Der Fisch-Gruber am Naschmarkt, einer der ersten Stände auf der linken Seite von der Innenstadt kommend, ist das, was man ein Traditionsunternehmen nennt. Ein Familienbetrieb, seit 1876 als Spezialist für Fisch am Markt. Jetzt soll Schluss sein mit der Familientradition. Gruber will verkaufen und hat auf mehreren Immobilienplattformen inseriert. Seine Preisvorstellungen klingen erstaunlich: 3,4 Millionen will er für Inventar und Kundenstock. Der Stand selbst gehört der Stadt, verkauft wird die Firma.
"Um so viel Geld kauf i mir keine Arbeit", sagt ein angesichts der Summe staunender Nachbar. Immobilienmakler halten die Preisvorstellung für realistisch. Es gebe etliche Interessenten, unter anderem eine chinesische Familie, die in der Nähe ein Geschäft habe.
Auch Omar Lashin, selbst Standbetreiber und Sprecher für die Standler in der Wiener Wirtschaftskammer, erstaunt die Millionenforderung nicht. "Jeder hat seinen Preis. Wenn er viel investiert hat, ist die Summe gerechtfertigt."
Tatsächlich, sagt Gruber, hätten allein die Edelstahlverkleidung und die Vitrinen eine Million Euro gekostet. Fix ist, dass an dieser Stelle wieder ein Marktstand, womöglich wieder ein Fischhändler einzieht. Das sieht auch die seit 2018 geltende Marktordnung vor. "Gastronomie würde an dieser Stelle nicht genehmigt. Auch weitere Textil- oder Souvenirläden wird es nicht mehr geben," sagt Lashin.
Wolfgang Gruber meint, das Geschäft werde jedenfalls weitergehen, es laufe ja gut. Am Montag erst habe jemand Kaviar um 6.000 Euro gekauft. Warum er dann verkaufen und nicht an die Familie weitergeben will? "Ich weiß nicht, ob meine Kinder diese Verantwortung tragen wollen. Und ich will mein Leben genießen." Sein Vater, sagt Gruber, habe ihm das Okay für den Verkauf gegeben. Dass er das Geschäft, in dem er sein Leben verbracht hat, vermissen wird, glaubt er auch. Was er nicht vermissen wird: die Bürokratie. "Letztens habe ich 370 Euro Strafe gezahlt, weil auf der Homepage bei zwei Artikeln die Fangmethode nicht eindeutig beschrieben war."
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