Was ist mit unserem Wetter los?
Es ist zu kalt und zu nass im Wonnemonat Mai. So viele Hochzeiten sind ins Wasser gefallen, mit Bräuten in traumhaften Kleidern, in dicke Wolldecken gepackt.
Fühlt sich so die Erderwärmung an?
Wenn es nur so einfach wäre. Schlechtes Wetter lässt noch lange nicht auf Veränderungen des Klimas schließen. Klima ist die Summe des Wetters durch jahrzehnte- bis jahrhundertelange Beobachtungen.
Warum aber ist der Mai, abgesehen von einer nur kurzen Besserung am Wochenende, so kalt und grauslich?
„Kaltlufteinbrüche Mitte Mai gehören zum Standardrepertoire unseres Wetters. Wenn um diese Jahreszeit arktische Luftmassen nach Mitteleuropa gelangen, sind die halt noch kalt“, erklärt Herbert Formayer, Professor für Meteorologie an der Boku.
Bauern wissen das schon seit Jahrhunderten. Nur aus Beobachtungen des Wetters. Schließlich gedenkt das christliche Abendland dieser Tage der frühchristlichen Märtyrer Pankratius (am 12. Mai), Servatius (13.5), Bonifatius (14.5) und der Märtyrerin Sophie (15.5) – im Volksmund als „Eisheilige“ und „kalte Sophie“ bekannt. Bonifatius hat in diesem Jahr wieder Frost gebracht. Für Bauern sind die Eisheiligen wichtig, weil die Aussaat erst danach sinnvoll ist, damit die kostbaren Samen nicht erfrieren.
Kältester Mai seit 40 Jahren
Aber ja, der Mai jagt derzeit einem Rekord nach und könnte einer der kältesten der vergangenen 40 Jahre werden. Das prognostizieren Forscher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Bei den Eisheiligen wie auch bei der Schafskälte im Juni oder den Hundstagen Anfang August, handelt es sich rein wissenschaftlich um eine Singularität, einen eigenartigen Witterungsregelfall, bei dem Polarluft bis weit nach Mitteleuropa kommt. Sind die Nächte klar, kann es auch frieren.
„Heuer fällt uns die Kälte umso stärker auf, da es vorher lange überdurchschnittlich warm war und auch die Vegetation schon sehr weit ist“, erklärt der Professor.
Dass die Wolken „meistens von Irland kommen“, wie Josef Hader im Film „Indien“ einst festgestellt hat, stimme, sei aber nicht die ganze Wahrheit, erklärt ZAMG-Wetterforscher Thomas Krennert.
Und dann erzählt er über die Achsenneigung der Erde zur Sonne, über die hemisphärische Zirkulation, die sich um die Nordhalbkugel dreht, von meteorologischen Wirbeln, die im Westen der USA durch die Gebirge der Rocky Mountains verursacht, über dem Atlantik durch Warm- oder Kaltluft beeinflusst und durch die Alpen schließlich zu dem werden, was wir „Wetter“ nennen.
Heute, Sonntag, sagt der Meteorologe, komme nach einer regnerischen Nacht im Großteil Österreichs für ein paar Stunden die Sonne durch. Bis zur Wochenmitte werde der Regen noch einmal zunehmen.
Und der Sommer? Der beginnt wie jedes Jahr am 21. Juni. Sagt Krennert.
Kommentare