Gemeindewahl Vorarlberg: Wo es heute besonders spannend wird

Für die Vorarlberger endet ein echter Wahlmarathon, der in einigen Gemeinden aber in zwei Wochen noch in eine Stichwahl-Verlängerung gehen kann.
Nach EU-, Nationalrats- und Landtagswahl im Vorjahr werden nun heute auch in den 96 Kommunen des westlichsten Bundeslandes neue Parlamente gewählt. Echte Bürgermeister-Rennen wird das dabei aber nur in 32 Gemeinden geben.
In allen anderen steht der Sieger entweder schon fest, weil es nur einen Kandidaten gibt - das ist in 29 Gemeinden der Fall. Oder das politische Oberhaupt wird aus der Mitte des Gemeinderats gewählt.
Von jenen Kommunen, in denen eine Bürgermeister-Direktwahl stattfindet und es mehrere Anwärter gibt, stehen vor allem Vorarlbergs Städte und große Gemeinden im Fokus.
Verteidiger ohne Amtsbonus
"Spannend wird es vor allem dort, wo der bisher amtierende Bürgermeister nicht mehr antritt", sagt die aus Vorarlberg stammende Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle, die an der Fachhochschule Kärnten lehrt.

Kathrin Stainer-Hämmerle
Echte Politschwergewichte treten in Dornbirn, bevölkerungsreichste Stadt und wirtschaftliches Zentrum Vorarlbergs - und in Österreichs größter Markgemeinde Lustenau von der Bühne ab.
Dornbirns ÖVP-Bürgermeisterin Andrea Kaufmann kündigte bereits vor über einem Jahr an, nicht mehr anzutreten, blieb aber weiterhin im Amt.
Das soll nun der Wunschnachfolger der Präsidentin vor Vorarlbergs Gemeindebund, Vize-Bürgermeister Julian Fässler, für die Schwarzen verteidigen.
In Lustenau beendet Kurt Fischer nach 15 Jahren als ÖVP-Bürgermeister seine Karriere. Auch er blieb im Amt, nachdem bereits im Frühjahr 2024 ÖVP-Landtagsabgeordneter Patrick Wiedl als Spitzenkandidat seiner Partei nominiert wurde.
In beiden Gemeinden hatten die ÖVP-Nachfolger "keine Möglichkeit, einen Amtsbonus aufzubauen", streicht Stainer-Hämmerle einen möglichen Nachteil der beiden hervor.
Blaue im Aufwind
In Lustenau - vor Fischer FPÖ-geführt - haben die Freiheitlichen 2024 bei Nationalrats- und Landtagswahlen Platz eins erobert. In Dornbirn lagen sie bei beiden Wahlgängen nur knapp hinter der ÖVP auf Platz zwei.
Schwarz-blaue Stichwahl-Duelle wären also keine Überraschung, wiewohl auch alle anderen Landtagsparteien (Grüne, SPÖ, Neos) Kandidaten ins Rennen schicken.
Ein heißer Kampf wird auch in der Bezirkshauptstadt Feldkirch erwartet, die Bürgermeister Manfred Rädler für die ÖVP halten soll. Er hat das Amt 2024 von seinem Vorgänger nach dessen Rückzug geerbt. Und könnte sich nach seinem ersten Antreten ebenfalls mit der FPÖ-Herausfordererin Andrea Kerbleder in der Stichwahl finden.
ÖVP gegen SPÖ
Schwarz gegen Rot heißt es hingegen in der Landeshauptstadt Bregenz und der Bezirkshauptstadt Bludenz. In Bludenz geht Bürgermeister Simon Tschann für die ÖVP ins Rennen, ist jedoch mit einer Hypothek belastet. Im Dezember wurde er (nicht rechtskräftig) wegen Amtsmissbrauchs verurteilt.
"Man wird sehen, wie sich das auswirkt", sagt Stainer-Hämmerle. Tschann bekomme es zudem mit einem "politischen Schwergewicht" zu tun. Für die SPÖ startet Landesobmann Mario Leiter seinen inzwischen dritten Versuch, Bürgermeister von Bludenz zu werden.
2020 scheiterte in einer Stichwahl knapp an Tschann, fünf Jahre zuvor an dessen ÖVP-Vorgänger.
Roter Bürgermeister in der Landeshauptstadt
Ex-SPÖ-Landeschef Michael Ritsch war 2020 in seinem dritten Anlauf erfolgreich und eroberte in Bregenz den Bürgermeistersessel von der ÖVP. Die will sich diesen mit Ex-Landtagsklubobmann Roland Frühstück an der Spitze zurückholen.
Allgemein wird bei den Gemeindevertretungswahlen erwartet, dass die FPÖ Zugwinne erzielen wird - einerseits, weil sie bei der letzten Wahl noch im Nachklang des Ibiza-Skandals herbe Verluste einfuhr und somit von niedrigem Niveau aus startet. "Andererseits spricht die Themenlage für die Freiheitlichen", so die Politikwissenschafterin.
Die Blauen hätten im Wahlkampf quer durch das Bundesland sehr stark auf das Thema Sicherheit gesetzt. "Und das könnte auf fruchtbaren Boden fallen", vermutete Stainer-Hämmerle im Vorfeld der Wahl im KURIER-Gespräch.
Vormachtstellung der ÖVP
Der ÖVP, die die meisten Bürgermeister im Bundesland stellt, drohen hingegen weitere Verluste, nachdem sie bereits 2020 einige bittere Niederlagen eingefahren hat.
Eine klare Partei-Bilanz wird in Vorarlberg aber wie immer auch nach dem Einlagen der Ergebnisse schwierig sein. Im Bundesland ist es üblich, dass Listen mit Namen antreten, die keine klare Zuordnung ermöglichen.
Die ÖVP rechnet sich aktuell rund 70 Bürgermeister zu. Die FPÖ stellt fünf und hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl zu erhöhen. SPÖ-Bürgermeister finden sich im Ländle vier, die Grünen kommen auf zwei.
Rasches Wahlende
Lange Zittern müssen die Kandidaten aller Parteien für Gemeindevertretungen und Bürgermeisterämter aber nicht. In Vorarlberg wird traditionell im Eilzugstempo gewählt. Die ersten Wahllokale öffnen um 7 Uhr, um 13 Uhr schließen die letzten schon wieder.
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