Warum Kunstschnee das Klima weniger stark kühlt als gedacht
Kühlt er oder kühlt er nicht? Kunstschnee ist einer der großen Streitpunkte, wenn es um die Klimafreundlichkeit oder -feindlichkeit des Skitourismus geht. Dabei steht die wissenschaftliche Diskussion zu dem Thema erst am Anfang. Nun gibt es neue Erkenntnisse: Der kühlende Effekt von Kunstschnee auf das lokale Klima ist laut Forschern der Universität für Bodenkultur (Boku) viel geringer als in einer früheren Studie angenommen.
Im Jahr 2017 hatten Forscher der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research errechnet, dass der klimakühlende Effekt durch die geringere Aufnahme von Strahlungsenergie bei künstlichem Schnee im Vergleich zu Wiesen die Emissionen der Kunstschneeerzeugung aufwiege. Die Studie sei zu stark vereinfachend, sagen nun die Boku-Forscher.
"Um das Sechsfache überschätzt"
„Im Frühling, wo der Effekt am relevantesten ist, wurde in der früheren Studie der Kühleffekt um das Sechsfache überschätzt“, erklärt Herbert Formayer von der Boku. Bemerkenswert: Auch die Forscher der ursprünglichen Studie kommen nun zum Ergebnis, dass sie den kühlenden Effekt des Kunstschnees überschätzt haben.
In einer Folgestudie, die dem KURIER vorliegt, zeigt sich, dass sich der Kühleffekt bei Berücksichtigung des Canyon- und Tal-Effekts von Skigebieten im Vergleich zur Ausgangsstudie knapp halbiert. Wobei sich die Joanneum-Zahlen auf die gesamte Saison und nicht nur den Monat April wie bei den Boku-Zahlen beziehen.
Kein Forscherstreit
Einen erbitterten Forscherstreit gibt es aufgrund der neuen Zahlen nicht. „Die wissenschaftliche Diskussion ist voll im Laufen und das ist gut so. Wir sind stolz, dass wir den Anstoß zur Diskussion gegeben haben“, sagt Franz Prettenthaler, Direktor des Life-Instituts von Joanneum Research.
Die Joanneum-Forscher hatten dem Kühleffekt auch die CO2-Emissionen des Skibetriebs gegenübergestellt und waren für den Kunstschnee zu einem positiven Effekt durch den Kunstschnee gekommen. Das ist in der Folgestudie nur mehr für die Bundesländer Kärnten und Salzburg der Fall.
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