Vergewaltigungsopfer: Klage gegen ein verpfuschtes Leben

Vergewaltigungsopfer: Klage gegen ein verpfuschtes Leben
Eine Salzburgerin fordert vom verurteilten Täter auf dem Zivilrechtsweg Schmerzensgeld und Verdienstentgang.

Lange war nicht klar, ob die heute 30-Jährige an der Verhandlung ihrer eigenen Klage teilnehmen kann. Zu aufwühlend für die Salzburgerin sind die Ereignisse aus dem Jahr 2005 auch heute noch. Nach Streitigkeiten mit ihrer Mutter wohnte die damals 15-Jährige eine Zeit lang bei einem Hundetrainer-Paar.

Der Hundetrainer hat sie dabei mehrmals vergewaltigt. 2012 wurde er wegen fünffacher Vergewaltigung zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt. Im Strafprozess bekam die Salzburgerin 5.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Nun klagt sie in einem Zivilprozess am Bezirksgericht Salzburg zusätzliche 10.000 Euro an Schmerzensgeld und Teilverdienstentgang ein.

Die erste Verhandlung dazu fand am Freitag statt. Ein Aufeinandertreffen mit dem Täter von damals wollte die Klägerin, so gut es geht, vermeiden. Nur für ihre Einvernahme kam sie in den Gerichtssaal, den der Täter in dieser Zeit verlassen musste.

Warten auf Gutachten

Weil es bereits ein rechtskräftiges Strafgerichtsurteil gibt, drehten sich die Fragen vor Gericht nicht um die Fakten von vor 15 Jahren, sondern um die Arbeitsunfähigkeit der 30-Jährigen. Dazu legte der Anwalt der Salzburgerin ein psychologisches Gutachten vor, wonach die Frau an einer „komplexen Traumafolgenstörung“ leide. Der Anwalt des früheren Hundetrainers bestritt die Richtigkeit des Gutachtens.

Die Richterin kündigte an, einen gerichtlichen Sachverständigen zu bestellen. In einem anderen Gutachten heißt es, eine Arbeitsfähigkeit der Salzburgerin sei „noch für längere Zeit gänzlich auszuschließen“.

"Verheerende Spätfolgen"

Das ehemalige Hundetrainer-Paar sieht sich von der Frau dagegen verfolgt und zeichnet ein gänzlich anderes Bild. Sie sei grundsätzlich „arbeitsscheu und faul“, wie mehrmals betont wurde. Zudem sei die Klage aussichtslos, weil bei dem Mann aufgrund eines Einkommens von rund 500 Euro nichts zu holen sei, wie der Anwalt erklärte. Um die Hunde des Paares habe sie sich aber „liebevoll gekümmert“, meinte der Täter.

Die Salzburgerin erzählte, sie wollte ursprünglich Ärztin werden. Nach den Vergewaltigungen sei es dann zu einem Leistungsabfall in der Schule gekommen. An ein normales Leben ist seither nicht zu denken. „Die Spätfolgen sind verheerend, meine Lebensqualität ist beeinträchtigt. Meine komplette Gefühlswelt ist ein Chaos“, sagte die Salzburgerin vor Gericht. Die Verhandlung wurde bis zur Fertigstellung des Gutachtens vertagt.

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