Erst am Mittwoch waren die Schneefelder am Untersberg in Salzburg zwei Bergsteigern zum Verhängnis geworden. Ein 35-Jähriger und seine gleichaltrige Begleiterin aus Deutschland befanden sich in einer Querung knapp unterhalb des Schellenberger Sattels, als die Frau im steilen Gelände in rund 1.420 Metern Höhe auf dem schneebedeckten Weg ausrutschte. Der Mann versuchte sie laut Polizei noch festzuhalten, verlor dabei aber ebenfalls den Halt.
Enorme Beschleunigung im Ernstfall
Der Unfall kann als exemplarisch angesehen werden. Bereits ab einer Hangneigung von 30 Grad beschleunigt man im Ernstfall auf dem hart gefrorenen Untergrund nach wenigen Sekunden enorm. „Der Sturz lässt sich nicht kontrollieren. Darum ist es wichtig, sofort zu reagieren und zu versuchen, sich auf den Bauch zu drehen, in eine Art Liegestütz-Position zu gehen und sich so breit wie möglich zu machen“, sagt Larcher. Viele würden die Gefahr eines Schneefelds unterschätzen. „Schnee ist für viele lustig und wir hören immer wieder: Ich kann doch Skifahren, kein Problem“, sagt Larcher. Der Alpenverein empfiehlt gerade nach schneereichen Wintern sogenannte Snow-Spikes, sozusagen Schneeketten für die Wanderschuhe, im Rucksack dabei zu haben.
Für das Queren von Schneefeldern sollten neben dem Anlegen von Snow-Spikes folgende Tipps befolgt werden: Immer aufrecht über ein Schneefeld gehen, nicht zum Hang neigen, auch wenn man instinktiv dazu tendiert. „Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt und man rutscht unten eher weg“, erklärt Larcher. Vielmehr sollte man, ähnlich wie beim Skifahren, die Hüfte Richtung Hang einknicken, und den Oberkörper gen Tal lehnen. Wichtig ist es, sich auf die Gefahr einzustellen, das Tempo zurückzunehmen und sich voll und ganz auf die Passage zu konzentrieren. „Für einige Minuten das Plaudern einstellen und Handschuhe beziehungsweise langärmlige Kleidung anziehen, denn wenn man rutscht, entstehen sonst schwere Abschürfungen“, erzählt Larcher. Wanderstöcke sorgen zusätzlich für Stabilität.
Richtige Tourenplanung
Das Um und Auf sollte aber nicht erst beim Berggehen, sondern bereits zuvor erfolgen: die richtige Tourenplanung. Dass diese von vielen vernachlässigt wird, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Kuratoriums vor Verkehrssicherheit. Demnach konnte jeder siebente befragte Wanderer nicht angeben, welchen Schwierigkeitsgrad der Weg aufweist, auf dem er gerade unterwegs ist. In Hinblick auf Schneefelder und Tourenplanung rät Alpenvereinsexperte Larcher aktuell: „Über 2.000 Meter Seehöhe, bei einer Route, die durch Nordhänge führt und Schattenexpositionen aufweist, kann man mit Schneefeldern rechnen.“
Neben der Wetterprognose für die kommende Woche, auch noch eine für die beginnende Wandersaison: Wie im Vorjahr wird es auch heuer wieder viele Menschen mit wenig Erfahrung in die Berge ziehen. „Der Trend zum Natursport ist da und durch Corona noch einmal mehr geworden. Jeder, der sich in den Bergen auskennt, sollte jene unterstützen, die es nicht tun oder die überfordert sind. Ihnen Tipps geben, sie auf Gefahren hinweisen. Diese Kultur, Wildfremden im Gebirge zu helfen, sollte wiederentdeckt werden“, sagt Larcher.
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