Verbrechen ohne Leiche in Salzburg: Zweiter Beschuldigter in U-Haft

Das Auto des Opfers
Im Zuge eines Autoverkaufs wird in Salzburg eine Strafstat vermutet. Blutspuren des vermissten Irakers in BMW-Kofferraum gefunden.

Im Falle eines verschwundenen Irakers, der Anfang des Jahres in Salzburg Opfer eines Verbrechens geworden sein dürfte, hat die Polizei in der Vorwoche einen zweiten Beschuldigten festgenommen. Der 19-jährige Ungar ist der Halbbruder jenes Verdächtigen, der bereits seit 22. Jänner in Haft sitzt. Wie Marcus Neher, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, am Dienstag zur APA sagte, hat sich der mit europäischem Haftbefehl gesuchte Mann am 14. Februar der Polizei gestellt.

Der vermisste Iraker hatte Ende des vergangenen Jahres auf Facebook seinen PS-starken schwarzen BMW X6 um 17.000 Euro zum Verkauf angeboten. Dabei soll es zwischen dem 2. und 3. Jänner 2023 zu einem Treffen mit einem oder mehreren Interessenten gekommen sein. Seitdem fehlt von dem Mann jede Spur. Im später beim Älteren der beiden Halbbrüder (25) sichergestellten Auto wurden vereinzelt Blutspuren gefunden. Dabei konnte Blut im Kofferraum dem Opfer zugeordnet werden, erklärte Neher heute. Eine Leiche wurde bis dato aber nicht gefunden.

19-Jähriger ist vorbestraft

"Der zweite Beschuldigte räumte bei Vernehmungen ein, bei der Kontaktaufnahme mit dem Opfer wegen des Autokaufs dabei gewesen zu sein, er bestreitet aber jeglichen Zusammenhang mit dem Verschwinden des Opfers." Die beiden Halbbrüder sollen zum vermuteten Tatzeitpunkt gemeinsam in einer Wohnung in Salzburg gelebt haben, gaben den Wohnsitz dann aber für die Vermieterin relativ überraschend auf, berichtete der Staatsanwalt.

Der 19-jährige Ungar ist wegen kleinerer Delikte dreimal vorbestraft, sein Halbbruder (ebenfalls ungarischer Staatsbürger) unbescholten. Laut Neher würden sich die beiden in ihren Aussagen in Details widersprechen - etwa ob der jüngere Beschuldigte bei der Übergabe des Fahrzeug und des Kaufpreises anwesend war oder nicht. Nachdem nach ihm gefahndet wurde, stellte sich der 19-Jährige in der Polizeiinspektion Alpenstraße in der Stadt Salzburg, einen Tag später wurde die U-Haft über ihn verhängt. Er sitzt derzeit in der Justizanstalt in Wels ein - offenbar um Absprachen mit seinem Halbbruder im Gefängnis zu unterbinden. Auch der 25-Jährige befindet sich in U-Haft. Er ist nach wie vor nicht geständig.

Weitere Widersprüche

Unterdessen laufen die Ermittlungen der Polizei in dem Fall weiter. So gebe es laut Neher noch weitere Widersprüche aufzuklären. "Es geht etwa um den Verbleib von Einkäufen, die das Opfer noch getätigt hat. Der Erstbeschuldigte sagte, er habe das Fahrzeug leer übernommen, das Opfer hätte nur eine Tasche dabei gehabt." Das widerspreche aber Nachrichten, die der Vermisste seiner Lebensgefährtin geschrieben habe. Darin sei es etwa darum gegangen, wie er seine Einkäufe nach Hause bringen wolle. So wurden zwei Balkonblumenkästen, die der Iraker am Tag seines Verschwindens gekauft hat, später in der Nähe des Campingplatzes in Salzburg-Aigen gefunden.

Aufgetaucht ist mittlerweile auch ein Radarfoto, das den BMW bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung in der Stadt Salzburg zeigt. Auf der Aufnahme sind im Wageninneren zwei Personen zu erkennen, näheres lasse sich wegen der schlechten Bildqualität aber vorerst nicht entnehmen.

Handy verschwunden

Nach wie vor jede Spur fehlt vom Handy des Vermissten, das in der Nacht auf 3. Jänner noch im Bereich des Salzburger Untersbergs, der Gemeinde Nussdorf am Haunsberg (Flachgau) und bei Maria Plain am Stadtrand von Salzburg eingeloggt war. Danach verschwand das Telefon aus dem Netz. Das iPhone XS Max wurde jedoch zwei Wochen später, am 15. Jänner um 11.26 Uhr, im Bereich Salzburg-Aigen, Elsbethen oder Glasenbach noch einmal eingeschaltet. Die Polizei geht davon aus, dass jemand das Telefon gefunden und aktiviert hat und ersucht die Finderin oder den Finder, sich mit dem Landeskriminalamt Salzburg in Verbindung zu setzen.

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