Steiermark und Kärnten: Mehr als 10.000 Haushalte ohne Strom

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Unwetter verursachte zahlreiche Schäden an Stromleitungen. Freitagfrüh waren in der Steiermark 280 Trafostationen noch außer Betrieb.

Das schwere Unwetter, das in anderen Bundesländern fünf Menschen das Leben gekostet hat, ist Donnerstagnachmittag auch über einen Großteil der Steiermark gezogen. Beinahe im ganzen Bundesland wurden zahlreiche Schäden an Stromleitungen gemeldet. Zwischenzeitlich waren mehr als 75.000 Haushalte ohne Strom. In der Gaal im Bezirk Murtal holten Einsatzkräfte Dutzende Personen, darunter auch Kleinkinder, teils mit Hilfe von Hubschraubern aus Gefahrenbereichen.

Freitagfrüh waren immer noch rund 6.500 Haushalte ohne Strom, bei Einbruch der Nacht waren es noch 40.000 gewesen. „Da ging einiges weiter“, sagte Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, zur APA. Die Schwerpunkte der noch betroffenen Gebiete liege nun in der Weststeiermark und im Murtal. Gut 280 Trafostationen waren in der Früh noch außer Betrieb. Die weiteren Reparaturarbeiten am Freitag werden vom Regen erschwert.

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Windböen hatten Bäume zum Umstürzen gebracht, die die Zufahrtsstraße zum Ingeringsee auf mehreren Kilometern verlegten. Eine Frau, die mit ihrem Wagen von den umgefallenen Bäumen eingeschlossen wurde, alarmierte die Einsatzkräfte, hieß es seitens der Polizei. Als die Einsatzkräfte zum See fahren wollten, war die Straße nicht passierbar. Da nicht klar war, wie viele Menschen beim See eingeschlossen sind, wurde der Polizeihubschrauber Libelle sowie der Rettungshubschrauber Christophorus 99 hinzugezogen. Insgesamt waren 25 Menschen, darunter fünf Kleinkinder, beim See eingeschlossen und aus der Notlage befreit.

Verwüstung in Kärnten

Die schweren Unwetter haben am Donnerstagnachmittag auch in Kärnten, vor allem in den Bezirken Wolfsberg, St. Veit, Feldkirchen und Völkermarkt für Verwüstungen gesorgt. Wie die Landesalarm- und Warnzentrale am Freitag mitteilte, waren 158 Feuerwehren mit 1.400 Feuerwehrleuten im Dienst, 590 Einsätze wurden bewältigt. Am Freitag waren noch 20 Feuerwehren mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Rund 5.000 Haushalten waren noch ohne Strom.

Bis zu 20.000 Haushalte in Unterkärnten waren am Donnerstag zeitweise ohne Strom. Diese Zahl wurde sukzessive gesenkt, sagte Robert Schmaranz von der Kärnten Netz GmbH am Freitag auf APA-Anfrage: "Aktueller Stand ist, dass noch 5.000 Haushalte, vor allem in den Bezirken St. Veit an der Glan und Wolfsberg, ohne Strom sind." 140 Monteure stehen im Großeinsatz, haben allerdings mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen um überhaupt zu den Schadstellen zu kommen.

"Gerade im Görtschitztal (Bezirk St. Veit, Anm.) gibt es schwere Schäden. Da sind Wege gesperrt und müssen erst geräumt werden, man muss sich förmlich den Weg freischneiden", so Schmaranz. Bis wann die Stromversorgung wieder flächendeckend hergestellt ist, könne man nicht sagen, die Situation ändere sich von Stunde zu Stunde.

Lage hat sich gebessert

Nach teils massiven Problemen auf den Kärntner Hauptverkehrsverbindungen am Donnerstag war die Lage am Freitag jedoch bereits um einiges besser: Lediglich die Knappenberger Straße (L90) zwischen Vierlinden und Knappenberg war nach einem Felssturz in beiden Richtungen gesperrt. Die Sperre bleibt voraussichtlich bis zur Beurteilung durch einen Geologen aufrecht.

