Verunglückte Höhlenforscherin gestorben
Die Landesleiterin des Salzburger Höhlenrettungsdienstes, Monika Feichtner, hat am Mittwoch gegenüber der APA die Sorge geäußert, dass der tödliche Unfall einer Höhlenforscherin am Dienstag im Untersberg Höhlentouristen anziehen könnte. "Die Unvernunft ist hier leider oft sehr groß." Ohne professionelle Ausrüstung, entsprechender Erfahrung und Ortskenntnis sei das Risiko für Unfälle beträchtlich.
Dass die noch namenlose Höhle - sie ist auf Karten mit dem Kürzel "J121" erfasst - nach dem gestrigen Unfall verschlossen wird, gilt unterdessen als unwahrscheinlich. "Im Untersberg gibt es rund 500 bekannte Höhlen. Wie viele daneben noch unerforscht sind, wissen wir nicht", sagte Wolfgang Gadermayr vom Landesverein für Höhlenkunde. Ein Versperren des Eingangs wie nach dem Unfall in der Riesending-Höhle im Vorjahr, sei nicht realistisch. "Es gibt unmittelbar neben dem Einstieg weitere Höhlen und Schächte, die frei zugänglich sind."
Gerade die Forschung im Untersberg habe in den vergangenen Jahren viele wissenschaftliche Erkenntnisse gebracht, etwa, für die Trinkwasserversorgung, betonte Gadermayr. Die Stadt Salzburg bezieht etwa ihr Wasser zu einem Großteil vom Fuß des Untersberg.
Neue Details zum Unfall
Inzwischen wurden einige neue Details zu dem Unfall bekannt. Die erfahrene Höhlenforscherin (44) war am Dienstagnachmittag mit drei Begleitern in die noch nicht erforschte Höhle im Bereich der Mittagsscharte eingestiegen. "Im Eingangsbereich liegt naturgemäß viel loses Gestein, die Gruppe hat sich aber abgesichert und brüchigen Fels abgeräumt", sagte Feichtner. Dann stieg das Quartett unter Leitung der Frau in den Schacht mit rund zwei bis sechs Metern Durchmesser ein. Die Salzburgerin waren schon fast wieder in einem geschützten Bereich, als einer der nachkommenden Forscher gegen 15.30 Uhr einen Stein löste.
Die 44-Jährige wurde in rund 70 Metern Tiefe am Kopf getroffen. Die Frau war sofort bewusstlos und blieb schwer verletzt im Seil hängen. Während ein Begleiter Erste Hilfe leistete, stiegen laut Polizei zwei Forscher zurück zum Höhleneinstieg auf und setzten einen Notruf ab. Der Alarm bei der Bergrettung ging um 15.49 Uhr ein. Ein Hubschrauber des Innenministeriums flog Retter und Material zum Höhleneingang in rund 1.600 Metern Seehöhe. Weil der Unfall im Eingangsbereich passierte, waren die Retter rasch bei der Verletzten. Bereits um 16.30 Uhr konnten zwei Notärzte die Frau erreichen.
"Die akute medizinische Versorgung in der Tiefe ist immer eine Herausforderung", sagte Feichtner. Der Zustand der Höhlenforscherin sei sehr schlecht gewesen. Die Verletzungen waren letztlich so schwer, dass die Frau noch an der Unglücksstelle verstarb. Gegen 21.00 Uhr konnte ihr Leichnam zurück an die Oberfläche gebracht werden. Entgegen ersten Angaben von gestern hinterlässt die Frau - sie war im Zivilberuf Kindergartenpädagogin - eine jugendliche Tochter, keinen Sohn.
Tiefe Betroffenheit
Bei der Salzburger Höhlenrettung herrschte weiter tiefe Betroffenheit, viele kannte die Höhlenforscherin, die auch bei den beiden großen Rettungseinsätzen des vergangenen Sommers im Einsatz war. Wie Feichtner sagte, war die vierköpfige Forscher-Gruppe erfahren, gut ausgerüstet und gut vorbereitet in den Schacht eingestiegen. Insgesamt standen bei dem Einsatz am Dienstag 21 Bergretter, 30 Höhlenretter, neun Mitglieder der Bergwacht Berchtesgaden, sieben Polizisten, Helfer von Feuerwehr und Rotem Kreuz und mehrere Hubschrauber im Einsatz.
Im vergangenen Jahr hatten zwei spektakuläre Rettungsaktionen am Untersberg und im Salzburger Tennengebirge für Aufmerksamkeit gesorgt: Im Juni 2014 war im bayerischen Teil des Untersberg der in rund 1.000 Metern Tiefe verunglückte Höhlenforscher Johann Westhauser in einer zwölftägigen Rettungsaktion von mehr als 700 Helfern aus der Riesending-Schachthöhle befreit worden. Und zwei Tage nach einem Sieben-Meter-Absturz in der Jack Daniel's Höhle im Salzburger Tennengebirge konnte im August 2014 ein damals 27-jähriger Pole gerettet werden.
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