Wenn Studentenleben Luxus wird

Wenn Studentenleben Luxus wird
In Österreich werden etliche Luxus-Studentenheime gebaut. Dabei können viele Studierende nicht einmal die Kaution bezahlen.

Ein Fitnessstudio, ein Amphitheater, ein Restaurant und eine „Gaming Zone“ mit Tischfußballtisch. Diese Räumlichkeiten würde man vielleicht in einem Luxushotel erwarten, nicht aber in einem Studentenheim. Genau diese Bequemlichkeiten wird „The Student Hotel“ in der Wiener Nordbahnstraße (2. Bezirk) aber beinhalten. Mit 820 Zimmern wird es das größte Heim Österreichs.

Dass der Bedarf für neue Zimmer durchaus gegeben ist, zeigte sich erst gestern, Samstag, am Helmut-Zilk-Park in Wien (10. Bezirk). Dort haben 165 Studierende ihr neues Heim im „Smartments Student“ bezogen. Alle Zimmer waren in kürzester Zeit vergeben, vermeldete der deutsche Projektentwickler GBI AG. Er ist nicht der Einzige, der in diesen Sektor investiert. Laut Immobiliendienstleister CBRE wurden 2017 250 Mio. Euro in studentisches Wohnen und Mikroapartments gesteckt – ein Rekordwert für Österreich.

Aber Wien ist derzeit ja auch die größte Studentenstadt Zentraleuropas. Knapp 200.000 Studierende bilden sich hier weiter. Kein Wunder, dass in diesem Bereich Wohnprojekte entstehen. In der Bundeshauptstadt sollen es in den kommenden Jahren 3350 Wohneinheiten sein. Am Hauptbahnhof wird etwa ein zweites „The Fizz“ gebaut und im DC Tower soll ebenfalls ein großes Heim entstehen.

Dachterrasse und Gym

Neue Zimmer werden also errichtet – aber um welchem Preis sind sie zu haben? Die Einzelzimmer in den „Smartments Student“ fallen mit 450 Euro für ein voll möbliertes Zimmer relativ günstig aus. Oft warten die neuen Heime aber mit viel Luxus – und höheren Preisen auf.

Das „Milestone“ am Vienna Campus bietet seinen Bewohnern etwa einen Partyraum mit Dolby-Surround-Anlage oder auch eine 400--Dachterrasse. Das Deluxe Appartement mit großen Fenstern, bequemem Sessel zum Schreibtisch und Safe kommt monatlich auf 719 Euro. In den Industrieloft „Vienna City Apartments“ gibt es wiederum ein Fitnessstudio, einen Garten sowie eine Bäckerei im Haus. Das möblierte Einzelzimmer mit Boxspringbett und Küchenzeile kommt inklusive High-Speed-Internet auf 850 Euro im Monat.

Von dem Ursprungskonzept – Studierenden aus finanziell schwächeren Positionen ein einfaches Zimmer mit Bett, Schreibtisch und Kasten zu bieten – haben sich diese Heime weit entfernt.

Dabei gibt es laut Referat der Sozialpolitik in der Österreichischen Hochschülerschaft dringenden Bedarf an günstigerem Wohnraum. Schon von 2011 bis 2015 haben sich die Preise für ein durchschnittliches Zimmer in einem Wohnheim um ein gutes Viertel erhöht. Die Termine bei der Wohnrechtsberatung nehmen stetig zu.

Kein Geld für Kaution

Und auch die Plattform iamstudent.at, die seit 2014 die österreichischen Studierenden mit Gutscheinen und Angeboten versorgt, merkt eine verstärkte Nachfrage bei Coupons im Wohnbereich. Hannah Lutz (VSStÖ), eine von drei Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), weiß zudem, dass ein Drittel der Studierenden schon jetzt Probleme damit hat, das Geld für Kautionen in der Höhe von 450 Euro zusammenzubekommen.

Die steigenden Preise im Studentenheim-Segment liegen aber nicht nur am Fokus auf den Luxussektor. „Das Problem ist, dass es seit 2010 eigentlich keine Heimförderung mehr gibt“, sagt Lutz. Dadurch sei das Gesetz momentan zahnlos: „Früher wurden Betreibern, die sich nicht an die Regeln gehalten haben, die Förderung gestrichen. Seit es keine Förderung gibt, kann man den Trägergesellschaften schlechter Druck machen.“

Die ÖH setzt sich aber dafür ein, dass sich daran wieder etwas ändert. Ein neues Studierendenheimgesetz werde gerade ausgearbeitet und soll bald in Begutachtung gehen. Der Wunsch der ÖH: Studentenheim-Betreiber, die sich nicht genug für die Bewohner einsetzen, sollen künftig aus dem Studierendenheimgesetz fallen und sich dann an das Mietrechtsgesetz halten müssen.

Und, meint Lutz: „Es braucht auch eine gescheite Wohnförderung. In Innsbruck, zum Beispiel, kann man dafür nur ansuchen, wenn man fünf Jahre in der Stadt wohnt. Das trifft bei Studierenden halt oft nicht zu.“ Dabei macht diese Gruppe in Innsbruck mittlerweile ein Viertel der Bewohner aus.

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