Keine Mehrheit für ein Bettelverbot

Bettler in Salzburg Bild: Walter Schweinöster
ÖVP und FPÖ forderten ein Verbot des stillen Bettelns an belebten Plätzen, SPÖ und Bürgerliste lehnten ab.
Keine Mehrheit für ein Bettelverbot
Der von Salzburgs Bürgermeister-Stellvertreter Harald Preuner (ÖVP) vorgelegteEntwurf für ein Bettelverbot in der Altstadt fand am Montag keine Mehrheit im Stadtsenat. Die Bürgerliste lehnte den Plan entschieden ab und sprach von einer „Hetzkampagne“. Die SPÖ war skeptisch, ob eine derartige Verordnung rechtlich auch halten würde; SPÖ-Bürgermeister Heinz Schaden will stattdessen die EU und die Bundesregierung in Briefen auf die Problematik in Salzburg aufmerksam machen.

Sie kommen aus Rumänien, Bulgarien und der Slowakei; sie sitzen auf Brücken, vor Kirchen, in Hauseingängen; sie humpeln auf zu kurzen Krücken und mit seltsam verdrehten Füßen durch die Altstadt – und sie wurden seit Juni vergangenen Jahres immer mehr. Seit den 1970er-Jahren war Betteln in Salzburg verboten gewesen. Doch Ende Juni 2012 hob der Verfassungsgerichtshof das 33 Jahre alte Gesetz auf, weil es gegen den Gleichheitsgrundsatz und das Grundrecht auf Meinungsfreiheit verstoße.

Neues Gesetz

Bettler, Straßenmusiker und Zeitungsverkäufer nutzten daraufhin den rechtsfreien Raum – und Politik und Polizei konnten nur tatenlos zusehen. Im Herbst 2012 beschlossen SPÖ, ÖVP und FPÖ im Landtag ein neues Bettelgesetz: Demnach ist seit Anfang 2013 aufdringliches, aggressives und organisiertes Betteln verboten; stilles Betteln bleibt erlaubt.

ÖVP und FPÖ ging das nicht weit genug, sie forderten, das Betteln in bestimmten Bereichen der Altstadt gänzlich zu untersagen, etwa auf Märkten, Brücken und belebte Orte wie Getreidegasse, Linzer Gasse und Judengasse – was nun im Stadtsenat abgelehnt wurde.

Keine Mehrheit für ein Bettelverbot
Salzburger Vizebürgermeister Harald Preuner Bild: Walter Schweinöster
„Was die SPÖ im Landtag mitgetragen hat, ist für die Stadt-SPÖ offensichtlich keine Option. Salzburg wird damit zur Bettlerhochburg“, erklärte ÖVP-„Vize“ Harald Preuner. „Schaden geht vor der Bettel-Lobby in die Knie“, kritisierte die FPÖ „Ich teile die Ansicht der ÖVP, dass das Betteln ein Übel ist“, sagte Heinz Schaden dem KURIER. „Aber wir haben ja nicht einmal die Machtmittel, um so eine Verordnung umzusetzen, sprich: Wir haben keine Polizei.“

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