Davon Überzeugte neigen dazu, ihr Umfeld missionieren zu wollen, das sich dann distanziert, erklärt die Expertin: „Ist die Person innerhalb der Familie isoliert, sucht sie noch stärker nach Anschluss in ihrer jeweiligen Gruppe.“ Daher sei es wichtig, den Zugang nicht zu verlieren: „Gerade Eltern, Geschwister oder gute Freunde können noch immer ein Ankerpunkt sein, wenn jemand Zweifel hat oder aussteigen will. Wir unterstützen Angehörige, in Kontakt zu bleiben, damit es nicht zum Beziehungsabbruch kommt.“ Das gelte auch für Menschen, die sich in Sekten oder anderen extremistischen Gruppen bewegen.
Die Gesprächsbasis ist davon abhängig, wie stark jemand von seiner Einstellung überzeugt ist: Wer noch zweifelt, ist empfänglicher für Argumente – „wenn aber jemand tief drinnen ist, raten wir von ideologischen Debatten ab“, sagt Fabris. Besser sei es, Fragen zu den Quellen zu stellen wie etwa: Woher weißt du das? Findest du das vertrauenswürdig?
Verstehen müsse man auch, dass die Ursachen für den Glauben an Verschwörungstheorien Verunsicherung, eine Krise und ein Gefühl von Kontrollverlust sind. „Wenn jemand seinen Job verloren hat, verunsichert ist oder Ängste hat“, könne es schon helfen, die Sorgen zu sehen und das auch auszusprechen. Bei aller Empathie gilt dies aber nicht für die Ideologie, da kann man klar Position beziehen.
Insgesamt muss man sich auf einen schwierigen Prozess einstellen. Oft ist es ein Erfolg, wenn ein Konsens gefunden wird, etwa das Thema bei Zusammenkünften außen vor zu lassen, oder die Kinder nicht mitreinzuziehen, so Fabris. Sie berichtet von Eltern, die Angst hätten, das Kind werde auf dem Schulweg von Pädophilen entführt (Erzählung der QAnon-Bewegung). „Selbst, wenn die Mutter weiter daran glaubt, geht es pragmatisch darum, dass das Kind den Unterricht besuchen kann und man nicht das Jugendamt einschalten muss.“
Mehr Infos finden Sie unter: beratungsstelleextremismus.at; Helpline: 0800 202044
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