Weniger Pistenunfälle: Zahl der Lawinentoten stieg aber deutlich

Die Zahl der Toten auf den Pisten sinkt stetig
Eine verheerende Woche im März ließ die Zahl der Lawinenopfer nach oben schnellen.

Der 16. März 2017: Es ist 12.38 Uhr, als Peter Veider, Chef der Tiroler Bergrettung, über SMS alarmiert wird. "Um 12.45 Uhr ist schon der erste Hubschrauber auf der Lawine gestanden", erzählt er am Montag im Zuge einer Pressekonferenz in Innsbruck. Die schnell angelaufene Rettung bei diesem Unglück im Tiroler Schmirntal ist letztlich ein Einsatz zur Bergung von Toten.

Vier Schweizer werden beim Abgang eines riesigen Schneebretts bis zu 12 Meter tief unter Tonnen von Schnee begraben. Für sie kommt jede Hilfe zu spät. Es ist das schwerste Unglück des Winters und reiht sich ein in eine Serie von Lawinenunfällen zwischen 11. und 17. März ein, bei denen in ganz Österreich neun Menschen gestorben sind. Für Veider hat sich einmal mehr gezeigt: "Abgerechnet wird zum Schluss."

Vor dieser schwarzen Woche freuten sich Experten noch über eine relativ geringe Zahl an Lawinentoten. Diese Bilanz kippte schlagartig ins Negative. "Wir haben heuer in ganz Österreich 22 Lawinentote. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr", erklärt Karl Gabl vom Kuratorium für Alpine Sicherheit, der gemeinsam mit Veider und Norbert Zobl von der Alpinpolizei Tirol die Unfälle dieses Winters in den Bergen analysiert hat.

Noch kein Ende

Dass der noch einige böse Überraschungen bieten könnte, zeigten die vergangenen Tage. Nach Ablauf des Untersuchungszeitraums (1. 11. 2016 bis 26. 3. 2017) starben fünf weitere Sportler in Österreichs Bergen. Dabei zeigte sich die große Bandbreite der alpinen Gefahren. Unter den Toten sind zwei Skitourengeher, ein Bergsteiger und zwei Skifahrer.

Betrachten die Experten die Unfälle im Pistenraum und im freien Gelände, fällt die Bilanz zwiespältig aus. Im organisierten Skiraum setzte sich auch in dieser Saison der erfreuliche Trend der vergangenen Jahre fort: Die Zahl der Unfälle ging erneut zurück (– 12 Prozent). 22 tödlich verunglückte Personen bedeutet auch in diesem Bereich einen Rückgang (– 24 Prozent). Die Zahl von 22 Lawinentoten liegt jedoch deutlich über den 13 der Saison 2015/’16.

Wie bereits in den vorangegangenen beiden Wintern sorgten labile Altschneedecken für heimtückische Verhältnisse im freien Gelände. Der kalte Jänner hat das noch weiter verschärft. Bei wenig Schnee wird dieser durch die Kälte stark verändert, erklärt Gabl: "Das hat dafür gesorgt, dass das Fundament so schlecht ist."

In Summe orten die Experten jedoch vor allem positive Trends. "Wir hatten in diesem Winter im alpinen Raum 1000 Verunfallte weniger", sagt der Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Besonders erfreulich: Im Vergleich zum Zeitraum 2011 bis 2015 ist die Zahl der Kopfverletzungen signifikant – nämlich um 23 Prozent – gesunken.

Helm ist Standard

"Ohne Helm bist du heute fast ein Exot", sagt Norbert Zobl von der Alpinpolizei in Tirol, wo sich etwa die Hälfte der Alpinunfälle ereignet. Die sinkende Zahl der Pistenunfälle ist für ihn auch vor dem Hintergrund des zunächst sehr schneearmen Winters erfreulich: "Es gab auch heuer sehr lange nur Kunstschneebänder ohne dämpfenden Schnee außerhalb der Pistenränder." Für den Rest des Winters warnen die Experten Tourengeher vor nur mit wenig Schnee bedeckten Gletscherspalten.

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