Im Bereich Reicherhube befanden sich weitere 34 eingeschlossene Personen. Der Weg zu diesem Bereich konnte durch die Feuerwehr Bischoffeld freigelegt werden. Die Helferinnen und Helfer brachten die Menschen anschließend in das Rüsthaus. Vier Forstarbeiter konnten sich selbstständig über Wanderwege aus dem Gefahrenbereich im Ingeringgraben in Sicherheit bringen. Alle 63 Personen, die von den Evakuierungen betroffen waren, blieben unverletzt.

Stromleitungen beschädigt

Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, sagte zur APA, dass wegen der massiven Schäden an den Stromleitungen alle Kräfte in den Einsatz gerufen und sogar Monteure aus dem Urlaub in den Dienst geholt wurden. Am Abend waren rund ein Viertel aller steirischen Trafostationen außer Betrieb. Neben Niedrigspannungsleitungen ist auch eine Hochspannungsleitung betroffen: In Fisching nahe Zeltweg wurden Strommasten einer 220-kV-Leitung, welche die Umspannwerke Obersielach und Hessenberg verbinden, beschädigt.

"Das Ausmaß der Schäden ist enorm", so Harnik-Lauris im APA-Gespräch. Lediglich die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld und Südoststeiermark blieben weitgehend verschont. In den vergangenen zehn Jahren habe es keine solche Schäden gegeben - vor allem nicht in so einem großen Raum. Das Ausmaß sei durchaus mit Sturmtief "Paula" 2008 zu vergleichen. Ein Blackout sei die Situation übrigens nicht, aber es handelt sich um eine "großflächige Störung" im Energienetz, die nun sukzessive behoben werde. Bei Einbruch der Dunkelheit waren noch rund 40.000 steirische Haushalte ohne Strom.

Der Schienenverkehr in Kärnten und der Steiermark war großflächig ausgefallen, in der Steiermark gab es überhaupt keinen Zugverkehr. Die ÖBB teilten am Abend auf Twitter mit, dass auch keine Fernverkehrszüge von Wien Richtung Süden fahren. Zwischen Bruck an der Mur und dem Grazer Hauptbahnhof fährt ein Dieselzug im Pendelverkehr, twitterte die Bahn.

Aus den meisten steirischen Bezirken wurden teils schwere Schäden an Stromleitungen sowie auf Straßen, Gebäuden und durch auf Fahrzeuge gestürzte Bäume gemeldet. Zahlreiche Hausdächer wurden abgedeckt. Im Grazer Bezirk Gösting durchschlug ein Baum die Windschutzscheibe eines fahrenden Pkw. Die drei Insassen blieben dabei unverletzt. Gleiches gilt für die Insassen eines Linienbusses in der St. Peter-Hauptstraße, auf den Teile eines Daches gestürzt waren. Ein Fahrgast erlitt allerdings einen Schock und wurde vom Roten Kreuz behandelt.

Das Unwetter hat auch die MotoGP in Spielberg getroffen. Entgegen ersten Meldungen wurden nur vereinzelt Zelte durch die Sturmböen zerstört. "Wir sind da mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Feuerwehreinsatzleiter Erwin Grangl zur APA. Der Tourismusverband Murtal hat dennoch eine Hotline für Camper, die nun kein Quartier haben, eingerichtet: 03577/26600.

1.000 Einsätze in 24 Stunden

Die Landesleitzentrale „Florian Steiermark“ verzeichnete in den vergangenen 24 Stunden mehr als 1.000 Einsätze - Graz ausgenommen. Knapp 400 Feuerwehren waren im Unwettereinsatz. Die Hotspots waren die Bereiche Bruck an der Mur, Graz-Umgebung, Leoben, Voitsberg, Knittelfeld, Mürzzuschlag, Deutschlandsberg und Judenburg. In Bruck waren auch Freitagfrüh noch einige Straßenzüge gesperrt, das Freibad bleibe vorerst geschlossen, hieß es in einer Aussendung. Zahlreiche Bäume und Äste waren in die Becken gestürzt. Die durch den Sturm beschädigte Turmspitze am Brucker Schlossberg wurde mittels Hubschraubereinsatz bereits wieder gerade gerichtet. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die abgesperrten Bereiche nicht zu betreten, vor allem sollten sie die Parks umgehen.

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