Waffen illegal verkauft: Polizei ermittelt wegen Mordfällen

Waffen illegal verkauft: Polizei ermittelt wegen Mordfällen
Vorfälle in Deutschland. Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft erheben gegen mehrere Verdächtige aus Oberösterreich.

Die offizielle Auskunft ist mager: Die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte am Montag, gegen mehrere Ex-Mitarbeiter eines oberösterreichischen Waffenherstellers zu ermitteln. Und das macht den Fall brisant: Die Verdächtigen sollen Hunderte Faustfeuerwaffen illegal verkauft haben, die letztlich in Deutschland aufschlugen – wo mit ihnen Verbrechen verübt worden sein sollen. Darunter seien sogar Morde, die von Auftragstätern verübt worden sein sollen.

Das berichten am Montag die Oberösterreichischen Nachrichten – ein Faktum, das in dieser Form allerdings weder vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung noch von der Staatsanwaltschaft bestätigt wurde. Insgesamt soll es jedoch um 200 Waffen gehen, die in den vergangenen Jahren widerrechtlich veräußert worden sein sollen – ohne Seriennummern und damit kaum bis gar nicht rückverfolgbar: Das dürfte die Waffen für potenzielle Abnehmer erst so richtig wertvoll gemacht haben. Wie viel Gewinn die Verdächtigen mit diesen Waffengeschäften gemacht haben sollen, war am Montag nicht bekannt.

Tipp aus Deutschland

Die österreichischen Behörden ermitteln jedenfalls offenbar bereits seit einem Jahr gegen die Gruppe von Verdächtigen. Der Tipp kam von deutschen Kollegen: Sie stießen im Zuge eigener Ermittlungen nach Straftaten im Drogen- oder Rotlichtmilieu auf die Schusswaffen ohne Seriennummern.

Die deutschen Ermittler, die offenbar auch Verbindungen zu Auftragsmorden entdeckt haben wollen, alarmierten schließlich die österreichischen Behörden, nachdem sie herausfanden, woher die Waffen stammten. Den österreichischen Verdächtigen wird vorgeworfen, die Faustfeuerwaffen über einen längeren Zeitraum hinweg gestohlen und weitergegeben zu haben.

Dabei handelte es sich um Stücke aus eigener Konstruktion und Produktion der oberösterreichischen Firma, die ursprünglich mit dem Handel von Jagd- und Sportwaffen anderer Marken begann. Vor 13 Jahren stieg man außerdem in die Konstruktion eigener Pistolenmodelle ein, die innerhalb der EU, aber auch nach Übersee verkauft werden.

Verdeckte Überwachung

Der Hinweis der deutschen Exekutive dürfte zunächst zu verdeckten Überwachungen in Oberösterreich geführt haben, mittlerweile soll es auch schon erste Einvernahmen gegeben haben. Über mögliche Festnahmen gab es aber noch keine Berichte.

Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts des Diebstahls, aber auch wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Waffengesetz: Im Fall einer Verurteilung drohen bei „Überlassung von Schusswaffen an dazu nicht berechtigte Personen“ bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe.

Seitens des betroffenen Unternehmen gab es vorerst keine Stellungnahme, man verwies auf die laufenden Ermittlungen der Polizei. Die Firma stellte 2018 einen Insolvenzantrag, demnach man wegen schwierigen Marktumfeldes, der aufwendigen Sicherheitsvorschriften und strengen Exportbedingungen zu viele Schulden angehäuft hatte. Das Unternehmen wurde aber im Wege eines Sanierungsverfahrens fortgeführt.

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