Völlig losgelöst - Selbstfahrender Bus testete ganz ohne Fahrer

Völlig losgelöst - Selbstfahrender Bus testete ganz ohne Fahrer
Erstmals war in Salzburg ein autonomer Bus ohne Kontrollpersonal unterwegs. Vier Szenarien wurden durchgespielt.

Das Baby der Forscher machte seine ersten eigenständigen Schritte. Erstmals war am Donnerstag am Salzburgring ein selbstfahrender Bus mit Testpersonen völlig eigenständig, also ohne Fahrer, unterwegs. „Ein besonderes Ereignis“, sagte Siegfried Reich, Geschäftsführer von Salzburg Research. Die Forschungsgesellschaft des Landes leitet ein Konsortium, das den Betrieb von automatisierten Kleinbussen im öffentlichen Personennahverkehr erforscht.

Der Digibus hat die Herausforderung erfolgreich gemeistert. Einziger Helfer für Fahrzeuge und Fahrgäste war ein Supervisor in einer Leitzentrale. Die bloße Fahrt war aber nicht das einzige Szenario, das durchgespielt wurde. Die Experimente zielten auf Situationen ab, die es im alltäglichen Betrieb zu bewältigen geben könnte.

Es sind soziale Konstellationen, für die es vor dem Regelbetrieb unbedingt eine Lösung braucht. So wurde etwa simuliert, dass sich ein Fahrgast alleine mit einem zweiten, pöbelnden Mitfahrer im Bus befindet. Außerdem wurde durchgespielt, was passiert, wenn der Bus keinen Platz mehr für zusätzliche Fahrgäste hat, aber noch Personen einsteigen wollen.

Völlig losgelöst - Selbstfahrender Bus testete ganz ohne Fahrer

18 Testpassagiere spielten vier Szenarien durch.

Kommunikation als Hürde

Auch ein ungeplanter, plötzlicher Halt wurde simuliert. Lebende Hindernisse, wie bei jenem Unfall, der im Juli in der Seestadt Aspern in Wien zu einer leicht verletzten Frau und dem vorübergehenden Ende des Testbetriebs in Wien geführt haben, waren nicht Teil des Testszenarios. Die soziale Interaktion zählt zu den größten Hürden vor einem regelmäßigen Einsatz der Busse.

„Neben der Bilderkennung ist die Kommunikation zwischen Passagier und Maschine sowie Passagier und Leitstelle eine der größten Herausforderungen“, sagt Projektleiterin Cornelia Zankl. Das sehen auch die Fahrgäste so.

„Bei der Kommunikation mit der Leitstelle ist die Verbindung und die Verständlichkeit noch verbesserungswürdig. Es wäre auch interessant gewesen, was das Problem für den ungeplanten Halt war“, sagte Testfahrgast Otmar Essl. Insgesamt fällt sein Fazit aber positiv aus. „Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Das hat Potenzial auch im öffentlichen Raum“, meinte Essl.

Serienreife bis 2035

„Es fühlt sich überraschend normal an, wie im normalen Bus. Auf verkehrsarmen Strecken kann ich es mir sehr gut vorstellen. Im Stadtverkehr sind die Schwierigkeiten im Weg vermutlich zu viel“, urteilte Testfahrgast Franziska Höllbacher.

Wann selbstfahrende Busse im Regelbetrieb in Salzburg unterwegs sein werden, ist noch offen. „Das ist wirklich schwer zu sagen. Es gibt eine Roadmap, laut der es zwischen 2030 und 35 möglich sein wird“, erklärte Zankl.

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