Viele Ungereimtheiten bei der Pleite des Autoverleihs 123-Transporter

Die Millionenpleite der 123 Shared Mobility GmbH mit Sitz in Ternitz, NÖ, Betreiberin des Autoverleihs 123-Transporter, weist einige Ungereimtheiten auf. Nicht nur, weil die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen den Geschäftsführer wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung ermittelt. Der KURIER berichtete.
Laut Arbeiterkammer erheben rund 3.000 Kunden schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen, weil Kautionen nicht zurückgezahlt und Vertragsstrafen wegen angeblicher Geschwindigkeitsübertretungen von Kundenkonten abgebucht worden sein sollen.
Zoff mit dem externen Flottenbetreiber
Laut Creditreform hat das Unternehmen rund 4,7 Millionen Euro Schulden angehäuft, davon entfallen 4,37 Millionen Euro auf nicht zurückgezahlte Kautionen. Der Geschäftsführer von 123-Transporter behauptet nun im Insolvenzantrag, der dem KURIER vorliegt, dass eigentlich der externe Flottenbetreiber für die Pleite ursächlich sei.
Demnach ist 123-Transporter weder Eigentümer noch Halter der rund 400 Transporter, die vermietet wurden. 123-Transporter hat die Fahrzeuge selbst von einem Flottenbetreiber aus der Steiermark angemietet.
Da der Flottenbetreiber vertragliche Vereinbarungen wie die Reinigung der Fahrzeuge nicht eingehalten haben soll, so wird behauptet, habe 123 die gestellten Rechnungen um 293.800 Euro gekürzt.
Deaktivierung der Autos
„Als Reaktion auf die Rechnungskürzung hat der Flottenbetreiber um den 13. September 2025 herum zunächst die Fahrzeuge elektronisch deaktiviert. Diese Deaktivierung konnte anfänglich von der Antragstellerin wieder rückgängig gemacht werden“, heißt es im Antrag. „Zirka um den 20. September wurden jedoch zumindest 80 Prozent der Fahrzeuge vom Flottenbetreiber physisch derart manipuliert, dass ein Aufsperren technisch nicht mehr möglich war und ist.“
Durch das vertragswidrige Verhalten des Flottenbetreibers soll 123-Transporter die „gesamte Umsatzgrundlage entzogen“ worden sein.
Vorwürfe bestritten
Am 20. September wurden die Buchungsportale geschlossen. Zwei Tage später sei der Vertrag mit dem Flottenbetreiber gekündigt worden. Der KURIER hat den Prokuristen des Flottenbetreibers telefonisch erreicht.
„Im Großen und Ganzen stimmt von den Vorwürfen sehr vieles nicht. Wir haben gar nichts gemacht“, sagt der Prokurist. „Das ist alles sehr heftig. Wir haben einen Wirtschaftsanwalt beauftragt, der sich des Themas annimmt.“ Nachsatz: „Was im Insolvenzantrag steht, muss erst von einem Masseverwalter geprüft werden. Nach der Prüfung wird wahrscheinlich einiges anders sein.“
940.000 Euro für die Quote nötig
Indes beabsichtigt der 123-Geschäftsführer einen Fortbetrieb des Unternehmens. Die Sanierung (20 Prozent Quote) soll mit den Einnahmen aus dem Fortbetrieb finanziert werden. Dafür benötigt das Unternehmen aber einen neuen Flottenbetreiber und allein für die Gläubigerquote rund 940.000 Euro.
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