Schlepperbericht: Österreich nicht mehr unter Top 5 der Zielländer
Einen Rücklauf bei der illegalen Migration nach Österreich verzeichnet der am Freitag vom Bundeskriminalamt (BK) veröffentlichte Schlepperbericht 2018. Im vergangenen Jahr wurden 21.236 illegal eingereiste Menschen aufgriffen, das entspricht einem Rückgang von 23,5 Prozent gegenüber 2017.
Die Bekämpfung illegaler Migration bleibe aber eine Herausforderung, betonten die Experten vom BK. Denn "zuletzt wurden in Europa wieder mehr Geschleppte aufgegriffen als gegenüber 2018", sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im BK.
Gefährliche Schleppungen
Zum Teil sind "sehr gefährliche Schleppungen" entdeckt worden, bei denen die Migranten in Containern und Lkw versteckt waren. "Es ist daher im nationalen und europaweiten Interesse, nur geregelte Migration nach Europa zu erlauben", sagt Franz Lang, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit.
Der Rückgang 2018 in Österreich erklärt sich laut Tatzgern dadurch, dass die Schlepper auf andere Routen zurückgriffen und Österreich gemieden hätten. "Außerdem ergaben Befragungen von Geschleppten, dass sich Österreich nicht mehr unter den Top-Fünf-Zielländern befand."
Ein weiter Grund war der Rückgang der Kriegshandlungen in Syrien und am Festhalten der Türkei an dem mit der EU ausverhandelten Migrationspakt.
Weniger Migranten aufgegriffen
Die Menge der aufgegriffenen Migranten, die durch Menschenschmuggler ins Land gebracht wurden, ging von 8.994 (2017) auf 2.843 zurück (minus 68,4 Prozent). Die übrigen illegal eingereisten Personen, die im vergangenen Jahr von den Behörden entdeckt wurden, waren ohne Schlepperhilfe nach Österreich gekommen.
Nach wie vor gab es die meisten festgestellten illegalen Grenzübertritte nach Österreich aus Italien, Ungarn und Deutschland. Die meisten Geschleppten kamen 2018 aus Afghanistan, Iran, Syrien, Irak und Nigeria.
Balkanroute weiterhin relevant
Für Österreich waren laut BK 2018 drei Schleppungsrouten von Relevanz:
- Die westliche Balkanroute, die von Pakistan und Afghanistan durch den Iran in die Türkei und weiter über Bulgarien oder Griechenland Richtung West-, Zentral- und Nordeuropa führt.
- Die westliche Mittelmeerroute hat ihren Ausgangspunkt in Marokko, wobei die Flüchtlinge hier versuchen, über den Seeweg nach Spanien zu gelangen.
- Die zentrale Mittelmeerroute, die ihren Ursprung in den Staaten Nordafrikas hat.
Migrationspotenzial in Afghanistan
Die sinkenden Zahlen des Jahres 2018 dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass "ein erhebliches Migrationspotenzial" in Afghanistan vorhanden sei, heißt es im Bericht. "Solange die USA mit ihren verbündeten Staaten in Afghanistan militärisch wirksam sind, wird sich an dieser Situation kaum etwas ändern."
Aufgrund der restriktiven Politik in Italien ist der Migrationsfluss aus Libyen Richtung Europa stark rückläufig. Angesichts der spanischen Migrationspolitik sei jedoch 2018 ein erheblicher Zustrom von Migranten aus Afrika, insbesondere aus Nordafrika, über das westliche Mittelmeer Richtung Europa zu verzeichnen.
Schleppernetzwerke aus Afrika würden die Situation nutzen, um Personen aus Libyen und der Sahelzone über Marokko nach Spanien zu schmuggeln.
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