Üblicherweise werden Portugiesische Mastiffs 12 bis 14 Jahre alt. Bobi erfreute sich 11.478 Tage seines Lebens. Nun starb der laut Guinness-Buch der Rekorde älteste Hund aller Zeiten. Geht es nach seinem Besitzer Leonel Costa, haben die liebevolle Familie im kleinen Dorf, der absolute Leinen-Verzicht sowie die Ernährung nach Menschenmanier Bobi die 31 Jahre und 165 Tage ermöglicht.
➤ Lesen Sie auch: Warum Katzen nicht vegetarisch ernährt werden können
Das Schicksal des tierischen Methusalems ging jedenfalls um die Welt; nicht zuletzt weil bekannt ist, dass große Hunde – wie Mastiffs – in der Regel deutlich kürzer leben als kleine. Im September präzisierte eine ungarische Studie diese Faustregel. Borbála Turcsán fand heraus, dass sowohl Schwerkaliber als auch Handtaschenformate körperlich und geistig schneller abbauen als Hunde, die zwischen 6,5 und 30 Kilo wiegen. Die Biologin stellte aber auch fest, dass der frühere kognitive Verfall bei den größeren Rassen mit dem Alter langsamer fortschritt als bei den kleineren.
Die Lebenserwartung ist ein Hund. „Allein bei den Wirbeltieren gibt es enorme Unterschiede. Menschen können theoretisch 122 Jahre erreichen, Mäuse werden zwei Jahre, bestimmte Wale bis zu 210“, weiß Ulrich Technau. Der Professor am Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Uni Wien verweist zur Erklärung zunächst auf die Gene: Leben ent- und besteht durch Zellteilung. Bei jeder Verdoppelung gehen potenziell Informationen verloren, an den Enden der Chromosomen schleichen sich Fehler ein. Nicht alle können repariert werden.
Mutationen in der DNA verursachen mitunter tödliche Krankheiten. Das Altern ist letztlich unaufhaltsam. Doch manche Spezies hält besser dagegen als andere: Wale z. B. schützt ihr langsamer Stoffwechsel vor Krebs. Axolotls aktivieren die Selbstheilung an verschiedenen Zelltypen und lassen damit gar Gliedmaßen nachwachsen.
„Die Umwelt spielt ebenfalls eine große Rolle“, nennt Technau einen weiteren Faktor, der die biologische Uhr beeinflusst. Arten, die am Ende der Nahrungskette stehen, können das Maximalalter eher erreichen als leichte Beute. Löwen etwa haben zwar keine Fressfeinde, die Raubkatzen sind allerdings anderen Gefahren ausgesetzt. Machtkämpfe untereinander schwächen, und Schwäche macht anfällig für Leiden. Vielerorts wiederum stören Verbauung, Landwirtschaft und Klimawandel den natürlichen Kreislauf. Ein nahezu ewiges Leben scheint den wenigsten beschieden: Glasschwämme im Golf von Mexiko bringen es auf 11.500 Jahre, Tiefsee-Korallen auf mindestens 4.200.
➤ Mehr lesen: Artenvielfalt ist stärker bedroht, als bisher angenommen
„Tiere in menschlicher Obhut werden älter als in Freiheit“, geht Technau zur individuellen Biografie über. Sie fressen gesünder und können medizinisch versorgt werden. So trauerte kürzlich der Zoo von Barcelona um Pedro. Das Südliche Breitmaulnashorn zeigte sich als Jüngling seit 1972 Besuchern, in Afrika trabten im 19. Jahrhundert zeitweise weniger als 100 wilde Artgenossen; v. a. Bejagung bedrohte ihre Existenz.
„Es gibt einen gewissen Zusammenhang zwischen der sexuellen Reproduktion und der Mortalität“, führt Technau aus. Dabei tritt nicht immer ab, wer bereits für Nachwuchs gesorgt hat. Bei Elefanten z. B. kümmern sich auch die Großmütter um die Jungtiere, während sich die geschlechtsreifen Weibchen weiter fortpflanzen. Der Generationenvertrag gilt im Übrigen genau so bei Menschen. Technau, der aktuell die Stammzellen uralter Nesseltiere ergründet, schließt: „In der Altersforschung wird an vielen Schrauben gearbeitet, in Wahrheit ist es die Gesamtheit, die es ausmacht.“
➤ Weiterlesen: Damit Senioren möglichst lange gesund bleiben
Kommentare