Vorsorge vor der Pflege: Gesünder älter werden

Pflegekräfte haben eine schöne, aber anspruchsvolle Aufgabe
Bund, Land Steiermark und Stadt Graz suchen Lösungen: Bis 2030 sind österreichweit 76.000 weitere Pflegekräfte notwendig.

Die Österreicher werden immer älter das sei die gute Nachricht, sinniert Sozialminister Rudi Anschober. Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sieht das ebenso, allerdings mit einem bedeutenden Zusatz: „Wir werden immer älter, aber wird werden nicht besonders gesund älter.“ Während Skandinavier erst in ihren Siebzigern mit chronischen Erkrankungen zu kämpfen beginnen, leiden Österreicher schon gut zehn Jahre früher daran.

Das Thema Pflege älterer Menschen sei deshalb auch unter dem Aspekt der Prävention zu sehen, sagt Bogner-Strauß bei einem im Grazer Rathaus selten so zu sehenden Termin: Ein grüner Minister, eine schwarze Landesrätin und ein mit Robert Krotzer dunkelroter – sprich kommunistischer – Stadtrat sprechen über ihre Lösungsansätze für eine Pflege der Zukunft.

Beste Beispiele

„Es gibt viele Best-Practice-Beispiele, die man anschauen kann, um voneinander zu lernen“, begründet Minister Anschober, der sich auf seiner „Pflege-Dialogtour“ durch die Bundesländer nun auch in der Steiermark informiert. Seine Schwerpunkte lägen bei mobilen Diensten, 24-Stunden-Betreuung sowie der Unterstützung pflegender Angehöriger, die zu rund zwei Dritteln Frauen sind.

Eines dieser Beispiele ist die Grazer Pflegedrehscheibe: Die Servicestelle wurde 2016 eingerichtet und hat sich seither als erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Pflege etabliert. 2018 führten die Experten 3.800 Informationsgespräche, seit Anfang dieses Jahres wurde das Modell nach einer Pilotphase auch in acht weiteren Bezirken übernommen.

Vorsorge vor der Pflege: Gesünder älter werden

Treffen in Graz: Anschober, Bogner-Strauß, Krotzer (v.li.)

Die Pflegedrehscheibe bündelt die Informationen zu diesem komplexen Thema, sodass sich Ratsuchende nicht mehr von einem Trägervereinen zur nächsten Behörde durchfragen müssen. „Informationen zu bekommen ist keine Holschuld, sondern eine Bringschuld“, fasst Landesrätin Bogner-Strauß zusammen.

Zu Hause betreut

Sie sieht in der Pflege das „soziale Problem des 21. Jahrhunderts“, die Zahlen geben ihr Recht. Derzeit beziehen 81.000 Steirer Pflegegeld, österreichweit bekommen 460.000 Menschen diese spezielle finanzielle Unterstützung. Rund vier Fünftel werden zu Hause von Angehörigen betreut, 15 Prozent der Pflegegeldbezieher befinden sich in stationärer Langzeitpflege.

Allerdings klafft schon jetzt eine Lücke zwischen jenen, die Pflege brauchen, und den tatsächlich zur Verfügung stehenden Pflegekräften. Das werde sich ohne Gegensteuerung verschärfen, warnt Minister Anschober: Bis 2030 braucht Österreich zusätzliche 76.000 Mitarbeiter im Pflegebereich.

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