Helfen in Spielfeld
„Ich wollte helfen“, sagt Khir Alanam, auch wenn er mit dem steirischen Dialekt der Ehrenamtlichen an der Grenze so seine Probleme hatte. „Außer Jo hab’ ich nichts verstanden.“ Sein Sohn Naël wird sich da leichter tun: „Er wächst dreisprachig auf. Seine Mutter spricht mit ihm steirisch, ich arabisch und gemeinsam reden wir Deutsch.“
Feiner Humor zieht sich durch Gespräche mit Khir Alanam, ebenso wie durch seine Bücher. Sein jüngstes Werk heißt „Sisi, Sex und Semmelknödel“, sein drittes Buch, das er auf Deutsch verfasst hat. „Das war mir wichtig. Ich lebe hier, ich will auf Deutsch schreiben.“
Ein Dessert als Hauptgang?
Khir Alanam beschreibt die Eindrücke, die er vom Alltag in Österreich hat. Der Untertitel ist bezeichnend: „Ein Araber ergründet die österreichische Seele“. Dabei nimmt er die österreichischen Speisesitten („Kaiserschmarren? Seid ihr verrückt geworden? Ein Nachtisch als Hauptgericht?“) ebenso auf die Schaufel wie Bürokratie oder den Trend zu Bio-Produkten.
„Ein Araber beginnt bei ,bio’ zu lachen“, klärt der 29-Jährige auf. „Bio war und ist in Syrien ein Stück des täglichen Lebens.“ In Syrien verwendeten die Bauern kein chemisches Düngemittel oder Kraftfutter für „Monsterschafe oder Turboziegen“, beteuert Khir Alanam. Deshalb müsste man sich nicht erst extra nach einem Bio-Landwirt umschauen.
Ein Papier für jeden Job
Und von wegen Bürokratie: „In Österreich brauchst du ein Papier auch für fast jede Art von Job. Du machst den Job, weil man dir auf einem Blatt Papier gesagt hast, dass du ihn machen kannst“, schreibt Alanam und muss sich doch etwas wundern über Maturazeugnis, FH-Studienabschluss, Lehrabschlussbrief. „In Syrien läuft es so. Du machst etwas, weil du es kannst. Und aus. Ober du lässt es bleiben, weil du es nicht kannst.“
Khir Alanam ist ein fröhlicher Mensch. Daran haben auch Flucht und anfängliches Fremdsein in Österreich nichts geändert. Die Zeit im Flüchtlingsheim war nicht fein, erinnert er sich. „Aber ich kann jammern, bis ich 100 Jahre bin, das ändert nichts.“
Lernen und aktiv werden
Er habe die Blase „Österreicher da, Ausländer dort“ verlassen wollen und von sich aus Deutsch gelernt. „Dann bin ich hinaus und habe Menschen nach dem Weg gefragt.“ Das habe zwar Überwindung gekostet, aber: „Ich habe mir gesagt, mich kennt hier eh keiner. Und wenn mich jemand verarscht - wurscht.“ Lernen und aktiv werden, rät er auch anderen. „Ich kann nicht erwarten, dass jemand einen ersten Schritt auf mich zumacht, wenn ich ihn nicht gehe.“
Das Buch ist im Verlag „edition a“ erschienen und seit Samstag um 22 Euro im Handel erhältlich.
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