Walking Football: Wie sich die Trendsportart in Österreich entwickelt
Walking Football also: Ältere Fußballer finden das immer noch extrem lustig, das Gros der Menschen in Österreich hat weder eine gute noch eine schlechte Meinung dazu, kennt nur Nordic Walking. Und dennoch geht es auch in Österreich mit der neuen Trendsportart für Babyboomer munter voran. Zuletzt zeigte auch der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) Interesse.
Am Donnerstag, 21. März, liest man in ganz Österreich vor. In Schulen und Sporthallen, Buchhandlungen und Büchereien, in Parks, Cafés, Büros und auch ...
... auf einem Fußballplatz: Die Vorlesetag-Organisatoren, der KURIER und die ASKÖ laden zu einem speziellen Event:
17.00 Uhr: Walking-Football-Demospiel der „Wiener Buben“;
18.30 Uhr: Uwe Mauch liest aus seinem Übungsleiter-Tagebuch.
Eintritt frei!
Adresse: Fußballplatz samt Kantine in 1200 Wien, Hopsagasse 5.
Das Medienhaus KURIER und die Sportorganisation ASKÖ sind schuld an allem. Vor einem Jahr weilten der Sportwissenschafter Günter Schagerl und der Autor dieser Zeilen auf dem DFB-Campus in Frankfurt, beim 1. FC Nürnberg, beim Hessischen Fußball-Verband und beim SC Opel Rüsselsheim.
Dort wurde schnell klar, warum Gehfußball maßgeschneidert für sportaffine ältere Leute ist. Die schon 2011 in England entwickelte Fußballvariante boomt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Nach der Rückkehr aus Deutschland erscheint in einer Sonntagsausgabe des KURIER ein erster Artikel über Walking Football. Mit der Info, dass gemeinsam mit der ASKÖ ein entsprechender Lehrgang gestartet wird. Danach waren alle baff: Binnen weniger Stunden war dieser Kurs restlos ausgebucht.
April ’23: Jetzt geht’s los
Beim ersten Freitag-Termin zeigt ein Blick in den Kreis der brav Aufwärmenden – sowie auf die Fragebögen der Begleitstudie: Die „Buben“ sind im Schnitt 63,9 Jahre alt, der Älteste ist der Erwin – mit 75, Gymnasialdirektor in Pension.
Auf beiden Spielfeldern der ASKÖ-Ballsporthalle in Wien-Donaustadt zeigt sich ein sehr breites Spektrum an Persönlichkeiten und recht unterschiedlichen Ausgangsniveaus: Einige haben ihr ganzes Leben Fußball gespielt, sind technisch versiert, tun sich mit der Übersicht im Spiel leicht. Andere sind mit dem Ball (noch) eher per Sie.
Ganz wichtig ist auch die sogenannte „dritte Halbzeit“: Schon beim ersten Mal sitzt ein Dutzend Redseliger um einen Tisch und unterhält sich so, als wäre man einst in dieselbe Schule gegangen. Alle betonen: „Endlich können wir wieder Fußball spielen.“ Tempo und Selbstironie sind ihrem Alter angepasst.
Auch der zweite Kurs im Sommer (auf dem Rasenplatz des WAT Brigittenau) ist nach kurzer Zeit ausgebucht.
Juli ’23: Das geht nahe
Welten treffen dort aufeinander: „San Sie wahnsinnig!“ Ruft der Sportwissenschafter quer über den Fußballplatz zum Mauni, der sich während der Trinkpause einen Tschick anraucht. Ja, der Mauni, er raucht halt gerne. Aber er wird sich zu einem fleißigen Trainierer mausern. Dafür werden wir ihn auszeichnen. Inzwischen geht der Mauni mit seiner Tochter und dem Schwiegersohn regelmäßig in ein Fitnessstudio. Das ist Best Practice! Weil es nie zu spät ist, den Lebensstil zu ändern.
Schön ist der zweite Platz bei einem Turnier von Bayer Leverkusen. Schöner ist, was dort der „große Andy“ (der kleine ist der „Andy Junior“) berichtet: „Gestern am Abend habe ich mit meiner Partnerin telefoniert. Normalerweise sage ich nur ,Hallo’, ,Ja’ und ,Nein’. Gestern habe ich ihr eine halbe Stunde lang von allem erzählt.“
März ’24: Es geht weiter
„Walking Football Austria“ (das ist auch der Name unserer Facebook-Gruppe) wächst – der Schwerkraft des Landes angepasst – langsam, dafür stetig. Das ist genau betrachtet perfekt. Denn was sollten wir tun, würden sich so wie in Deutschland, England oder anderswo Zehntausende zu den Kursen anmelden? Es gibt derzeit gar nicht die Kapazitäten für so viele.
P. S.: Am Dienstag, 2. April, beginnt der Abendkurs für Berufstätige, auf dem Polizeisportplatz in Wien 22. Infos hier.
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