Tiercoach: Wenn das Winterfell Hunde nicht ausreichend wärmt
„Der Oktober 2023 war in Österreich der wärmste der 257-jährigen Messgeschichte. ... Im November liegt die Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittliche Temperaturen bei fast 60 Prozent.“ Der milde Herbst zeigt sich nicht nur in den Daten von GeoSphere Austria, sondern auch in der Behaarung von Hund und Katze.
„Prinzipiell wechselt das Fell automatisch zwei Mal im Jahr. Zeitpunkt und Dichte hängen aber wesentlich von den Wetterbedingungen ab“, sagt Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, für welche Vierbeiner ein Kälteschutz besonders wichtig ist, und wie die richtige Pflege aussieht. „Ob nur kühl oder frostig – Hunde sind vom Winter mehr betroffen als Katzen“, sagt der Zoodoc. Zum einen verbringen Freigänger zunächst mehr Zeit außer Haus und entwickeln so rechtzeitig ein dichtes Fell. Zum anderen bleiben sie spätestens bei Minusgraden im kuscheligen Heim. Hunde dagegen leben meist in beheizten Wohnungen. Sie gehen in der kalten Jahreszeit oft nur für Gassirunden hinaus. Dementsprechend wächst ihr Winterfell nicht mit voller Dämmung.
„Der Schutzeffekt hängt auch von der Fellstruktur ab“, erklärt Reitl. Dalmatiner etwa sind an Brust und Bauch wenig behaart, sie zittern schnell vor Unterkühlung. Ebenso haben Kurzhaar-Rassen wie Bulldoggen oder Weimaraner kaum Unterwolle und frieren bereits nach kurzem Aufenthalt im Freien. Retriever, Nordische Rassen und viele Langhaarvarianten wiederum wärmen jede Menge Sekundärhaare zu den Deckhaaren.
„Beim Fellwechsel gehen viele Haare verloren. Der Prozess dauert ein paar Wochen“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Während Katzen die losen Haare mit der rauen Zunge wegschlecken, können Hunde Hilfe bei der Pflege brauchen. Die Vierbeiner sollten täglich gründlich gebürstet werden. Die seidigen langen Haare von z.B. Malteser oder Havaneser verfilzen rasch, Unterwolle fehlt. Bei Nässe kühlt die Haut um die Dreadlocks stark ab.
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„Hunde mit wenig natürlichem Schutz und Vierbeiner, die vor Geschäft oder Punschstand lange warten, können sich Krankheiten zuziehen“, sagt die Tierärztin. Es drohen Harnwegsinfekte und in Folge Nierenprobleme. Im Atmungstrakt mit Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lunge kann es zu Entzündungen kommen. Vor allem sehr junge, sehr alte und immungeschwächte Tiere sind in der Kälte anfälliger für Viren oder Bakterien als bei angenehmen Außentemperaturen.
„Halter müssen im Winter auf ihre Hunde besonders Rücksicht nehmen“, schließt der KURIER-Tiercoach. Vor und nach körperlicher Anstrengung sollten Muskeln im Schritt oder mit Decken aufgewärmt bzw. abgekühlt werden. Empfindliche Hunde brauchen einen Mantel. So kann der Winter – milder oder strenger – kommen.
Fragen an den KURIER-Tiercoach: tiercoach@kurier.at
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