Verliebt und betrogen: Laut Studie enorm viele "Love-Scam"-Opfer
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit führte eine Dunkelfeldstudie mit 1.500 Teilnehmern zu „Love-Scam “ durch: 350.000 Österreicher sollen Betrügern Geld überwiesen haben.
130.000 Euro hat die Niederösterreicherin Monika L. (Name von der Redaktion geändert) an Philippe Schober überwiesen. Die 81-Jährige glaubte, in dem Mann die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. „Ich wohne allein. Da ist man über jeden Kontakt froh“, schildert L.
Damit ist die Seniorin nicht allein. Laut einer aktuellen Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) haben rund 350.000 Österreicher mindestens einmal in ihrem Leben Geld an „Love-Scammer“ überwiesen.
Also Betrüger, die ihren Opfern Gefühle vorspielen. Die 81-Jährige zählt aber nicht zu der am häufigsten betroffenen Altersgruppe. Nur zwei Prozent der Frauen über 50 erlitten dadurch finanziellen Schaden.
Jüngere viel leichtfertiger
Im Gegensatz dazu sind junge Männer zwischen 17 und 29 am öftesten betroffen. „In dieser Altersgruppe ist der Anteil der männlichen Opfer doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Frauen“, erklärt Armin Kaltenegger, Leiter für Eigentumsschutz beim Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Erst bei über 30-Jährigen habe man eine höhere Skepsis bemerkt, was das Überweisen von Geld an Online-Bekanntschaften anbelangt.
Kaltenegger erklärt dieses Phänomen damit, dass jüngere Generationen durch ihren Online-Konsum deutlich exponierter seien: „Junge Menschen nutzen öfter Online-Plattformen und Dating-Apps, sie weisen allgemein eine höhere technische Affinität auf.
Zudem sind sie leichtfertiger im Umgang mit Online-Bekanntschaften als Ältere“, sagt der Experte. Das Phänomen „Love-Scam“ dürfte mittlerweile aber in allen Gesellschaftsschichten bekannt sein: Neun von zehn der Befragten gaben an, davon bereits gehört zu haben.
„Einzige Ablenkung“
So auch Monika L. Seit März hat die 81-Jährige kein Geld mehr an ihre vermeintlich große Liebe geschickt. „Ich weiß, dass er mich belogen hat“, sagt die Niederösterreicherin. Sie schreibt aber weiterhin mit Philippe Schober.
Beziehungsstatus
Knapp ein Drittel der Opfer war zum Zeitpunkt des Betrugs in einer glücklichen Beziehung. 14 Prozent hatten erst vor Kurzem eine Trennung durchlebt, und 30 Prozent waren schon länger alleinstehend
400 Euro
beträgt die durchschnittliche Schadenssumme
6 Personen
von zehn erstatten laut KFV nach „Love-Scam“ Anzeige
„Ich bin den ganzen Tag allein daheim, habe Pflegestufe 3. Mit ihm zu schreiben ist oft die einzige Ablenkung, die ich habe“, erzählt sie. Er versuche aber auch weiterhin, ihr Geld zu entlocken.
1,5 Millionen angeschrieben
Bei rund 800.000 Österreichern blieb es laut Studie nur beim Versuch, ihre Opfer um Geld zu prellen. 1,5 Millionen Menschen wurden im Schnitt mindestens einmal in ihrem Leben von einem Liebesbetrüger kontaktiert.
Die hohe Anzahl spiegelt sich aber nicht in der Kriminalitätsstatistik wieder. „Love-Scam“ wird nicht speziell erhoben, sondern fällt unter Internetbetrug.
„In den vergangenen zehn Jahren hatten wir rund 142.000 Anzeigen wegen Internetbetrugs insgesamt, davon war nur ein Bruchteil ’Love-Scam’“, so ein Sprecher des Bundeskriminalamts auf KURIER-Anfrage.
Geringe Anzeigenbereitschaft
Dunkelfeldstudien seien aber immer wieder ein Indikator dafür, dass Opfer aus den verschiedensten Gründen keine Anzeige erstatten. "Es braucht sich niemand schämen, der auf die Täter reingefallen ist. Diese spielen bewusst mit den Gefühlen der Betroffenen und nutzen diese schamlos aus", betont der Sprecher
Die Anzeigebereitschaft bei Opfern dieser Betrugsmasche ist generell gering. Das zeigt auch die Studie: Nur 21 Prozent der betroffenen Studienteilnehmer meldeten den Fall auch bei der Polizei.
Was können Betroffene tun, damit es gar gar nicht erst so weit kommt?
„Es ist wichtig, nachzuschauen, auf welchen sonstigen Social-Media-Kanälen die Person noch aktiv ist. Ich empfehle auch, den Namen zu googeln“, sagt Kaltenegger.
Auch die Bildersuche sei ein wichtiges Instrument. „Man sollte Fotos von der Person screenshotten und dann in der Google-Bildersuche hochladen. Da sieht man dann, woher das Foto tatsächlich kommt.“
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