Warum der Ausbau am Deutschen Eck seit zwei Jahren auf Eis liegt

Warum der Ausbau am Deutschen Eck seit zwei Jahren auf Eis liegt
Die bayrische A8 soll erweitert werden, Differenzen über zwei mögliche Varianten sorgen für die Verzögerung.

Es ist wohl Österreichs bekanntester Autobahnabschnitt, der nicht innerhalb der Grenzen des Landes liegt. Wer die bayerische Autobahn A8 – das Große Deutsche Eck – nicht aus eigener Erfahrung kennt, kennt sie aus dem Verkehrsfunk. Dort ist die staugeplagte Strecke Dauergast. Seit Jahren wird über einen Ausbau des Abschnitts von Rosenheim bis zur Grenze am Walserberg diskutiert.

Dieser Abschnitt ist der Hauptteil des Großen Deutschen Ecks, überwiegend zweispurig und großteils in die Jahre gekommen. Die Autobahn wurde in den 1930er-Jahren unter NS-Herrschaft gebaut und soll nun in beiden Richtungen dreispurig werden.

„Es braucht nur eine Kleinigkeit und schon steht alles, wenn zum Beispiel ein Unfall passiert. Es ist gefährlich, und dass dieser durchgehend sechsspurige Ausbau notwendig ist, diese Frage stellt sich für mich gar nicht“, sagt Georg Grabner, Landrat des Landkreises Berchtesgadener Land, im ORF Salzburg.

Ausbau der A8 nach München

Nächste Chance Freitag

Diese Woche könnte im Deutschen Bundestag in Berlin eine politische Entscheidung für das Projekt fallen. Der Ausbau steht am Freitag auf dem Programm des Rechnungsprüfungsausschusses – allerdings nicht zum ersten Mal. Vier Mal hat der Ausschuss eine Entscheidung darüber mit den Stimmen der Koalitionspartner Union und SPD bisher vertagt, seit knapp zwei Jahren beschäftigt er sich mit dem Ausbau. Der Grund dafür sind Differenzen über den Umfang und die Kosten des Ausbaus.

Zur Auswahl steht ein Ausbau um lediglich zwei Pannenstreifen, die bei Bedarf zu normalen Fahrspuren werden können. In Deutschland ist die temporäre Freigabe des Pannenstreifens seit Jahren Usus. Die andere Variante wären zwei zusätzliche Fahrspuren plus zwei Pannenstreifen. Der deutsche Rechnungshof lehnt diese Variante ab. Sie sei zu teuer und nicht notwendig.

Kostenfrage

Das Einsparpotenzial beim mehr als eine Milliarde Euro teuren Projekt liegt laut Rechnungshof bei 110 Millionen Euro. Das Verkehrsministerium legte dagegen Zahlen vor, dass die Variante mit nur zwei zusätzlichen Pannenstreifen im Bau und vor allem im Betrieb eine Spur teuer wäre.

Vor allem die CSU will die umfangreichere Variante. Die Strecke verläuft durch ihr Kernland. Die Grünen vermuten, dass die Verzögerung auf Druck der CSU zustande komme. Diese weist das zurück. Dabei würde sogar die Ökopartei dem sechsspurigen Ausbau mit zwei Pannenstreifen zustimmen, wenn das notwendig wäre. Entsprechende Zahlen könne das Verkehrsministerium aber nicht vorlegen, sagt die bayerische Grünen-Abgeordnete Ekin Deligöz.

Kommentare