Wenn Liebe zur Lebensgefahr wird

Wenn Liebe zur Lebensgefahr wird
Gewalt gegen Frauen: Seit 1. September müssen Gefährder zur verpflichtenden Gewaltpräventionsberatung. Das Ausmaß beträgt sechs Stunden. Wie sinnvoll ist das?

1.000 Euro für die Freiheit. So formuliert es Karin Pfolz, wenn sie die Geschichte ihrer Ehe erzählt. Es ist eine Geschichte voller Gewalt. Der Täter ihr Ex-Mann. Die Angriffe begannen am Abend vor der Hochzeit. Sie sagte es ihrer Mutter, diese versuchte es als Ausrutscher kleinzureden. Als die Schläge immer brutaler wurden, wurde Pfolz klar: Sie muss weg. Aber wie? Ohne Unterstützung von Familie und Freunden, dafür mit einem kleinen Kind, begann sie heimlich, nachts Näharbeiten für Kollegen zu erledigen, um das Geld für die Scheidung beiseitezulegen. Bis sie 1.000 Euro beisammen hatte und sich befreite. Was hier auf wenigen Zeilen zusammengefasst ist, war in Wahrheit ein jahrelanger Überlebenskampf.

Jede fünfte Frau in Österreich ist körperlicher Gewalt ausgesetzt. Allein heuer gab es 53 Mordversuche an Frauen, weitere 29 wurden getötet. 28 davon mutmaßlich durch ihre Partner, Familienmitglieder oder Bekannte. Sie wurden erschlagen, erstochen oder überfahren. Es sind sogenannte Femizide. Was in Österreich auffällt: Es werden mehr Frauen als Männer ermordet.

Die Regierung hat deshalb ein Gewaltschutz-Maßnahmenpaket im Umfang von 24,6 Millionen Euro beschlossen. Ein Bestandteil davon ist die Gewaltpräventionsberatung für Gefährder. Seit 1. September müssen jene, gegen die ein Annäherungs- und Betretungsverbot verhängt wurde, zu einem verpflichtenden, sechsstündigen Gespräch, aufgeteilt auf mehrere Termine. 1.700 solcher Zuweisungen gab es bisher. 80 Prozent davon haben sich laut Innenministerium innerhalb der Frist von fünf Tagen gemeldet.

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