegen andere Wetterunbill geschützt sind, nämlich gegen Hagel. Auf einer gesamt rund 2,5 Hektar großen Fläche mussten die Hagelnetze von der Schneelast befreit werden. Weiter Schäden könnten drohen, da die Niederschläge nicht nachließen und sich am Nachmittag in den Raum Graz ausbreiteten.

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Frostberegnung

Winterreifenpflicht

Der Kälteeinbruch hat am Mittwoch in der Früh zusammen mit Niederschlägen für Behinderungen auf überregionalen Verbindungen und höher gelegenen Bergstraßen gesorgt. Auf der Murtalschnellstraße (S36) zwischen St. Michael und Judenburg West lag Schneematsch, laut ÖAMTC war Vorsicht geboten. Auf Bergstraßen konnten Pkw nur mit Winterreifen und Lkw mit Kettenpflicht weiterfahren.

Auf dem weststeirischen Packabschnitt der Südautobahn (A2) ab Steinberg bis zum Packsattel an der Kärntner Grenze standen mehrere Schneepflüge von Kärntner und steirischen Straßenmeistereien im Einsatz, teilte der Leiter der Abteilung Betrieb der Asfinag, Heimo Maier-Farkas, mit. Man rechne mit Schneefall bis 15.00 Uhr und danach immer wieder bis Mitternacht. Es könnten Schneehöhen bis zu 40 Zentimeter zusammenkommen. Vorsichtshalber wurde ein 60-km/h-Tempolimit verhängt. Für alle Fahrzeug war Winterausrüstung erforderlich.

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Auf Verbindungen wie der Mariazeller Straße (B20) zwischen Seewiesen und Gollrad herrschte in beiden Richtungen Schneeglätte, es wurde Schneekettenpflicht für Lkw sowie Winterbereifung für Pkw über den Seebergsattel vorgeschrieben. Dasselbe galt für Weizer Straße (B72) zwischen St. Kathrein am Hauenstein und Krieglach über das Alpl, die Straße über das Gaberl (B77) zwischen Köflach und Judenburg, die Turracher Höhe (B95) sowie die Kaiserauer Landesstraße (L713) zwischen Admont und Trieben.

Auf der Niederalpl-Landesstraße zwischen Wegscheid und Mürzsteg war Schneekettenpflicht für Lkw sowie Winterbereifung für Pkw über das Niederalpl vorgeschrieben. Winterausrüstung für alle Fahrzeuge war auf der Packer Straße (B70) zwischen Wolfsberg und Voitsberg wegen starkem Schneefall verpflichtend.

Auf der B76, der Radlpassbundesstraße nach Slowenien war Winterausrüstung empfohlen. Die B114, die Passstraße über den Triebener Tauern zwischen Trieben und Judenburg, war wegen Schneeglätte nur für Lkw und Pkw mit Ketten passierbar.

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