Verbotene Trophäen: Tiefer Einblick in Welt der Wilderer
Das, was sich Anfang Juni in Wels zutragen wird, ist eine absolute Ausnahme. Zu diesem einstimmigen Befund kommen Umweltschützer, Ermittler und Jägerschaft. Denn am 2. Juni steht eine professionelle Wildererbande vor Gericht. Die Aufklärung ihrer Delikte, die im Fachjargon unter den Begriff Wildtierkriminalität fallen, gelingt in Österreich nach wie vor nur in den seltensten Fällen. Die Bande muss sich noch dazu nicht nur wegen Eingriffs in fremdes Jagd- und Fischereirecht, sondern auch wegen Vergehen nach dem Waffengesetz und Hehlerei verantworten.
Die acht Angeklagten sollen von 2017 bis Mai 2020 Dutzende wild lebende Tiere verschiedenster Arten getötet haben. Ihnen drohen bis zu drei Jahre Haft. Bei Hausdurchsuchungen waren Unmengen von Fleisch und Trophäen, aber auch ein großes Waffenarsenal samt Schalldämpfern sichergestellt worden. Die Angeklagten sollen in unterschiedlicher Zusammensetzung in den Bezirken Gmunden, Linz-Land, Grieskirchen, Salzburg-Umgebung und Zwettl in Niederösterreich ihr Unwesen getrieben haben. Um Schonzeiten oder Schutzbestimmungen kümmerten sie sich nicht. Teilweise waren sie mit Nachtsichtgeräten, Wärmebildkameras und Schalldämpfern unterwegs. Häufig wurde aus fahrenden Autos heraus geschossen. Drei der Angeklagten dürften eingetragene Jäger gewesen sein, heißt es von der Polizei.
Geschossen oder vergiftet
Die Naturschutzorganisation WWF und die Vogelschutzorganisation Birdlife haben der Wilderei 2020 sogar einen eigenen Bericht zur Wildtierkriminalität gewidmet. Daraus geht hervor: Mehr als 450 Fälle illegal geschossener, vergifteter oder durch Fallen getöteter Wildtiere wurden in Österreich von beiden Organisationen seit dem Jahr 2000 erfasst. Betroffen waren vor allem geschützte Greifvögel wie zum Beispiel Kaiser- oder Seeadler. Ebenfalls betroffen waren sehr seltene und streng geschützte Säugetiere wie Bären, Luchse oder Wölfe. Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher sein.
„Wilderei ist nach wie vor ein Thema. Das hat nichts mit dem Klischee des Försters vom Silberwald zu tun, wo ein Wilderer gegen einen Förster vorgeht, oder sich ein Zubrot verdient“, erklärt Mario Deutschmann, Verwaltungsdirektor der Kärntner Jägerschaft. Vielmehr würden Rachegelüste gegenüber Jägern, oder die Gier nach seltenen Tieren die Motive hinter den Taten sein.
Dass dabei auch immer wieder Jäger selbst zu Wilderern werden, lässt Deutschmann einen ernsten Ton anschlagen: „Wenn ein Jäger ein geschütztes Tier schießt, oder es in der Schonzeit erlegt, so ist dies genauso als Wilderei zu sehen und ganz klar zu verurteilen.“ Die unterschiedlichen Landesjagdverbände würden in solchen Fällen regelmäßig Ausschlüsse aussprechen.
Sofern sie der Übeltäter habhaft werden. Erst im vergangenen Jahr hatte es in Klagenfurt einen Fall gegeben, bei dem aus einem Auto heraus illegal Tiere abgeschossen worden waren. Der Wilderer wurde nie gefasst. Das Urteil im Fall von Wels wird also mit Spannung erwartet.
Und wie lautet der Appell des Jägers gegenüber möglichen Wilderern? „Man sollte seine Freude über eine Jagdtrophäe doch offiziell teilen können. Das macht die Jagd aus. Wenn ich diese im Keller verstecken muss, verliert die Jagd ihren Sinn.“
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