SPÖ-Chef von Vorarlberg will Bürgermeister werden

Zusammenfassung
- Mario Leiter, SPÖ-Chef von Vorarlberg, kandidiert erneut als Bürgermeister von Bludenz. Bei der letzten Wahl 2020 unterlag er knapp dem amtierenden ÖVP-Stadtchef Simon Tschann. Die kommenden Wahlen finden am 16. März statt.
- Leiter widerspricht der Annahme, seine Spitzenkandidatur bei den Landtagswahlen 2024 nur als Sprungbrett für die Bürgermeister-Wahl genutzt zu haben. Leiter wurde von der SPÖ in Bludenz als Spitzenkandidat nominiert.
- Das Duell gegen Tschann ist brisant, da dieser wegen Amtsmissbrauchs verurteilt wurde. Die Wahlen in Vorarlberg betreffen 96 Gemeinden. Die ÖVP will ihre Vormachtstellung verteidigen, während die FPÖ an Einfluss gewonnen hat.
Mario Leiter will es noch einmal auf kommunaler Ebene wissen. Der 59-Jährige hat die SPÖ Vorarlberg als Spitzenkandidat erfolglos in die Landtagswahlen im Herbst 2024 geführt. Von ohnehin bescheidenen 9,5 Prozent ging es noch einmal um 0,4 Prozent nach unten.
Nun nimmt der rote Landesobmann das Amt des Bürgermeisters in seiner Heimatstadt Bludenz ins Visier. Hier war er 2020 in einer Stichwahl knapp ÖVP-Kandidat Simon Tschann unterlegen, der mit damals 28 Jahren jüngster Ortschef im Bundesland wurde.
Am Dienstagabend wurde Leiter, Stadtpolizeikommandant von Bludenz, von den SPÖ-Gremien zum Spitzenkandidat für die am 16. März stattfindenden Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen nominiert.
Parteispitze als Sprungbrett
Noch im November wollte Leiter auf KURIER-Anfrage ein Antreten zwar nicht ganz ausschließen, meinte aber: „Ich bin im Vorarlberger Landtag. Wir führen mit mehreren interessanten Kandidaten Gespräche. Die sind aber ergebnisoffen.“
„Viele wichtige Zukunftsthemen werden derzeit nicht in Angriff genommen. Meine Heimatstadt liegt mir am Herzen“, erklärt er nun, warum er einen erneuten Anlauf nimmt.
Böse Zungen hatten Leiter schon vor den Landtagswahlen nachgesagt, dass er diese nur als Bühne und Sprungbrett für die Bürgermeisterwahl verwenden möchte, was er selbst zurückwies.
Vom Landeschef zum Bürgermeister
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein roter Landeschef auf einem Bürgermeistersessel zum Sitzen kommt. Vor fünf Jahren war Martin Staudinger nach verlorener Landtagswahl 2018 zum Gemeindeoberhaupt von Hard am Bodensee gekürt worden. Und gab daraufhin die Parteispitze ab.
Michael Ritsch war neun Jahre lang SPÖ-Parteichef in Vorarlberg (2007 bis 2016). Er wurde 2020 ebenfalls Bürgermeister - in der Landeshauptstadt Bregenz. Es war sein dritter Anlauf, der zum Erfolg führte.
Versuch Nummer drei ist es nun auch für Leiter, der bereits 2015 eine Stichwahl gegen den damals amtierenden ÖVP-Bürgermeister verloren hat.
Brisantes Duell in Bludenz
Das nunmehrige Duell gegen Tschann findet unter brisanten Rahmenbedingungen statt. Der wurde im Dezember - nicht rechtskräftig - wegen Amtsmissbrauchs schuldig gesprochen und zu einer bedingten Freiheitsstrafe von elf Monaten und einer Geldstrafe von 51.000 Euro verurteilt.
In Bregenz will indes Ritsch Stadtoberhaupt bleiben und bekommt es von Seiten der ÖVP, für welche die Landeshauptstadt eigentlich eine Hochburg war, mit Roland Frühstück zu tun. Der 66-Jährige war viele Jahre lang Klubobmann der Volkspartei im Landtag, dem er nun den Rücken gekehrt hat.
Wahlen in 96 Gemeinden
Am 16. März werden in 96 Gemeinden Vorarlbergs neue Ortsparlamente und Bürgermeister gewählt. Die Ausgangslage ist auch durch das starke Abschneiden der FPÖ im Vorjahr bei Nationalrats- und Landtagswahlen im Ländle spannend. Inzwischen koalieren die Blauen mit der ÖVP von Landeshauptmann Markus Wallner.
Die ÖVP rechnet sich aktuell 70 Bürgermeister zu, die nicht alle unter der Marke Volkspartei angetreten sind. Es gilt also eine eindeutige Vormachtstellung zu verteidigen. Die FPÖ stellt derzeit fünf Bürgermeister, die SPÖ vier, die Grünen zwei.
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