Die gute Nachricht lässt aber nicht alle jubeln: Denn die Einfahrten in den warmen Bergstollen, der durch die Kombination aus natürlichem Radongehalt, Wärme und Luftfeuchtigkeit vor allem bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Atemwege und der Haut, Milderung verspricht, wird nicht allen zugänglich sein. Freie Einfahrt haben Selbstzahler und Patienten der Sozialversicherungen. Letztere aber mit einer Einschränkung: Die Sozialversicherungen genehmigen Anträge für den Stollen nur Geimpften und Corona-Genesenen.
Amtsschimmel
„Bei uns können ab sofort Anträge gestellt werden. Eine Einfahrt ist theoretisch ab 1. Juni möglich. Für uns wäre es wünschenswert, dass es sich bei allen Patienten im Stollen um Geimpfte handelt, aber dies entscheidet der Betreiber“, heißt es von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).
Zur Verdeutlichung: Wer bereit ist, für eine Therapiefahrt 73,90 Euro zu bezahlen, darf als ambulanter, ungeimpfter Patient in den Stollen. Wer allerdings eine stationäre Kur mit Bewilligung durch die Sozialversicherungsträger will, muss dafür auch geimpft sein. Empfohlen wird ein zwei- bis vierwöchiger Aufenthalt. Der Amtsschimmel lässt grüßen. Denn im engen Stollen, wo früher Golderz abgebaut wurde, bedeutet dies in der Praxis, dass Geimpfte (stationäre Kurgäste) auf Nichtgeimpfte (Selbstzahler) treffen.
Von der Agentur Robst PR, die den Heilstollen vertritt, heißt es: „Wir können eine Öffnung bestätigen. Die Details müssen mit dem Versicherungspartner noch geklärt werden. Das Konzept folgt in den nächsten Tagen“, sagt Chefin Romy Robst. Denkbar wäre etwa, dass man geimpfte Kurgäste und nicht geimpfte Selbstzahler durch unterschiedliche Einfahrtszeiten trennt.
Treffen Ungeimpfte auf Hochrisikopatienten?
Dieses Vorgehen wäre im Sinne der ÖGK. „Die höchsten Hygienestandards sind für unsere Patienten entscheidend.“ Dass auch Ungeimpfte einen Anspruch auf Einfahrt mit Unterstützung der Versicherung erhalten, sei nicht angedacht: „Eine Impfung ist für diese Risikogruppe vorgesehen und eine Auflage“, heißt es. Eine Ansteckung für die Patienten im Stollen, die zum großen Teil der Hochrisiko-Gruppe angehören (u. a. Bechterew), wäre fatal. Auf der Homepage des Stollens heißt es dazu: „Im letzten Jahr haben wir unter Mithilfe von Experten ein sehr gutes Hygiene- und Schutzkonzept entwickelt. Trotz 30.000 Einfahrten in 2020 konnte keine einzige Übertragung des Coronavirus im Gasteiner Heilstollen festgestellt werden. Das Konzept ist sicher.“
Wirtschaftsfaktor
Fest steht auch, dass der Stollen für die gesamte Region des Gasteinertals von enormer wirtschaftlicher Bedeutung ist. Eine Öffnung ohne Zustimmung der Sozialversicherungen wäre undenkbar und nicht rentabel. Laut Betreibergesellschaft gab es im Jahr 2020 ein Umsatzminus von 60 Prozent.
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