Wandern, aber sicher: Was dafür nötig ist
„Sag’ jetzt nix“, bittet die ratlos um sich schauende Frau ihren skeptisch wirkenden Begleiter, der die Stirn runzelt. Hinter den Wanderern, die im dichten Nebel umher irren, marschiert ein ungebetener Begleiter - der Sensenmann, der hämisch kichert. Aber nur solange, bis das Pärchen eine Wanderkarte in die Hände bekommt, dann verschwindet der Kapuzenmann.
Augenzwinkernd, aber deutlich will der Österreichische Alpenverein mit Videos vor den Gefahren warnen, die bei ungenügender Planung einer Wanderung oder Bergtour drohen. Sieben Videos auf Youtube sollen zeigen, worauf es ankommt: Gesund am Berg, Planung & Ausrüstung, Altschneefelder, Wegeklassifizierung, Orientierung, Trittsicherheit und Wandern mit Kindern decken ein breites Spektrum an Fragen ab (Details: www.sicheramberg.at )
Ausrüstung, eigene körperliche Fitness und gewissenhafte Tourenplanung seien das um und auf, mahnt Thomas Wanner vom Alpenverein. „Wandern hat positive Effekte auf die Gesundheit. Allerdings sollte man nur auf Tour gehen, wenn man fit und vor allem gesund ist.“
Das Können einschätzen
Passende Schuhe, Erste-Hilfe-Set, Karten der Region, genügend Wasser sowie Regen- und Sonnenschutz dürfen nie im Rucksack fehlen. Ganz wichtig sei es auch, das eigene Können richtig einzustufen, überlegt Michael Larcher, Leiter der Bergsport-Abteilung des Vereins. „Leider wird das eigene Können oft überschätzt, eine Überforderung am Berg kann aber verheerende Auswirkungen haben.“
Das richtige Einschätzen der Situation ist beim Wandern generell nötig, auch, wenn die Tour nicht auf 2.000 Meter Höhe oder mehr führt. Ein Spaziergang auf einer der rund 8.000 bewirtschafteten Almen Österreichs folgt ebenfalls eigenen Regeln: Es gilt, achtsam zu sein wegen des Weideviehs, speziell wenn es Kühe mit Kälbern gibt. Als neues Service kündigt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Dienstag eine „Online-Wanderkarte“ an, die zeigen soll, wo Mutterkühe gehalten werden. Sie soll ab Juli zur Verfügung stehen.
Wandern, ein Tourismusfaktor
Wanderangebote sind längst fixer Bestandteil jedes Touristikers, geht es doch um ein Potenzial von rund 2,5 Millionen Besuchern in den österreichischen Bergen pro Jahr. Sieben Naturparke hat allein die Steiermark, deren Zusammenarbeit mit Steiermark Tourismus soeben bis 2024 verlängert wurde.
„Der Gast legt immer mehr Wert auf intakte Landschaften und nachhaltige Angebote“, begründet Tourismus-Chef Erich Neuhold. „Ebenso auf eine breite Wissensvermittlung über die Besonderheiten der Natur.“ Die Corona-Pandemie verhalf dem Interesse an Bewegung in der (näheren) Umgebung zum Durchbruch, doch „das ist mit Sicherheit ein langfristiger Trend“, betont Neuhold. Eine Befragung von Sommerurlaubern 2020 zeigte, dass 66 Prozent wegen der Landschaft in die Steiermark kamen. 56 Prozent gaben Wandern als hauptsächliche Aktivität an, das ist gegenüber 2019 ein Plus von 13 Prozentpunkten.
Sieben steirische Naturparke
Die sieben Naturparke Almenland, Mürzer Oberland, Pöllauer Tal, Steirische Eisenwurzen, Sölktäler, Südsteiermark und Zirbitzkogel-Grebenzen umfassen zwölf Prozent der Grundfläche der Steiermark, zu ihnen gehören 34 Gemeinden. Naturschutz, aber auch die Weitergabe des Wissen über die Region sowie Angebote für Gäste stehen im Mittelpunkt der Naturparke. „Naturverträglich und sanft ermöglichen wir beides, den Schutz der Landschaften und ihrer Artenvielfalt bei gleichzeitiger Erholungsmöglichkeit“, umreißt Bernhard Stejskal, Geschäftsführer von„Naturparke Steiermark“.
In den Gebieten gibt es zudem 65 zertifizierte „Naturpark-Gastgeber“ sowie 87 „Naturpark-Vermittler“, sie bieten unter anderem geführte Wanderungen zu Streuobstwiesen an und unterstützen beim Kräutersammeln. 73 Betriebe produzieren zudem gesunde Lebensmittel aus der jeweiligen Region.
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