Warum die Renovierung des Goldenen Hirschen ein "Riesenakt" ist

Die sanfte Erneuerung des bei Prominenten beliebten Salzburger Luxushotels erweist sich als schwierig.

Die Wände sind noch nicht gestrichen, im Hotel Goldener Hirschen wird gebohrt, gehämmert und geschraubt. Wer dieser Tage den Gang zum hoteleigenen Restaurant „s’Herzl“ entlang geht, kann sich nicht vorstellen, dass dort in gut sechs Wochen Festspielgäste und Promis ein- und ausmarschieren werden. Doch die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass der Zeitplan hält. Mit Festspielstart „muss“ das Fünfsternehotel wieder öffnen, wie Eigentümer Hans-Peter Wild sagt.

Seit 1. Juni ist das Personal wieder eingestellt und trainiert derzeit für die Wiedereröffnung. Wie dringend notwendig die Generalsanierung war, zeigte sich erst im Lauf der Bauarbeiten. Tragenden Wänden fehlte das Fundament, die Haustechnik war völlig veraltet. „Unser Statiker hat gesagt, ’dieses Haus steht nur mehr aus Gewohnheit’“, erzählt Projektleiter Karsten Sippel.

Warum die Renovierung des Goldenen Hirschen ein "Riesenakt" ist

Ein Blick in eines der neuen Zimmer im Goldenen Hirschen.

30 Millionen Euro

Anders als anfänglich geplant, gab es keine sanfte Überarbeitung, sondern eine Generalsanierung in einer einzigen Etappe, beginnend im September 2018. „Das ist ein Riesenakt“, sagt Wild. „Ich bin aber sehr froh, dass wir den Schritt gemacht haben, es wäre sonst gefährlich geworden“, erklärt der Eigentümer. Der Schweizer Milliardär und Unternehmer hat das Hotel 2016 um 20 Millionen Euro von der Kette Starwood gekauft.

Der Renovierungsbedarf in dem vor 600 Jahren erstmals urkundlich erwähnten Haus war Wild, der als Eigentümer von Capri-Sonne bekannt wurde, schnell klar. Anfänglich beliefen sich die Kostenschätzungen auf rund 10 Millionen, kosten wird die Renovierung schlussendlich rund 30 Millionen Euro.

Warum die Renovierung des Goldenen Hirschen ein "Riesenakt" ist

"Es wäre sonst gefährlich geworden", sagt Hans-Peter Wild, Eigentümer des Goldenen Hirschen.

Charakter soll bleiben

Der Charakter des weltberühmten Hauses soll sich dadurch nicht ändern. „Der Tenor der Gäste war, ihr dürft renovieren, aber ihr dürft nichts ändern“, sagt Hoteldirektor Wolfgang Putz. „Der alte, charmante Stil des Hauses ist erhalten geblieben“, ergänzt Wild. 120 alte Möbel wurden restauriert, 1.523 kommen neu ins Haus.

600 Türen wurden getauscht, 83 Tonnen Stahl und 700 Kubikmeter Beton verbaut. Bei der Unterkellerung von bisher kellerlosen Bereichen wurden 2.492 archäologische Fundstücke entdeckt, etwa Latrinen und Zisternen aus dem Mittelalter und der Römerzeit.

Eine Herzensangelegenheit

Neben dem Haupthaus wird auch das Kupferschmiedhaus, die auf der gegenüberliegenden Seite der Getreidegasse liegende Dependance, renoviert. Insgesamt wird es weiterhin 70 Zimmer geben. Für Wild ist es nicht die erste Großinvestition in Salzburg. 2005 hatte er das Hotel Schloss Mönchstein am Mönchsberg übernommen. In drei Etappen brachte der Nebenerwerbshotelier auch dieses Fünfsternehotel auf den neuesten Stand.

Dort investierte Wild insgesamt 25 Millionen Euro in die Modernisierung. Der Hirsch sei aber eine besondere Herzensangelegenheit, sagt Wild: „Er ist ein tolles Objekt. Ich liebe die Stadt, ich liebe die Festspiele und ich liebe die Menschen in der Region. Deshalb habe ich das gemacht.“

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